Tohuwabohu
Polizisten in Zivil, die Luitenant Verkramp auf direktem Weg nach Jacaranda Park geschickt hatte und die äußerst vorsichtig und im Abstand von jeweils fünfundzwanzig Metern hintereinander herankamen, hörten den Schuß, beratschlagten sich miteinander und begannen dann, mit gezogenen Revolvern und einer derartigen Heimlichtuerei zum Haupttor vorzurücken, daß sie den Argwohn von Wachtmeister Els in seinem Bunker geradezu erregen mußten.
Auch Kommandant van Heerden, der fröhlich die Auffahrt heraufmarschierte, hörte den Schuß, aber er war so damit beschäftigt, die genaue Zahl der Stockschläge auszurechnen, die Jonathan Hazelstone erhalten würde, bevor man ihn hängte, daß der Knall eines Schusses aus Eisens Richtung ihm kaum zu Bewußtsein kam. Noch nie hatte er im übrigen einen Fall so schnell gelöst, und eben hatte er noch neue Gründe entdeckt, die seine Annahme bestätigten, daß Jonathan Hazelstone der Mörder sei. Ihm war eingefallen, daß Luitenant Verkramps Bericht über die Familie Hazelstone die Information enthalten hatte, daß Miss Hazelstones Bruder ein Strafregister mit Betrugs- und Unterschlagungssünden besitze und daß die Familie ihn ausbezahlt habe, damit er in irgendeiner gottverlassenen Gegend von Rhodesien leben könne. Erst als der Kommandant eine ganze Salve von Schüssen, gefolgt von den Schreien Verwundeter, aus der Richtung des Haupttors hörte, kam ihm der Verdacht, daß Els seine Anweisungen wieder mal zu großzügig auslegte. Er eilte los, um das Tor zu erreichen, bevor die Situation völlig außer Kontrolle geriet, aber die Schüsse folgten mittlerweile so gefährlich dicht aufeinander und waren derart ins Blaue gezielt, daß er gezwungen war, in einer Mulde neben der Auffahrt in Deckung zu gehen. Da lag er und bedauerte allmählich, daß er Els die Erlaubnis gegeben hatte, gezielt zu schießen. Die verzweifelten Schreie ließen vermuten, daß Els zumindest in bescheidenem Maße Erfolg hatte. Als vereinzelte Kugeln über seinen Kopf wegsausten, fragte sich der Kommandant verzweifelt, wer wohl um alles in der Welt versuche, sich mit seinem Assistenten ein Duell zu liefern.
Wachtmeister Els in seinem Bunker sah sich demselben Problem gegenüber. Die fünf unheimlichen Gestalten, die mit Revolvern in der Hand um die Straßenecke gekrochen waren, hatten so deutlich die Absicht gehabt, unbefugt den Park zu betreten, daß er auf die ersten zwei ohne Zögern geschossen hatte. Die Antwort, die in Gestalt von Kugeln durch die Ligusterhecke gepfiffen kam, schien sein Vorgehen gutzuheißen, und so riß Els die Munitionsschachteln auf und bereitete sich auf eine lange Schlacht vor. Zehn Minuten später wurden die Kriminalbeamten durch ein weiteres Dutzend verstärkt, und Els wandte sich der Aufgabe, die Toreinfahrt zu verteidigen, mit einem Vergnügen zu, das seine Erwartung, der Nachmittag werde sich noch als interessant erweisen, voll bestätigte.
Luitenant Verkramp hatte mit seinen eigenen Schwierigkeiten zu kämpfen. Beim Versuch, die Anweisungen Kommandant van Heerdens auszuführen, war er auf eine Unmenge Probleme gestoßen. Es war schon schwierig genug gewesen, alle Mitglieder der Piemburger Polizei, inklusive die im Bett liegenden oder herumlaufenden Kranken, an ihrem Rugby nachmittag in die Kaserne zu beordern. Aber als das geschafft war, sah er sich mit dem Problem konfrontiert, ihnen erklären zu müssen, wo's nun hinginge und warum, und da Kommandant van Heerden versäumt hatte, ihm den Zweck der Expedition mitzuteilen, hatte er seine eigenen Schlüsse ziehen müssen. Die einzigen beiden Tatsachen, die er den löcherigen Instruktionen des Kommandanten entnommen hatte, waren die, daß in Jacaranda Park die Tollwut gleichzeitig mit der Beulenpest ausgebrochen war, eine dermaßen tödliche Verbindung von zwei Krankheiten, daß es ihm absolut schwachsinnig erschien, sechshundert gesunde Männer auch nur in die Nähe dieses Ortes zu schicken. Seiner Meinung nach wäre es viel besser gewesen, sie genau in die entgegengesetzte Richtung zu schicken. Auch begriff er nicht, warum sechs Schützenpanzerwagen gebraucht wurden, um den Seuchenausbruch zu bekämpfen, es sei denn, der Kommandant meinte, sie wären nützlich, um den Aufruhr niederzuschlagen, der sicherlich ausbräche, wenn die Nachricht öffentlich bekannt würde. Der Befehl, die Suchscheinwerfer mitzubringen, tat ein übriges zur Verwirrung des Luitenants, und er konnte nur vermuten, daß sie gebraucht würden, um nachts
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