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Tohuwabohu

Tohuwabohu

Titel: Tohuwabohu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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entlassen und bestraft, weil er ein Mitschuldiger war, und zwar vor, während und nach dem Mord an den Polizeibeamten, die zweifellos in Wachtmeister Elsens Kugeltornado am Haupttor gefallen waren, würde er den Rest seines Lebens im Gefängnis mit Leuten zubringen müssen, die ihm zu einer solchen Riesenmenge Undank verpflichtet waren, wie sie keine Qual vergelten konnte. Der Tag, an dem er ins Piemburger Gefängnis käme, wäre vielleicht nicht sein letzter, ganz sicher aber sein schlimmster. Von denen, die Geständnisse unterschrieben hatten, nachdem sie von Wachtmeister Els in den Zellen des Piemburger Polizeireviers gefoltert worden waren, gab es zu viele, als daß ihm die Aussicht auf ihre Gesellschaft im Gefängnis hätte lieb sein können.
    Nach einem kurzen Schluchzer versuchte Kommandant van Heerden, darüber nachzudenken, wie er sich aus der Bredouille befreien könnte, in die Els ihn geritten hatte. Nur eines konnte ihn im Augenblick retten, und das war die erfolgreiche Verhaftung des Mörders von Miss Hazelstones Zulu-Koch. Nicht daß er auf diese Leistung große Hoffnungen gesetzt hätte, außerdem würde sie nicht das Blutbad erklären helfen, das Els angerichtet hatte. Els würde wegen Massenmords angeklagt werden, und es gab nur die Chance, daß man ihn überreden könnte, Schwachsinn zu simulieren. Wenn man’s recht bedachte, hatte es der Scheißkerl gar nicht nötig zu simulieren. Er war offensichtlich verrückt. Die Tatsachen sprachen für sich selbst.
    Von dieser schwachen Hoffnung beflügelt (und ganz sicher nicht von der explodierenden Munition in dem vormals rollenden Verbrennungsofen), erreichte Kommandant van Heerden das Parktor. Er kletterte über den Haufen verknäulten Metalls und sah sich um. Eine schwarze Rauchwolke verdunkelte den Nachthimmel. Sie quoll aus dem offenen Turm des Schützenpanzers und drang aus den Löchern an den Seiten. Sogar der Kommandant in seiner Aufregung nahm den Geruch wahr. Es roch wie sonst nichts auf Erden. Kommandant van Heerden nahm einen tiefen Atemzug von dem ekelhaften Zeug, dann brüllte er in die Nacht hinaus: »Wachtmeister Els«, schrie er, »Wachtmeister Els, wo in drei Teufels Namen sind Sie?«, und bemerkte die Blödheit seiner Frage, sobald er sie von sich gegeben hatte. Els würde sich in dem Moment wohl kaum zeigen. Eher würde er seinen Kommandeur mit demselben Vergnügen in die Ewigkeit schicken, wie er es mit seinen Kameraden getan hatte. Nach einem kurzen Schweigen, das nur vom Knallen und Pfeifen der Kugeln unterbrochen wurde, die im Innern des Schützenpanzers durch die Gegend flogen, schrie der Kommandant noch mal. »Hier spricht Ihr Kommandeur, ich befehle Ihnen, das Feuer einzustellen.«
    Kommandant van Heerdens merkwürdiger Befehl verblüffte die Männer im Konvoi unten auf der Straße und ließ ihre Herzen vor Bewunderung heiß erglühen. Der Kommandant war dort oben am Tor und hatte den Irren offenbar gefaßt, der sie niedergemetzelt hatte. Aber ein Rätsel war ihnen diese Entwicklung doch, denn der Kommandant war nicht bekannt dafür, mutig zu sein. Langsam, aber sicher liefen sie zögernd die Straße entlang auf ihn zu.
    Wachtmeister Els machte sich in einer ganz anderen Richtung aus dem Staub, während er sich den Kopf darüber zerbrach, wie er aus der Tinte käme, in der er saß. Vor allem mußte er erst mal die Elefantenbüchse verstecken, und dann würde er sich ein Alibi zusammenbasteln. Wenn er an das Format der Flinte dachte, war er nicht sicher, welche Aufgabe schwieriger wäre, und er überlegte gerade, ob er sie nicht einfach auf die Veranda, wo er sie gefunden hatte, zurückbringen solle oder nicht, als er schon wieder auf eine Ligusterhecke stieß. Aus seiner jüngsten Erfahrung mit Ligusterhecken hatte er gelernt, daß sie sich ideal dazu eigneten, etwas zu verstecken. Els linste durch die Hecke, und nachdem er sich vergewissert hatte, daß das Schwimmbecken genau das war, was es zu sein vorgab, und nicht schon wieder eine von Sir Theophilus’ kleinen Fallen, schlüpfte er durch die Einfriedung und schlich hinüber zu einem kleinen, geschmackvollen Pavillon, der an einem Ende der Anlage stand. Einen Moment lang tappte er im Finstern herum, dann zündete er ein Streichholz an. In dessen Lichtschein sah er, daß der Pavillon ein Umkleideraum mit lauter Kleiderhaken an den Wänden war. Zu seinem Schrecken sah er, daß einer der Haken benutzt war. Ein dunkler Anzug hing daran.
    Els pustete das Streichholz aus und

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