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Tohuwabohu

Tohuwabohu

Titel: Tohuwabohu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Wasser, tauchte eine Sekunde lang auf und schwamm dann wieder am Boden des Swimmingpools hin und her, und während er so schwamm, schien es dem Bischof, als rufe ihn Gott der Herr. Leise, sehr leise, das stimmte, aber so deutlich, wie er es noch nie erlebt hatte, hörte er durch die Badekappe die Stimme des Herrn: »Jonathan Hazelstone, ich weiß, daß du da bist. Ich wünsche keinen Widerstand. Ergib dich freiwillig.« Und sechs Fuß unter der Wasseroberfläche war Hochwürden Jonathan Hazelstone zum ersten Mal klar, daß er wahrlich zu großen Dingen bestimmt sei. Der Ruf, auf den er solange gewartet hatte, war endlich zu ihm gedrungen. Er drehte sich auf den Rücken und ergab sich freiwillig und ohne jeden Widerstand seiner Andacht unter dem nächtlichen Himmel. Er wußte jetzt, daß ihm sein Fehltritt vom Nachmittag vergeben war.
    »O Herr, du weißt, ich wurde provoziert«, murmelte er, während er auf der reglosen Oberfläche des Schwimmbeckens trieb, und ein Gefühl des Friedens, süßen, verzeihenden Friedens senkte sich auf ihn herab, während er betete. Frieden hatte sich nicht auf den Rest von Jacaranda House gesenkt. Umringt von einhundert bewaffneten Männern, die mit dem Finger am Abzug ihrer Maschinenpistolen in den Schatten des Gartens hockten, von neunundsechzig deutschen Schäferhunden, die nach Beute knurrten und hechelten, und von fünf Panzerschützenwagen, die rücksichtslos über Blumenbeete und Rasenflächen gefahren waren, um ihre Positionen einzunehmen, lag Jacaranda House still und schweigsam da. Kommandant van Heerden beschloß, noch einen Versuch zu unternehmen, den Kerl ohne weitere Unannehmlichkeiten aus dem Haus zu bekommen. Eine neue Schießerei war das allerletzte, was er wollte. Er spähte aus dem Turm und hob wieder das Megaphon.
    »Jonathan Hazelstone, ich gebe dir eine letzte Chance«, dröhnte seine hundertfach verstärkte Stimme durch die Nacht. »Wenn du friedlich rauskommst, geschieht dir nichts. Wenn nicht, komm ich rein und hol dich.«
    Der Bischof von Barotseland, der auf dem Rücken schwimmend friedlich Andacht hielt und in den Nachthimmel hinaufstarrte, an dem ein großer Vogel langsam über ihn hinwegschwebte, hörte die Worte deutlicher als vorher. Gott offenbarte sich ihm auf vielen rätselhaften Wegen, das wußte er, aber an Geier hatte er dabei noch nie gedacht. Nun hatte der Allmächtige wieder und noch klarer gesprochen, viel, viel klarer.
    Der erste Teil seiner Botschaft war ganz eindeutig gewesen: »Komm friedlich heraus, und es wird dir nichts geschehen«, aber der zweite Teil war viel schwieriger zu deuten: »Wenn nicht, komme ich rein und hole dich.« Jonathan Hazelstone schwamm an den Beckenrand und kletterte, wie befohlen, friedlich heraus. Er hielt inne und schaute auf das Wasser zurück, um zu sehen, ob der Herr etwa schon hineingestiegen sei, um ihn rauszuholen, da bemerkte er, wie der Geier drehte und schauerlich mit den Flügeln schlagend über die blauen Gummibäume davonflog.
    »Er hetzt mich alle Nächte, alle Tage«, murmelte er inkorrekt, wobei er an den »Jagdhund des Himmels« dachte, und er wußte, daß er diese Nacht nicht nur Zeuge der Stimme Gottes gewesen war, sondern auch seiner Erscheinung. Wenn Gott als »Tauben und Hunde« kommen konnte, warum nicht auch als Geier? Und während er ein anderes Gedicht vor sich hin murmelte, das ihm sein Großvater beigebracht hatte, als er noch ein Kind war, eins, das er bis vor wenigen Minuten nie begriffen hatte, trocknete er sich langsam ab.
    Die Boten sind gekommen. Sieh, sieh ihr Zeichen;
    Schwarz ist ihre Farbe, und schau hier! mein Haupt.
    Doch müssen sie mein Hirn auch haben? Müssen sie die
    r eichen, die glänzenden Ideen eröffnen, die ich dort erbaut? Muß Trübsinn mich zu einem Narrn umschmieden? Du bleibst
    mein Gott, sie sind von mir geschieden.
    Es hieß »Die Vorboten« und war von George Herbert, und während der alte Sir Theophilus es etwas verändert hatte, indem er in der zweiten Zeile weiß durch schwarz ersetzte und so tat, als bezöge sich »glänzende Ideen« auf seinen mörderischen Verteidigungsgraben, erkannte der Bischof jetzt, daß es vollkommen auf den Geier paßte, und stellte voll Dankbarkeit fest, daß der Bote tatsächlich von ihm geschieden war. Mit der stillen Bitte an den Herrn, sich ihm in Zukunft doch in weniger unheilverkündender Gestalt zu zeigen, betrat der Bischof von Barotseland den Pavillon, um sich seine Kleider zu holen. Fünfzig Meter weiter entschloß

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