Tohuwabohu
mußte.
»Ist mit Ihnen auch bestimmt alles in Ordnung?« fragte er. Es klang, als rede der Kommandant im Fieber. »Natürlich ist mit mir alles in Ordnung«, schnappte der Kommandant zurück. »Warum zum Teufel sollte denn etwas nicht in Ordnung mit mir sein?«
»Naja, ich dachte nur ...«
»Es interessiert mich einen Dreck, was Sie dachten. Sie werden hier nicht zum Denken bezahlt. Sie werden dafür bezahlt, daß Sie meinen Befehlen gehorchen. Und ich befehle Ihnen, jedes verdammte Schild, das wir haben, herzuschaffen und jeden verdammten Polizisten und jeden verdammten Schäferhund ...« Kommandant van Heerdens Aufzählung ging weiter, während Verkramp in seinem Hirn verzweifelt nach den Gründen für diesen Einsatz suchte. Van Heerdens letzte Anordnung überbot alles Dagewesene. »Kommen Sie über eine Schleichroute hierher. Ich will kein öffentliches Aufsehen.« Und ehe der Luitenant fragen konnte, wie er wohl mit einem Konvoi aus sechs Schützenpanzern, fünfundzwanzig Lastwagen und zehn Suchscheinwerfern, ganz zu schweigen von den siebzig Schäferhunden und den mehreren Dutzend riesigen Warnschildern, die den Ausbruch von Beulenpest und Tollwut bekanntgaben, jedes öffentliche Aufsehen vermeiden solle, hatte der Kommandant den Hörer bereits aufgelegt. Kommandant van Heerdens zweiter Anruf ging an den Polizeikommissar von Zululand. Während der Kommandant zwischen all der Fauna und Flora in der Halle stand, zögerte er einen Augenblick, ehe er diesen zweiten Anruf losließ. Wenn er seine Forderung nach Ausnahmebefugnissen vorbrächte, sah er im Geiste eine Reihe von Schwierigkeiten sich über seinem Haupt zusammenbrauen, von denen nicht die geringste der schiere Unglaube war, auf den seine erklärte Ansicht als Polizeioffizier sicher stoßen würde, daß die Tochter des seligen Richters Hazelstone nicht nur ihren Zulu-Koch ermordet, sondern vor dieser Tat bereits acht Jahre lang regelmäßig mit ihm rumgehurt habe, nachdem sie seine Zeugungsorgane mit intramuskulären Injektionen massiver Dosen Novocain total taub und gefühllos gemacht hatte. Kommandant van Heerden wußte, was er mit einem untergebenen Beamten täte, der ihn mitten an einem heißen Sommernachmittag anriefe, um ihm so eine Lügengeschichte aufzutischen. Er beschloß, die Einzelheiten des Falles wegzulassen. Er würde die möglichen politischen Folgen einer Mordtat hervorheben, in die die Tochter eines außerordentlich bedeutenden Richters verwickelt sei, der zu seinen Lebzeiten Südafrikas Hauptverfechter der Todesstrafe gewesen war, und den Bericht über Miss Hazelstones subversive Aktivitäten, den Luitenant Verkramp nach Pretoria geschickt hatte, dazu benutzen, die Notwendigkeit von Ausnahmebefugnissen zu rechtfertigen. Kommandant van Heerden faßte sich ein Herz, griff zum Telefon und machte seinen Anruf. Überrascht stellte er fest, daß der Kommissar gegen seine Forderungen gar keine Einwände erhob. »Ausnahmebefugnisse, van Heerden? Aber natürlich, bedienen Sie sich. Sie wissen am besten, was zu tun ist. Ich überlasse die Angelegenheit vollkommen Ihnen. Tun Sie, was Sie für das beste halten.«
Kommandant van Heerden legte den Hörer mit verdutztem Stirnrunzeln auf die Gabel. Er hatte den Kommissar nie gemocht und vermutete, daß seine Gefühle erwidert wurden. Und wirklich hegte der Kommissar die glühende Hoffnung, daß Kommandant van Heerden eines Tages einen so unverzeihlichen Fehler beginge, daß man ihn kurzerhand degradieren könne, und so hysterisch, wie sich der Kommandant am Telefon benommen hatte, schien ihm, daß der Tag seiner Rache nahe sei. Sofort strich er alle Termine für den nächsten Monat, nahm seinen Jahresurlaub an der Südküste und hinterließ die Anweisung, daß er nicht gestört werden dürfe. Die nächste Woche brachte er in der Sonne liegend im sicheren Wissen zu, daß er van Heerden genügend Leine gelassen hatte, damit der sich daran aufhängte.
Mit Ausnahmeermächtigungen ausgestattet, die ihn zum Herrn über Tod und Leben von 70 000 Piemburgern machten und ihm das Recht gaben, Zeitungsartikel zu verbieten und nach Gutdünken alle, deren Nase ihm nicht gefiel, zu verhaften, einzusperren und zu foltern, war der Kommandant immer noch kein glücklicher Mensch. Die Ereignisse des Tages hatten ihren Tribut von ihm gefordert.
Um von seinen Problemen Abstand zu gewinnen, wandte er sich einem lebensgroßen Porträt von Sir Theophilus Hazelstone zu, das am Fuß der großen Treppe hing und ihn im vollen
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