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Tohuwabohu

Tohuwabohu

Titel: Tohuwabohu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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von diesen Dingern finden. Die ziehn das Unglück ja an.«
    »Sind normalerweise sicher genug.«
    »Nicht, wenn man’s mit einem guten Mann mit der richtigen Waffe zu tun kriegt«, sagte Els.
    »Du redest, als hättest du was damit zu tun, du weißt soviel darüber.«
    »Wer? Ich? Hab nichts damit zu tun. Warum sollte ich denn einen Panzer knacken?«
    »Weiß der Himmel«, sagte der Sergeant, »aber das ist genau die Sorte Scheiß, die du dir ausdenken könntest.« Wachtmeister Els verfluchte sich, daß er sein Maul aufgemacht hatte. Mit dem Kommandanten würde er vorsichtiger sein müssen. Er begann sich zu überlegen, wie wohl die Symptome der Beulenpest aussähen. Als letzte Ausflucht würde er sie vielleicht produzieren müssen. Kommandant van Heerdens Verhör von Miss Hazelstone war gleich von Anfang an nicht richtig gelaufen. Nichts, was er sagte, konnte sie davon überzeugen, daß sie Fünfpenny nicht umgebracht hatte.
    »Na schön, nehmen wir mal einen Moment lang an, Sie haben ihn erschossen«, sagte er zum zigsten Mal, »was war denn dann Ihr Motiv?«
    »Er war mein Geliebter.«
    »Die meisten Leute lieben ihre Geliebten, Miss Hazelstone, und trotzdem sagen Sie, Sie hätten ihn erschossen.«
    »Genau. Das hab ich getan.«
    »Kaum eine normale Reaktion.«
    »Ich bin kein normaler Mensch«, sagte Miss Hazelstone.
    »Das sind auch Sie nicht. Oder der Wachtmeister vor der Tür.
    Keiner von uns ist normal.«
    »Ich hätte gedacht, ich wäre einigermaßen normal«, sagte der Kommandant selbstgefällig.
    »Das ist genau die eselhafte Bemerkung, die ich von Ihnen erwartet hatte, und sie beweist nur zu gut, wie unnormal Sie sind. Die meisten Menschen lieben den Gedanken, einzigartig zu sein. Das tun Sie ganz offensichtlich nicht, und da Sie anzunehmen scheinen, die Normalität liege darin, zu sein wie andere Menschen auch, so sind Sie, da Sie Eigenschaften besitzen, die Sie von anderen Leuten unterscheiden, unnormal. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    »Nein«, sagte der Kommandant, »das haben Sie nicht.«
    »Dann will ich es anders formulieren«, sagte Miss Hazelstone. »Normalität ist eine Idee. Können Sie mir folgen?«
    »Das versuche ich«, sagte der Kommandant verzweifelt. »Gut. Wie ich also sagte, ist Normalität eine Idee. Sie ist kein Daseinszustand. Sie verwechseln sie mit dem Wunsch, sich anzupassen. Sie haben ein starkes Verlangen, sich anzupassen. Ich nicht.«
    Kommandant van Heerden versuchte mühsam, ihr zu folgen. Er begriff kein Wort von dem, was sie sagte, aber es hörte sich nicht sehr schmeichelhaft an.
    »Wie steht’s mit dem Motiv?« fragte er, um wieder auf vertrauteres Gelände zurückzugelangen.
    »Ja, wie steht’s denn damit?« konterte Miss Hazelstone. »Wenn Sie Fünfpenny töteten, müssen Sie ein Motiv gehabt haben.«
    Miss Hazelstone dachte einen Augenblick nach. »Das ist nicht logisch«, sagte sie schließlich, »obgleich man wahrscheinlich argumentieren könnte, daß eine motivlose Tat unmöglich ist, weil sie zwangsläufig die Absicht voraussetzt, ohne Motiv zu handeln, was in sich schon wieder ein Motiv ist.«
    Kommandant van Heerden blickte sich verzweifelt im Zimmer um. Die Frau redete ihn um den Verstand. »Sie hatten also keins?« fragte er, nachdem er langsam bis zwanzig gezählt hatte.
    »Wenn Sie unbedingt darauf bestehen, daß ich eines hatte, dann werde ich ja wohl eins liefern müssen. Man könnte sagen, es war Eifersucht.«
    Der Kommandant atmete auf. Das hörte sich schon viel besser an. Er bekam wieder wohlbekannten Boden unter die Füße. »Und auf wen waren Sie eifersüchtig?«
    »Auf niemand.«
    »Niemand?«
    »Ich sagte es.«
    Kommandant van Heerden blickte über den Rand eines Abgrunds. »Niemand«, schrie er beinahe. »Wie in drei Teufels Namen kann man denn auf niemand eifersüchtig sein?« Er hielt inne und sah sie argwöhnisch an. »Niemand ist doch nicht etwa der Name von einem andern Nigger, oder?«
    »Natürlich nicht. Es bedeutet genau, was es besagt. Ich war auf niemand eifersüchtig.«
    »Man kann nicht auf niemand eifersüchtig sein. Das geht nicht. Man muß auf jemanden eifersüchtig sein.«
    »Ich nicht, verstehen Sie?« Miss Hazelstone sah ihn mitleidig an.
    Unter sich fühlte der Kommandant den Abgrund gähnen. Es war der Abgrund aller Abgründe.
    »Niemand. Niemand«, wiederholte er beinahe pathetisch und schüttelte den Kopf. »Das soll mir mal jemand klarmachen, wie man auf niemanden eifersüchtig sein kann.«
    »Ach, das ist wirklich

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