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Tohuwabohu

Tohuwabohu

Titel: Tohuwabohu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Schattenriß vor dem Suchscheinwerfer, wie das mächtige Panzerfahrzeug rasselnd zum Stehen kam und langsam in seine Bestandteile zerfiel. Seine Geschütze waren verstummt, die Bereifung nur noch Gummifetzen, und seine Besatzung rieselte sanft, doch unaufhörlich durch hundert Löcher, die in seine Seiten gebohrt waren. Nur ein Mann war eben noch zu dem Versuch imstande, aus dem Ding herauszukommen, und als er sich zuckend aus der Turmöffnung wand, erblickte Els mit erschreckender Deutlichkeit die vertraute Uniform und die Mütze der südafrikanischen Polizei. Der Mann plumpste wieder ins Innere des Turms zurück, und Els, dem zum ersten Mal vage die Größe seines Vergehens dämmerte, wußte, daß er nur einen Steinwurf vom Galgen entfernt war. Er feuerte einen letzten Schuß ab. Der Suchscheinwerfer explodierte, und es war finstere Nacht. Mit verzweifelter Kraftanstrengung sammelte Els alle Beweise seiner jüngsten Aktivitäten zusammen, stolperte aus dem Bunker und schlich sich, seinen grauenhaften Komplizen hinter sich herschleifend, durch den Park davon.

Kapitel 7
    In Jacaranda House sang Jonathan Hazelstone in seiner Badewanne. Er trug eine Badekappe aus Gummi, um seine empfindlichen Ohren gegen das Wasser zu schützen, und teils wegen der Kappe, teils, weil er ziemlich taub war, sang er erheblich lauter, als er sich das vorstellte. Und so hörte er nichts von dem Schlachtenlärm, der seinen Vortrag von »Vorwärts, ihr christlichen Soldaten« begleitete. Das rosafarbene Wasser um ihn herum wirbelte und strudelte und nahm seltsame und verzwickte Muster an, als es der Knall aus der Elefantenbüchse traf. Aber Jonathan Hazelstone hatte keine Zeit, sich um solche Lappalien zu kümmern. Er war viel zu sehr mit seinen eigenen Schwächen beschäftigt. Die Scham über seine Tat und ein unbewußter Stolz darauf gingen in seinen Gedanken durcheinander, und über beidem hing die schreckliche Erinnerung an vergangene Dinge.
    Er versuchte, die entsetzliche Geschichte zu verdrängen, aber sie stellte sich beharrlich immer wieder ein. Trotz seiner Gewissensbisse mußte er immer noch ein bißchen darüber lächeln. Denn schließlich, dachte er, könne es nicht viele noch lebende Menschen geben, die von sich sagen könnten, daß sie getan hätten, was er getan hatte, und ungestraft davongekommen wären. Nicht daß er zum Prahlen geneigt hätte, und sicherlich würde er nicht herumziehen und seine Tat ausposaunen. Andererseits war er so ungeheuer provoziert worden, und letztlich war er der Meinung, sein Handeln sei in gewisser Weise entschuldbar gewesen. »Alte Nashornhaut«, dachte er und erschauerte und wollte sich eben ins Gedächtnis rufen, daß er dem Koch sagen müsse, er solle zum Kochen niemals dieses grauenhafte Zeug verwenden, da erinnerte er sich, daß es gar keinen Koch mehr gab, dem er das sagen konnte. Traurig betrachtete er die rosa Kringel zu beiden Seiten in der Badewanne, stieg dann eilig aus dem Wasser und ließ es ab. Er spülte die Wanne aus, füllte sie von neuem und streute Badesalz hinein, dann legte er sich wieder in das heiße Wasser, um darüber nachzudenken, was als nächstes zu tun sei, um den Folgen der Ereignisse des Nachmittags aus dem Weg zu gehen. Er sah sich, das wußte er, einem schrecklichen Problem gegenüber. Sicher, seine Schwester hatte versprochen, der Polizei ein volles Geständnis abzulegen, und das war ganz in Ordnung, soweit es jene Angelegenheit betraf, aber es würde ihm niemals helfen, ungestraft davonzukommen. Zwangsläufig würde das Auswirkungen nach sich ziehen, und die ganze Geschichte war kaum dazu angetan, ihm bei seiner Karriere behilflich zu sein. Alles in allem war es eine gräßliche Geschichte. Nicht daß er für den verdammten Koch viel Sympathie übriggehabt hätte. Wenn es nicht um ihn gegangen wäre, dann wäre überhaupt nichts von all dem passiert. Außerdem gab es ein paar Sachen, die Jonathan Hazelstone niemals verzieh. Widernatürlichkeit war eine davon. Kommandant van Heerden hätte alle diese Empfindungen geteilt, wenn er sie gekannt hätte, aber mittlerweile waren seine Kräfte ausschließlich auf einen einzigen simplen Gedanken konzentriert, daß nämlich seine Laufbahn als Polizeioffizier und möglicherweise auch als freier Mensch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dadurch beendet war, wie er den Fall Hazelstone behandelt hatte. Durch die Explosion, die das Ende des Schützenpanzers verkündete, war ihm das sonnenklar geworden. Entehrt,

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