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Überlegenheit unserer neuen Technologie demonstriert. Niemand mehr wird je das Internet und die Suchmaschinen abschaffen wollen, die doch so mächtig sind, jeden Irrtum, jede Lüge in Sekundenbruchteilen zu widerlegen! Ist das nicht hübsch? Pro und contra in einem Atemzug.«
Das Auditorium honorierte seine Ausführungen mit freundlichem Applaus. Togg-Jockey Erik bezog ihn auf sich und verbeugte sich hinter seinem Regiepult. Der Applaus steigerte sich ein bisschen. Ein paar Leute lachten, doch Erik strahlte.
»Mittagspause«, rief Nikolas Holzwanger in den Trubel hinein.
So schlecht, wie er befürchtet hatte, war die Veranstaltung gar nicht gelaufen. Nur Ranchins seltsame Begeisterung für die Klingen der Samurai konnte er nicht nachvollziehen. Aber was sollte man von einem Franzosen schon anderes erwarten?
Seine Nation hatte schließlich die Guillotine erfunden.
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34
Berlin (Moabit)
Dienstag, 27. Juli, 12 : 30
Der Untersuchungsrichter am Landgericht Moabit blätterte in der Akte PA / II – 397 und schüttelte missmutig den Kopf. Dann drückte er auf den Knopf seiner Sprechanlage und befahl, den Häftling vorzuführen. Ein Vollzugsbeamter geleitete Anton Purgler hinein.
»Herr Purgler, das tut mir persönlich leid«, sagte der Untersuchungsrichter im bedauernden Tonfall.
Anton Purgler hob den Blick. Einen solchen Auftakt hatte er nicht erwartet.
»Sie waren verletzt, als man Sie verhaftete?«
Purgler nickte.
»Ist das zu Ihrer Zufriedenheit behandelt worden?«
»Klar doch! Geht nichts über die hauseigene Klinik.«
Er hielt die Handfläche in die Höhe, auf der man eine sauber verheilte Narbe sehen konnte.
Der Richter seufzte: »Gut.«
Wenigstens war nicht mit einer Klage gegen die Justiz zu rechnen. Dennoch ließen sich einige behördliche Mängel nicht verschweigen: »Man hat sie am 8. Juli um 0.45 Uhr vor Ihrer Wohnung in Schöneberg festgenommen. Grund dafür war eine anonyme Anzeige, die Sie des Diebstahls mehrerer Kisten wertvoller Folianten bezichtigte. Und da Sie leider auf Bewährung draußen waren –«
»… hat man mich eingelocht!«
»… haben Sie die Kollegen POM Gnitzke und POM Konwitschny der JVA Moabit zugeführt, ja.«
Er seufzte noch einmal.
»Bei diesem Verfahren sind Fehler gemacht worden. Zunächst einmal bietet eine anonyme Anzeige per Telefon keinen Inhaftierungsgrund, Bewährung hin oder her. Es hätte zu einer zeitnahen Überprüfung des Diebesguts kommen müssen. Eine solche ist zwar acht Tage später erfolgt, doch wurden die Ergebnisse leider nicht unverzüglich dem Haftrichter zugeleitet. Schließlich hat heute früh jemand angerufen, um die Anzeige zu widerrufen, von der er behauptete, sie am 8. Juli um 0.30 Uhr rechtsirrtümlich abgegeben zuhaben. Die präzise erinnerten Daten deuten darauf hin, dass es sich tatsächlich um den damaligen Anrufer handelt.«
Der Untersuchungsrichter überflog eine Liste, die zuoberst der Akte lag.
»Wie ich inzwischen weiß, haben die Kollegen von der Kripo jedes einzelne Buch auf seine Herkunft hin überprüft. Das war nicht sonderlich schwierig, weil alle aus Bibliotheken stammten und das jeweilige Sigel trugen. Tatsache ist: Keines der Bücher befand sich noch im Bestand einer Bibliothek. Sie waren alle seit Langem ausgemustert und legal verkauft.«
Purgler war verwirrt: »Sie meinen, ich hab sie nicht gestohlen?«
»Der Anrufer gab vorhin an, die Bücher seien Teil Ihres Lohns als antiquarischer Fachgehilfe gewesen. Von meiner Seite aus gibt es keinen Grund, das anzuzweifeln. Wenn überhaupt ein Vergehen damit verbunden sein sollte, dann höchstens ein steuerliches. Dafür wäre eine andere Kammer zuständig.«
Er streckte Purgler die Hand entgegen.
»Sehen Sie also zu, dass Sie die Einnahmen aus dem Verkauf ordentlich versteuern, dann bleiben Sie ein unbescholtener Mann.«
Anton Purgler erhob sich und sah fragend in Richtung des Vollzugsbeamten. »Heißt das, ich kann jetzt sofort …«
»Na ja, Sie kennen uns. Wir sind in allem etwas langsam«, wiegelte der Richter ab. »Reingesteckt kriegen wir die Leute schnell, die Enthaftung dauert ein bisschen länger. Der Anrufer wollte wissen, wann sich die Gefängnistore vor Ihnen wieder öffnen. Ich versprach ihm, dass wir das bis morgen früh geschafft haben werden. Er will Sie dann abholen.«
Das waren gute Nachrichten. Dann konnte sich Purgler das intrigante Arschloch gleich vorknöpfen.
Darauf freute er sich jetzt schon.
»Ganz am Rande und
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