Tohuwabohu
schließlich aus der Uniform gepellt hatte, hatte er eine Menge Dinge über sich erfahren, über die er lieber unaufgeklärt geblieben wäre. »Und was soll ich Ihrer Meinung nach auf der Fahrt in die Kaserne tragen?« fragte er.
Kommandant van Heerden schob ihm das Gumminachthemd rüber. »Versuchen Sie, ob Ihnen das paßt«, fauchte er. »Sie erwarten doch nicht etwa, daß ich in diesem Ding hier in die Stadt runterfahre?« fragte de Haen ungläubig. Der Kommandant nickte.
»Was gut ist für das Huhn ...«, sagte er süffisant. »Ich laß mich nicht zur Spottfigur der Kaserne machen«, beharrte der Sergeant.
»Niemand wird wissen, wer Sie sind. Denn Sie werden auch das tragen«, und der Kommandant reichte ihm die Haube. Sergeant de Haen zögerte entmutigt. »Ich weiß nicht ...«, sagte er.
»Aber ich weiß es, verdammt noch mal«, schrie der Kommandant. »Steigen Sie in diese Sachen. Das ist ein Befehl«, und während der Sergeant seine Wut runterschluckte, sich in die widerlichen Gewänder zwängte und sich fragte, wie er den Auftritt seiner Frau erklären solle, fuhr der Kommandant fort:
»Sie sind jetzt inkognito, Sergeant, und vorausgesetzt, Sie halten Ihre Klappe, dann bleiben Sie es auch.«
»Das werde ich weiß Gott bestimmt nicht«, sagte der Sergeant. »Ich bin aus diesen Scheiß Sachen so schnell wieder draußen wie möglich. Ich weiß nicht, wie Sie verdammt noch mal erwarten, daß ich Disziplin bewahre, wenn Sie mich so verflucht lächerlich machen.«
»Unsinn«, sagte der Kommandant. »Diese Haube ist eine perfekte Maske. Sie sollten das doch wissen. Und noch etwas: Sie halten den Mund über das, was Sie gesehen haben, und ich halte meinen über Sie. In Ordnung?«
»So wird’s wohl sein müssen.«
In den nächsten fünf Minuten erfuhr Sergeant de Haen, daß er nie so was wie einen Geier gesehen und Jacaranda Park nicht besucht habe. Er war, so schien es, zu einem Sonderurlaub verreist, um seine kranke Mutter zu besuchen. Daß seine Mutter schon vor zehn Jahren gestorben war, schien keiner Erwähnung wert. Wohl wissend, daß er für den Rest seines Lebens als Gummi-Haenchen bekannt sein würde, wenn er nicht machte, was man ihm sagte, hatte der Sergeant obendrein das Gefühl, daß er sich nicht in der Situation befand, in der er mit dem Kommandanten streiten dürfe.
Der Bischof von Barotseland war zu einem ganz ähnlichen Schluß gelangt. Die ganze Sache sei ein Versehen, und die Polizei werde bald ihren Irrtum entdecken, sagte er sich, als Wachtmeister Els ihn nach oben in das Arbeitszimmer brachte. Erfreut stellte er fest, daß sich der Kommandant in viel freundlicherer Verfassung befand als früher an diesem Tag. »Sie können ihm die Handschellen abnehmen, Els«, sagte der Kommandant. »Tja, also«, fuhr er fort, als das geschehen war, »wir wollen nur ein kleines Experiment machen. Es geht um diese Uniform.« Er hielt Sergeant de Haens blutbekleckerte Sachen in die Höhe. »Wir haben Grund zu der Annahme, daß der Mann, der für die gestrigen Morde verantwortlich ist, diese Uniform trug. Ich möchte nur, daß Sie sie eben mal anprobieren. Wenn sie Ihnen nicht paßt, und ich glaube nicht eine Sekunde lang, daß sie das tut, steht es Ihnen frei, das Zimmer zu verlassen.«
Zweifelnd besah sich der Bischof die Uniform. Sie war ohne Frage mehrere Nummern zu klein für ihn. »Da komm ich wohl nicht rein«, sagte er. »Na, ziehen Sie sie einfach mal an, und dann sehen wir weiter«, sagte der Kommandant aufmunternd, und der Bischof kletterte in die Uniform. In der Ecke stand eine grimmige Gestalt in Nachthemd und Haube und lächelte still in sich hinein. Sergeant de Haen dämmerte es langsam. Endlich war der Bischof soweit, seine Unschuld zu beweisen. Die Hose war an die dreißig Zentimeter zu kurz, der Hosenschlitz ließ sich nicht schließen, und die Ärmel der Uniformjacke bedeckten eben seine Ellbogen. Es war deutlich zu sehen, daß er die Uniform niemals getragen hatte. Er konnte sich in dem Ding kaum bewegen.
Frohgestimmt drehte er sich zu dem Kommandanten um. »Da haben Sie’s«, sagte er, »ich habe Ihnen ja gesagt, sie würde nicht passen.«
Kommandant van Heerden setzte ihm die Mütze des Sergeanten auf den Kopf, von wo sie jeden Augenblick wieder runterrutschen konnte. Dann trat er zurück und betrachtete ihn anerkennend.
»Nur noch eins«, sagte er. »Wir müssen eine kleine Gegenüberstellung machen.«
Fünf Minuten später stand der Bischof mit zwanzig Polizeibeamten in
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