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Tohuwabohu

Tohuwabohu

Titel: Tohuwabohu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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ihn sich von Els mit seinen gräßlichen Methoden verhunzen lassen durfte.
    »Sehr freundlich von Ihnen, sich anzubieten«, sagte er, »aber ich denke, wir überlassen den Fall Luitenant Verkramp.«
    »Das wirst du noch bedauern«, dachte Els, als er losfuhr, um Verkramp aus dem Krankenhaus zu holen.
    Er traf den Luitenant an, als der gerade auf dem Bauch liegend Nahrung durch einen Strohhalm aufnahm. Verkramps Rücken, so schien es, machte es ihm unmöglich, in irgendeiner anderen Lage zu essen.
    »Na?« fragte er mürrisch, als Wachtmeister Els sich bei ihm melden ließ. »Was wollen Sie?«
    »Wollte bloß mal sehen, wie’s Ihnen geht«, sagte Els taktvoll.
    »Das sehen Sie ja, wie’s mir geht«, antwortete Verkramp und betrachtete mißbilligend Elsens dreckige Stiefel. »Ich bin schwer verwundet.«
    »Das merke ich«, sagte Els, dankbar, daß der Luitenant sein Gesicht nicht sehen konnte. Jetzt bereute er, in den Graben hinuntergesehen zu haben. »Hat Sie am Rücken erwischt, was?«
    »Ging von hinten auf mich los«, sagte der Luitenant, der die Unterstellung nicht mochte, daß er wohl gerade versucht habe, Reißaus zu nehmen.
    »Übel. Sehr übel. Na, da werden Sie ja mit Freuden hören, daß wir den Scheißkerl haben. Der Kommandant will, daß Sie mit seinem Verhör sofort beginnen.«
    Verkramp erstickte fast an seinem Strohhalm. »Was will er?« schrie er die Stiefel des Wachtmeisters an. »Er sagt, Sie sollen sofort kommen.«
    »Also, sagen kann er, was er will, aber ich rühr mich nicht vom Fleck. Außerdem«, setzte er hinzu, »würden mich die Ärzte gar nicht lassen.«
    »Hätten Sie was dagegen, es ihm selber zu sagen?« fragte Els. »Er wird es mir nicht glauben.«
    Schließlich wurde dem Luitenant ein Telefon ans Bett gebracht, und der Kommandant hatte ein Wörtchen mit ihm zu reden. Es war vielleicht etwas mehr als bloß ein Wörtchen, und Luitenant Verkramp war schließlich überzeugt, daß er sich zum Dienst zurückzumelden habe. Angesicht der Drohung, wegen Feigheit, wegen Fahnenflucht im Angesicht des Feindes und wegen Unfähigkeit, weil er es zugelassen habe, daß einundzwanzig Polizeibeamte unter seinem Kommando über die Klinge springen mußten, vor ein Kriegsgericht gestellt zu werden, konnte er wohl kaum viel unternehmen, um im Krankenhaus zu bleiben. Verkramp war sehr schlecht gelaunt und alles in allem nicht ganz klar im Kopf, als er im Gefängnis eintraf, um Jonathan Hazelstone zu vernehmen. Er war wohl kaum schlechter gelaunt als Kommandant van Heerden. Nach einem kurzen Anfall von Optimismus darüber, daß der Fall nun so gut wie abgeschlossen sei, da der Gefangene im »Hintern« saß, war der Kommandant einem Zustand äußersten Pessimismus erlegen, als er erfuhr, daß Miss Hazelstone noch immer auf freiem Fuße sei. Seit sie Jacaranda Park verlassen hatte, war sie nicht mehr gesehen worden. Den Polizei-Landrover hatte man verlassen aufgefunden, aber von Miss Hazelstone gab es keine Spur, und wenn der Kommandant auch ziemlich sicher war, daß sie nicht ins Gefängnis einbrechen werde, um ihre Bekanntschaft zu erneuern, so hatte er doch keinen Zweifel, daß das, was sie draußen vielleicht anstellte, ebenso geeignet wäre, seine Zukunft zu gefährden. Vor allen Dingen konnte er es sich nicht leisten, sie in der Gegend rumlaufen und Hinz und Kunz erzählen zu lassen, daß sie ihn in einem rosa Gumminachthemd auf ein Bett gebunden habe und er nicht Manns genug gewesen sei, sich eine Spritze geben zu lassen. Er tröstete sich gerade mit dem Gedanken, daß Miss Hazelstones Freundeskreis ja doch ziemlich exklusiv sei, als er sich erinnerte, daß die Familie Hazelstone neben anderen Aktiva wie Goldminen auch die Piemburger Zeitung besaß, deren Chefredakteur der Polizei nie viel Achtung bewiesen hatte. Kommandant van Heerden hatte nicht die geringste Lust, als Stoff für den Natal Chronicle zu dienen, und der Gedanke an Schlagzeilen wie: »Das winzige Piekerchen. Kommandant in Gumminachthemd sagt nein zur Nadel« ließ sein Blut erstarren. Er gab Anweisungen, auf allen Straßen, die aus Piemburg hinausführten, Straßensperren zu errichten und die Häuser aller Freunde Miss Hazelstones zu durchsuchen. Jedes Hotel und jede Pension in der Stadt seien zu überprüfen, und Zivilbeamte hätten sich in den Geschäften unter die Leute zu mischen. Schließlich gab der Kommandant den Befehl, Plakate anzuschlagen, auf denen für Hinweise, die zur Verhaftung von Miss Hazelstone führten, eine hohe

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