Tohuwabohu
einer Reihe nebeneinander, und Wachtmeister Els spazierte langsam daran entlang. Um der Wahrscheinlichkeit willen richtete Els es so ein, daß er vor mehreren anderen Männern zögerte, ehe er endgültig vor dem Bischof stehenblieb. »Das ist der Mann, der mich abgelöst hat, Sir«, sagte er mit Nachdruck. »Den würde ich überall wiedererkennen. Ich vergesse nie ein Gesicht.«
»Sind Sie sich da auch ganz sicher?« fragte der Kommandant. »Absolut, Sir«, sagte Els.
»Genau, wie ich’s mir gedacht habe«, sagte der Kommandant. »Legen Sie dem Dreckskerl Handschellen an.« Bevor er wußte, was ihm geschah, wurde der Bischof wieder gefesselt und in den Fond eines Polizeiwagens verfrachtet. Neben ihm saß, maskiert und erhitzt, die grimmige Gestalt aus dem Arbeitszimmer.
»Das ist eine Lüge. Das ist ein Versehen«, schrie der Bischof, als sich der Wagen langsam in Bewegung setzte. »Man hat mich reingelegt.«
»Das kann man wohl sagen«, murmelte die Gestalt mit der Haube. Der Bischof sah ihn an. »Wer sind Sie?« fragte er. »Der Henker«, sagte der maskierte Mann und kicherte. Im Fond des Polizeiwagens schwanden dem Bischof die Sinne. Auf der Vordertreppe von Jacaranda House erteilte Kommandant van Heerden seine Befehle. Sie waren völlig eindeutig. Suchen Sie Miss Hazelstone, verhaften und bringen Sie sie ins Irrenhaus Fort Rapier. Machen Sie jede tödliche Waffe in Jacaranda House ausfindig und schaffen Sie sie zum Polizeiarsenal. Spüren Sie jedes Stückchen Gummi auf, auch Badematten und Regenmäntel, und bringen Sie sie ins Polizeirevier in Piemburg. Kurz, tragen Sie alle Beweisstücke zusammen, und dann nix wie weg! Nein, die Beulenpest– und Tollwutschilder könnten stehenbleiben. Sie seien sehr brauchbar und deuteten die Gefahren, die Jacaranda Park für Besucher bereithalte, gewissermaßen zurückhaltend an. Von nun an werde Kommandant van Heerden den Fall von einer sicheren Einsatzbasis aus leiten. Sein Hauptquartier befände sich direkt im Piemburger Gefängnis, aus dem Jonathan Hazelstone nicht rauskäme und, wichtiger noch, in das seine Schwester nicht reinkäme. Und schafft mir diese verdammte Injektionsspritze aus den Augen. Er hatte genug Spritzen gesehen, daß es ihm für sein ganzes Leben reichte.
Als die Leute verschwanden, um seine Befehle auszuführen, rief der Kommandant Wachtmeister Els zurück. »Sehr gut, Els«, sagte er mild, »nur ein einziger kleiner Fehler ist Ihnen unterlaufen.«
»Ein Fehler? Was denn für einer?«
Der Kommandant lächelte. »Es war kein Wachtmeister, der Sie am Haupttor abgelöst hat, es war ein Sergeant.«
»Ja, natürlich, so war’s. Jetzt besinne ich mich. Ein Sergeant.«
Kapitel 13
Das Piemburger Gefängnis liegt am Rand der Stadt. Es ist alt und sieht von außen durchaus nicht reizlos aus. Ein Hauch verblichener Macht weht um seine stuckverzierten Mauern. Über dem gewaltigen Eisentor stehen die Worte »Kerker und Gefängnis Piemburg«, und das Tor selbst ist in heiterem Schwarz gestrichen. Auf jeder Seite unterbrechen die Gitterfenster des Verwaltungstrakts die Eintönigkeit der Mauern, deren Zinnen gefällig von schmiedeeisernen Kakteen bekrönt sind, die dem ganzen Gebäude einen leichten Zug ins Gartenbauliche verleihen. Der Besucher in Piemburg, der an dem großen rechteckigen Steinbau vorbeigeht, könnte sich sehr wohl vorstellen, in der Nähe eines riesigen Gemüsegartens zu sein, wären da nicht die Schreie, die oft und anhaltend über die ornamentale Eisenkonstruktion herüberdringen und die Vermutung nahelegen, daß etwas Gefräßigeres als eine Dionae muscipula sich über einem Opfer geschlossen hat.
Drinnen ist der Eindruck weniger irreführend. Als das Gefängnis 1897 von Sir Theophilus eröffnet wurde, gratulierte der Vizekönig in seiner Rede zur Enthüllung des Auspeitschplatzes dem Architekten dazu, »in diesem Gebäude ein Gefühl der Sicherheit zum Ausdruck gebracht zu haben, wie es in der heutigen Welt schwer zu finden ist«, eine Feststellung, die, da sie von einem Manne kam, in dem ein Gefühl der Unsicherheit so offenkundig zutage trat, für sich selbst sprach. Sir Theophilus’ Begeisterung wurde von den meisten Leuten, die das Piemburger Gefängnis betraten, nicht geteilt. In ganz Südafrika wegen der Strenge seines Vorstehers, Direktor Schnapps, berüchtigt, besaß es den Ruf, ausbruchssicher zu sein und die wenigsten Rückfalle zu haben.
Wenn das Gefängnis schon ausbruchssicher war, dann war es der Hochsicherheitstrakt
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