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Tohuwabohu

Tohuwabohu

Titel: Tohuwabohu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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vielmehr die, er sei es bereits. In vierundzwanzig Stunden hatte er die unumstößlichen Grundsätze seines Lebens in einer Weise geschändet gesehen, die, das mußte er sich eingestehen, alle Zeichen des Irrsinns an sich trug.
    »Ich bin Bischof, und meine Schwester ist eine Mörderin«, sagte er sich zur Beruhigung. »Wenn meine Schwester keine Mörderin ist, besteht die Möglichkeit, daß ich kein Bischof bin.« Diese logische Folgerung erschien ihm nicht sehr hilfreich, und er gab sie auf, weil sie ihm sonst auch noch das bißchen geistige Gleichgewicht durcheinandergebracht hätte, das ihm geblieben war. »Irgend jemand ist verrückt«, schloß er und überlegte dann, ob die Stimmen, die er am Grunde des Swimmingpools vernommen hatte, nicht schließlich doch Anzeichen von Wahnsinn seien, an dem er vielleicht leide. Auf der anderen Seite führte ihn sein fester Glaube an das Eingreifen Gottes ins Weltgetriebe dazu, sich zu fragen, inwiefern er so entsetzlich gesündigt habe, um die Strafe zu verdienen, die ihn getroffen hatte. Er kam zu dem Schluß, er habe sich der Selbstüberhebung schuldig gemacht. »Hochmut kommt vor dem Fall«, sagte er, aber er konnte sich nicht vorstellen, welche Höhe an Hochmut die Tiefe, in die er gestürzt war, rechtfertigen könne. Sicherlich schrie das kleine bißchen Eigenlob, das er sich anläßlich seiner Berufung nach Barotseland gestattet hatte, kaum nach der schrecklichen Strafe, die er nun durchmachte. Da neigte er eher zu der Annahme, daß seine gegenwärtigen Leiden eine Vorbereitung auf Besseres in der Zukunft und eine Prüfung seiner Standfestigkeit im Glauben seien. Er tröstete sich bei dem Gedanken, daß es in der Welt sicherlich einige Leute gäbe, die in einer noch größeren Misere steckten, aber er konnte sich nicht vorstellen, wer sie wären oder was sie erduldeten.
    »Ich werde meine Trübsal mit Freuden tragen, und meine Seele wird sich daran aufrichten«, sagte er selbstgefällig und überließ sich frommer Andacht.
    Kommandant van Heerden war zu ganz anderen Schlußfolgerungen gelangt. Er hatte in den vergangenen vierundzwanzig Stunden genug Trübsal erduldet, daß es ihm für sein Leben reichte. Er wußte jetzt, daß es drei Dinge gab, die er nie wiedersehen wollte: Gumminachthemden, Sergeant de Haen und Jacaranda House. Alle drei hatten jeglichen Reiz, den sie einst in seinen Augen besessen hatten, eingebüßt, und im Falle der ersten beiden war der vorher schon Null gewesen. Was Jacaranda House betraf, so mußte er zugeben, daß er das Anwesen einst sehr gemocht hatte, aber ihm wurde jetzt klar, daß seine Gefühle nicht erwidert wurden. Das Haus behielt sich seine Gunst offenbar für Leute von untadeligem gesellschaftlichem Rang und britischer Abkunft vor. Für geringere Sterbliche hielt es nur Schrecken bereit. Hierbei setzte er in der Reihenfolge von oben nach unten erst sich ein, gefolgt von Els, dem Dobermann, Fünfpenny und dem Geier. Er selbst war aufgeknüpft, geängstigt und mit dem Tode bedroht worden.
    Els war bei zwei getrennten Gelegenheiten äußerst brutal überfallen worden. Der Dobermann war totgebissen worden. Fünfpenny lag über den ganzen Garten verstreut, und der Geier über den ganzen Sergeant de Haen. Kurz, diese Demütigungen standen in zu enger Beziehung zur Rangstufe der Empfänger, als daß es irgendeinen Zweifel geben konnte, daß der snobistische Ruf, dessen sich die Hazelstones erfreuten, nicht seinen Grund in den Tatsachen hätte. Im großen und ganzen, dachte er, war Els ziemlich leicht davongekommen, wenn man sich seine Herkunft und seine gesellschaftliche Stellung vor Augen führte. Auf der anderen Seite hatte er Grund zu der Annahme, daß Els seinen Teil am Pech noch vor sich habe. Sicher, er hatte zweimal dazu beigetragen, das Leben des Kommandanten zu retten. Kommandant van Heerden mußte zugeben, daß Wachtmeister Eisens Dazwischenfunken auf dem Treppenabsatz ihm Zeit gegeben hatte, aus dem Fenster zu springen, und als er da erst mal hing, war es Els gewesen, der Sergeant de Haen davon abgehalten hatte, seine Dienstpflichten überzuerfüllen. Aber dann gab es da auch wieder diese kleine Sache mit dem Gemetzel am Haupttor. Sie enthielt zu viele Els’sche Merkmale, als daß sie ganz und gar ignoriert werden durften. Els würde ihm ein paar Erklärungen zu geben haben.
    Als Kommandant van Heerden sich im Arbeitszimmer anzog, beobachtete er Els vorsichtig von der Seite. Der Wachtmeister tupfte sich ein Wundmittel auf die

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