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Tohuwabohu

Tohuwabohu

Titel: Tohuwabohu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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spähte hinaus zum Schwimmbecken. Der Besitzer des schwarzen Anzugs mußte dort draußen sein und ihn beobachten. Aber in der Wasserfläche des Pools spiegelte sich nichts Unheildrohenderes als die Sterne und der zunehmende Mond, der eben aufging. Die Winkel des Beckens bargen keine seltsamen Schatten, und da wußte Els, daß er hier allein war mit einem dunklen Anzug, einer Elefantenbüchse und der Notwendigkeit, sich ein Alibi auszudenken.
    »Ligusterhecken bringen mir anscheinend Glück«, dachte er und nahm sich vor, in seinem Vorgarten eine anzupflanzen, wenn er jemals wieder lebend aus dieser Patsche herauskäme. Er zündete ein zweites Streichholz an und besah sich die Sachen genauer. Zuerst dachte er, er könnte sie vielleicht als Verkleidung benutzen, aber die Hosen waren viel zu weit für ihn, und das Jackett, das er anprobierte, hätte ihm als Wintermantel dienen können. Die schwarze Weste ohne Knöpfe verwirrte ihn ein bißchen, bis er das Beffchen daran entdeckte. Wachtmeister Els gab jeden Gedanken auf, die Sachen zum Verkleiden zu benutzen. Er hatte zu große Ehrfurcht vor der Religion, um diese Gewänder mit seiner Person zu entweihen. Statt dessen benutzte er sie dazu, seine Fingerabdrücke von der Elefantenflinte zu wischen. Da er ein Fachmann im Beseitigen von wichtigen Beweisen war, gab es, als er fertig war, nichts mehr, was ihn und die Flinte hätte miteinander in Verbindung bringen können.
    Zwanzig Minuten später verließ Wachtmeister Els in munterer Stimmung den Pavillon und schlenderte fröhlich durch den Park auf Piemburg zu. Hinter sich ließ er alles zurück, was ihn mit dem Massaker am Haupttor in Beziehung brachte. Die Elefantenbüchse war unter den Kleidern des Pfarrers versteckt. In einer Gesäßtasche der Hose steckte sein Revolver, und die Jackentaschen bauschten sich von den leeren Patronenschachteln, die er sorgfältig vom Bunkerfußboden aufgesammelt hatte. Jedes einzelne Stück war gewissenhaft geputzt. Kein Spurenexperte konnte beweisen, daß Wachtmeister Els sie je benutzt hatte. Schließlich (und schon mit einem Stich ins Schrullige) hatte er die Alter-Nashornhaut- Brandy-Flasche in die Innentasche des Jacketts gesteckt. Sie war leer gewesen, und für leere Flaschen hatte er nun mal keine Verwendung.
    Aber als er die Flasche in die Tasche schob, machte er eine andere nützliche Entdeckung. Die Tasche enthielt eine Brieftasche und einen Kamm. Wachtmeister Els kramte die anderen Taschen durch und fand darin ein Taschentuch und mehrere andere Dinge.
    »Es geht nichts über ’ne sauber gemachte Arbeit«, dachte er, steckte die Sachen ein und machte sich auf den Weg, um dem Bunker einen letzten Besuch abzustatten. Als er dort ankam, hatte er sein Selbstvertrauen wiedergewonnen. Polizeibeamte liefen herum und besahen sich den brennenden Schützenpanzer, aber niemand nahm irgendwelche Notiz von dem Wachtmeister, der für eine Sekunde hinter der Ligusterhecke verschwand, ehe er die Straße in Richtung Piemburg hinunterspazierte. Unterwegs hielt er an, um ein Schild zu lesen, das gerade von einer Gruppe Polizisten angenagelt wurde. Eine Stunde später stand Wachtmeister Els mit Schaum vor dem Mund und allen Symptomen von Tollwut vor der Unfallstation des Piemburger Krankenhauses. Ehe sie ihn ins Bett kriegen konnten, hatte er zwei Schwestern und einen Arzt gebissen.
    Am Eingang von Jacaranda Park zeigte Kommandant van Heerden den Männern, die sich unter der Qualmwolke um ihn scharten, ganz ähnliche Symptome. Besonders das Verschwinden von Luitenant Verkramp brachte ihn in Harnisch. »Vermißt? Was soll das heißen: vermißt?« schrie er Sergeant de Haen an.
    »Er kam zur Erkundung hier rauf, Sir«, antwortete der Sergeant.
    »Ist er etwa in dem Ding hier gekommen?« fragte der Kommandant etwas hoffnungsvoller und sah auf den ausgebrannten Schützenpanzer.
    »Nein, Sir. In Maske.«
    »In was?« bellte der Kommandant.
    »Er war als Busch verkleidet, Sir.«
    Kommandant van Heerden traute seinen Ohren nicht. »Als Busch verkleidet? Was denn für ein Busch?«
    »Schwer zu sagen, Sir. Kein sehr großer.« Kommandant van Heerden wandte sich den Männern zu. »Jemand von Ihnen einen kleinen Busch hier in der Gegend gesehen?«
    Schweigen senkte sich über die Polizisten. Alle hatten sie einen kleinen Busch hier in der Gegend gesehen. »Genau hinter Ihnen steht einer, Sir«, sagte ein Wachtmeister. Der Kommandant drehte sich um und sah auf das, was von der Ligusterhecke übrig war. Das war

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