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Tohuwabohu

Tohuwabohu

Titel: Tohuwabohu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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erst recht. Dieser Trakt war gleich neben der Hinrichtungsbaracke errichtet worden, die den passenden Spitznamen »Kopf« trug, duckte sich halb unter die Erde und war unter dem Namen »Hintern« bekannt. Der Bischof fand an dem Namen nichts auszusetzen. »Das merke ich, daß man mir an den Hintern will«, sagte er zu dem Wärter, der ihn in seine winzige Zelle stieß. »Das muß man mir nicht erst sagen.«
    »Ich könnte Ihnen noch ein paar andere Dinge erzählen«, sagte der Gefängniswärter durch das Türgitter. »Das bezweifle ich nicht«, sagte der Bischof rasch. Sein Erlebnis mit dem Maskierten in dem Polizeiwagen hatte ihn gelehrt, keine unnötigen Fragen zu stellen. »Ich habe diese Zelle immer für Mörder reserviert«, fuhr der Wärter fort. »Sie liegt hübsch nahe zu der Tür, nicht wahr?«
    »Ich hätte gedacht, das wäre ein Nachteil bei Gefangenen, die so triftige Gründe haben zu fliehen«, sagte der Bischof, der sich mit dem Gedanken abfand, ein obligater Zuhörer sein zu müssen.
    »O nein. Sie sind nicht entkommen. Von hier aus war’s halt leicht, sie rüber zum ›Kopf‹ zu schaffen. Wir scheuchten sie den Gang entlang und die Treppe rauf, und weg waren sie, ehe sie’s wußten.«
    Der Bischof war erleichtert, als er das hörte. »Es freut mich, daß Sie eine so starke Betonung auf die Vergangenheit legen«, sagte er. »Ich schließe daraus, daß schon einige Zeit niemand mehr gehenkt worden ist.«
    »Schon zwanzig Jahre nicht mehr. Das heißt, hier in Piemburg. Heute hängen sie sie alle in Pretoria. Den einzigen Spaß im Leben haben sie einem genommen.« Der Bischof sann gerade über die Trostlosigkeit eines Lebens nach, in dem das Hängen ein Spaß war, als der Wärter fortfuhr: »Wohlgemerkt, in Ihrem Fall ist das ja anders. Sie sind ein Hazelstone und haben gewisse Vorrechte«, sagte der Wärter neidisch.
    Einmal in seinem Leben war der Bischof dankbar dafür, ein Hazelstone zu sein. »Inwiefern denn?« fragte er hoffnungsvoll. »Sie haben das Recht, in Piemburg gehenkt zu werden. Das hat irgendwas mit Ihrem Großvater zu tun. Weiß nicht, was, aber ich kuck mal, ob ich das für Sie rauskriege«, und damit ging er den Korridor hinunter, und der Bischof saß da und verfluchte sich, weil er schon wieder eine törichte Frage gestellt hatte. Als er in seiner Zelle hin und her stiefelte, hörte er draußen Fahrzeuge ankommen, und als er durch das winzige Gitterfenster nach draußen spähte, sah er, daß der Kommandant eingetroffen war.
    Der Kommandant war zur Vorsicht in einem Schützenpanzer von Jacaranda House heruntergekommen und war eifrig dabei, Direktor Schnapps zu erklären, daß er sein Büro übernähme. »Das können Sie nicht«, protestierte der Direktor. »Das kann und werde ich«, sagte der Kommandant. »Habe Ausnahmebefugnisse. Also dann, wenn Sie so reizend wären, mir zu zeigen, wo Ihr Büro ist, lasse ich mein Feldbett reinschaffen, und wir können uns an die Arbeit machen.« Und während der Direktor einen Beschwerdebrief nach Pretoria schrieb, richtete sich der Kommandant in Schnappsens Büro ein und ließ Wachtmeister Els kommen. »Wo ist Luitenant Verkramp?« fragte er. »Das möchte ich wirklich mal wissen.«
    Ausnahmsweise war Wachtmeister Els einmal besser informiert. »Er liegt im Krankenhaus«, sagte er. »Wurde oben am Haupttor verwundet.«
    »Der Kerl hat ihn wohl getroffen, oder? Er verdient einen Orden.«
    Els staunte. Was er von Luitenant Verkramps Mut mitgekriegt hatte, schien ihm keinen Orden zu verdienen.
    »Wer? Verkramp?« fragte er.
    »Nein, natürlich nicht. Der Kerl, der auf ihn geschossen hat.«
    »Er hat keine Kugel abgekriegt«, sagte Els. »Stürzte sich in einen Graben.«
    »Typisch«, sagte der Kommandant. »Na egal, ich möchte, daß Sie hinfahren und ihn aus dem Krankenhaus holen. Sagen Sie ihm, er muß den Gefangenen verhören. Ich will ein volles Geständnis, und zwar schnell.«
    Wachtmeister Els zögerte. Es lag ihm nicht viel daran, seine Bekanntschaft mit dem Luitenant zu erneuern. »Er wird von mir keine Befehle annehmen«, sagte er. »Außerdem hat er sich vielleicht ernsthaft verletzt, als er in den Graben fiel.«
    »Ich wollte, ich hätte Ihren Optimismus, Els«, sagte der Kommandant, »aber das bezweifle ich. Der Schweinehund simuliert doch bloß.«
    »Warum ihn nicht dort lassen, wo er ist? Es macht mir nichts aus, aus dem Gefangenen ein Geständnis rauszuholen.« Der Kommandant schüttelte den Kopf. Der Fall war zu wichtig, als daß man

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