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Tohuwabohu

Tohuwabohu

Titel: Tohuwabohu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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beredtes Zeugnis von der Hitze der Gase ab, die die Kugeln aus den Läufen trieben: Auf ihr sah man deutlich vier Streifen geschmolzenen, hellglänzenden Asphalts dorthin weisen, wo einmal das dichte Gestrüpp gewesen war, das ihm den Blick auf seine Gegner versperrt hatte. Wachtmeister Els brauchte sich nun nicht mehr zu beklagen, daß er nicht sehen konnte, worauf er schoß. Die Deckung, die seine Feinde benutzt hatten, war so ziemlich weg. Der Abhang war nackt, kahl und abgesengt, und es war zweifelhaft, ob er jemals wieder so aussehen werde wie früher. Dieser Zweifel bestand nicht bei den fünf Gebilden, die am Boden liegengeblieben waren. Nackt, kahl und grauenhaft verstümmelt, brauchten die fünf Kriminalbeamten, die vor Eisens Kugeln in den Büschen Deckung gesucht hatten, nun eine ganz andere Deckung, als sie ihnen ein paar Büsche bieten konnten. Und da sie auf der Stelle tot waren, waren sie in gewisser Weise glücklicher dran als ihre überlebenden Kameraden, von denen einige, wie Els mit Befriedigung feststellte, nackt und geschwärzt und deutlich in einem Zustand geistiger Verwirrung herumwanderten. Els nutzte ihren wehrlosen Schockzustand, um ein paar von ihnen mit seinem Revolver außer Gefecht zu setzen, und es überraschte ihn nicht besonders, daß, sie von ihren neuerlichen Verwundungen, die nach den Verheerungen der Elefantenbüchse natürlich einen ziemlichen Rückschritt darstellten, nur wenig Notiz zu nehmen schienen. Die übrigen Zivilbeamten, die von der Wirkung der Salve verschont geblieben waren, zogen sich, nachdem sie ihre nackten und verstörten Kollegen aus der Schußbahn von Eisens wahllosen Zielübungen gezerrt hatten, den Hügel hinunter zurück und warteten auf die Ankunft des Hauptkonvois, ehe sie ihren Angriff auf die Ligusterhecke wiederaufnehmen wollten. Luitenant Verkramp, der im Turm des voranfahrenden Schützenpanzers stand und die enorme Explosion gehört hatte, war augenblicklich zu dem voreiligen Schluß gelangt, das Waffenlager der Polizeikaserne sei von Saboteuren in die Luft gejagt worden. Nach dem Chaos und der Panik, die der Konvoi auf seiner Fahrt durch das Land hervorgerufen hatte, kam das nicht sehr überraschend. Aber als er auf die Stadt hinuntersah, konnte er nichts erblicken, was diese Vermutung bestätigt hätte. Piemburg lag da in seiner stillen, friedlichen Senke unter dem wolkenlosen, blauen Himmel. Das einzig Ungewöhnliche, das er durch sein Fernglas ausmachen konnte, war eine ununterbrochene Autoschlange, die sich aus Vlockfontein langsam über die Hauptstraße bewegte.
    »Da unten ist ’ne Beerdigung«, murmelte er leise vor sich hin und fragte sich, erstaunt über die kolossale Länge des Leichenzugs, was für ein bedeutender Mensch da wohl gestorben sei. Erst als er um die nächste Ecke bog und das Grüppchen nackter und völlig hysterischer Polizeibeamter sah, wurde ihm zum ersten Mal klar, daß Kommandant van Heerdens kopflose Instruktionen doch wohl nicht ganz ungerechtfertigt waren. Was immer auch in Jacaranda Park vor sich ging, es verdiente die außerordentliche Machtdemonstration, die der Polizeikonvoi darstellte.
    Er hob die Hand, und der Kampfverband kam quietschend zum Stehen. »Was zum Teufel ist denn hier passiert?« fragte er. Die Frage, was geschehen sei, war eigentlich nicht nötig. Nackt und pulvergeschwärzt, bot die kleine Gruppe der Beamten einen mitleiderregenden Anblick, »Irgend etwas hat auf uns geschossen«, kriegte schließlich einer von ihnen heraus. »Was meinen Sie mit ›etwas‹?« schnauzte Verkramp. »Ein Busch. Ein Busch oben an der Toreinfahrt. Immer, wenn jemand irgendwie in seine Nähe kommt, schießt er.«
    »Ein Busch? Irgend jemand hinter dem Busch, wollen Sie wohl sagen. Warum haben Sie nicht zurückgeschossen?«
    »Verdammt noch mal, was glauben Sie eigentlich, was wir gemacht haben? Aber hinter dem Busch ist niemand. Darauf schwöre ich jeden Eid. Wir haben Hunderte von Salven in den verfluchten Busch reingepumpt, und trotzdem schießt er immer noch zurück. Ich sage Ihnen, er ist einfach total verhext, dieser Busch.«
    Luitenant Verkramp blickte unsicher die Straße entlang. Bestimmt würde er nicht auf jeden Blödsinn mit verhexten Büschen reinfallen, aber andererseits sah er deutlich, daß irgendwas ziemlich Außergewöhnliches die Männer in ihre erbärmliche Lage gebracht hatte. Es schwebte ihm schon auf der Zunge, zu sagen: »Sie haben wohl nicht alle Tassen im Schrank«, aber da ihnen auch ungefähr

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