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Tohuwabohu

Tohuwabohu

Titel: Tohuwabohu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Hazelstone auf freiem Fuß und in fröhlicher Unkenntnis davon, daß sie der Gegenstand einer bis ins kleinste geplanten Menschenjagd war.
    Nachdem sie den Polizei-Landrover durch die Tore von Jacaranda Park gesteuert hatte, war sie die Chaussee zur Stadt entlanggefahren, hatte den Wagen in der Hauptstraße abgestellt und war ins Polizeirevier gegangen, um sich freiwillig zu stellen.
    »Ich bin Miss Hazelstone aus Jacaranda Park und möchte, daß Sie mich festnehmen«, sagte sie zu dem alten Wachtmeister, der am Schreibtisch Dienst tat und unter uns gesagt einer der postoperativen Fälle war, die auf Kommandant van Heerdens Geheiß zum Dienst zurückgekehrt waren. Obwohl ihm die Gallenblase und der untere Teil seines Darmes fehlten, hatte er dennoch seinen Witz nicht eingebüßt, und er war schon lange genug bei der Polizei, um an die spinnerten Kunden gewöhnt zu sein, die regelmäßig reinkamen, um falsche Geständnisse abzulegen. Er besah sich den alten Herrn in dem lachsrosa Anzug eine Minute lang von Kopf bis Fuß, ehe er antwortete. »Na klar«, sagte er mit Mitgefühl, »Sie sind also Miss Hazelstone, stimmt’s, Sir? Und weswegen möchten Sie verhaftet werden?«
    »Ich habe meinen Koch ermordet.«
    »Glücklich, wer einen zum Ermorden hat«, sagte der alte Wachtmeister. »Für mich kocht meine Alte, und wenn man nach dem Zustand meiner Innereien gehen kann oder nach dem, was davon übrig ist, dann hat sie jahrelang versucht, mich umzubringen, und es ist bloß den Wundern der modernen Chirurgie zu verdanken, daß sie verdammt noch mal keinen Erfolg gehabt hat. Wissen Sie was«, fuhr er vertraulich fort, »die Chirurgen haben vier Stunden gebraucht, um das ganze verfaulte Zeug wegzuschneiden, was da in mir drin war. Erst schnitten sie nur die Gallenblase raus und dann meinen ...«
    »Ich bin nicht hier, um mit Ihnen über Ihre Gesundheit zu reden«, bellte Miss Hazelstone. »Das ist für mich absolut nicht von Interesse.«
    Wachtmeister Oosthuizen fand das gar nicht lustig. »Wenn Sie’s so ansehen«, sagte er, »dann wird’s wohl so sein. Und jetzt verschwinden Sie.«
    Miss Hazelstone hatte nicht die Absicht, sich so leicht abfertigen zu lassen. »Ich bin hier, um wegen Mordes verhaftet zu werden«, beharrte sie.
    Wachtmeister Oosthuizen sah von dem Medizinischen Ratgeber hoch, in dem er gerade gelesen hatte. »Sehen Sie mal«, sagte er, »Sie haben mir gerade erzählt, Sie sind an meinem Gesundheitszustand nicht interessiert. Na schön, da bin ich auch nicht an Ihrem Scheiß Geisteszustand interessiert. Also, hauen Sie ab.«
    »Soll das heißen, Sie weigern sich, mich zu verhaften?« Wachtmeister Oosthuizen seufzte. »Ich werde Sie wegen Rumtreiberei verhaften, wenn Sie nicht schnellstens machen, daß Sie wegkommen«, sagte er.
    »Gut, deswegen bin ich hier«, sagte Miss Hazelstone und setzte sich auf eine Bank an der Wand.
    »Sie gehen mir ganz verflucht auf den Wecker, das kann ich Ihnen sagen. Okay, kommen Sie mit runter zu den Zellen«, sagte er, ging ihr in den Keller voran und sperrte sie ein. »Rufen Sie mich, wenn Sie wieder rauswollen«, sagte er und ging nach oben, um sich weiter über Erkrankungen des Darmtrakts zu bilden. Als er mit seinem Dienst fertig war, war er dermaßen in seine Krankheiten vertieft, daß er dem Wachtmeister, der ihn ablöste, mitzuteilen vergaß, daß sie in der Zelle sitze, und dort saß sie immer noch still und friedlich in ihrem Gummianzug, als er am nächsten Morgen wieder zum Dienst erschien. Erst gegen Mittag besann er sich, daß der alte Knabe ja noch immer da unten in der Zelle sei, und ging hinunter, um ihn rauszulassen.
    »Na, ham Se genug?« fragte er, als er die Tür aufschloß. »Sind Sie gekommen, um mich zu verhören?« erkundigte sich Miss Hazelstone hoffnungsvoll. Sie hatte sich die ganze Zeit auf den dritten Grad gefreut.
    »Ich bin nicht gekommen, um Ihnen Frühstück zu bringen, falls Sie das angenommen haben sollten.«
    »Schön«, sagte Miss Hazelstone. »Dann wollen wir gleich weitermachen.«
    Wachtmeister Oosthuizen sah sie verblüfft an. »Sie sind ein komischer alter Vogel«, sagte er. »Senil, wenn Sie mich fragen.«
    »Und was werden Sie jetzt tun?«
    »Sie rausschmeißen«, sagte der Wachtmeister. »Ich laß mir doch nicht das ganze Revier von Ihnen durcheinanderbringen.«
    »Ich bin Miss Hazelstone aus Jacaranda Park und werde wegen Mordes gesucht. Es ist Ihre Pflicht, mich zu verhaften.«
    »Und ich bin die Königin von England«, sagte

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