Tohuwabohu
Wachtmeister Oosthuizen. »Los, raus hier, ehe Sie mich zur Weißglut bringen.«
»Ich sage Ihnen doch, ich werde wegen Mordes gesucht«, insistierte Miss Hazelstone.
»Sie werden bestimmt nicht gesucht, auch aus anderen Gründen nicht«, sagte der Wachtmeister, griff wieder zu seinem Medizinischen Ratgeber und vertiefte sich in das Kapitel »Gynäkomastie«.
Miss Hazelstone versuchte, ihn endlich zur Vernunft zu bringen. »Was muß ich tun, damit ich verhaftet werde, wenn Sie mich nicht wegen Mordes verhaften wollen?« fragte sie. »Versuchen Sie vielleicht zunächst mal, mit’m Nigger zu vögeln«, schlug der Wachtmeister vor. »Normalerweise wirkt das Wunder.«
»Aber genau das habe ich ja die letzten acht Jahre getan«, sagte Miss Hazelstone.
»Sehn Se zu, daß Se Land gewinnen. Ich glaube nicht, daß Sie die Knete dazu haben«, war alles an Antwort, was sie bekam, und mit der abschließenden Bemerkung, sie sehe aus, als habe sie Gynäkomastie, was, wie Wachtmeister Oosthuizen gerade gelernt hatte, eine ungewöhnliche Entwicklung der Brüste beim Mann war, wandte er sich wieder seinem Buch zu. »Wenn Sie mich nicht verhaften wollen, verlange ich, daß Sie mich nach Hause fahren«, sagte Miss Hazelstone. Wachtmeister Oosthuizen wußte, wann er einzulenken hatte. »Wo wohnen Sie?« fragte er.
»Jacaranda Park, natürlich«, sagte Miss Hazelstone. »Klar, das hätte ich wissen müssen«, sagte der Wachtmeister und brachte sie, froh, sie endlich loszuwerden, hinaus auf den Hof des Polizeireviers. »Fahren Sie den alten Herrn rauf nach Jacaranda Park«, sagte er zu dem Fahrer des Polizeiwagens, der gerade hinausfahren wollte, und so wurde Miss Hazelstone mit der Schnelligkeit und Ehrerbietung, die sie gewohnt war, zum Tor von Jacaranda Park gebracht und dort abgesetzt. Aus naheliegenden Gründen wurde der Wagen an den Polizeikontrollen nicht angehalten.
Kapitel 14
Als Luitenant Verkramp aus dem Krankenhaus eintraf, um mit dem Verhör des Gefangenen zu beginnen, wartete Kommandant van Heerden bereits auf ihn. Verkramp humpelte in das Direktionsbüro, um sich zum Dienst zu melden. »Ich bin ein kranker Mann«, sagte er verdrießlich. »Die Ärzte wollten nicht, daß ich das Krankenhaus verlasse.«
»Ganz recht, Luitenant«, sagte der Kommandant aufgeräumt, »ganz recht. Aber jetzt, wo Sie schon mal hier sind, wollen wir keine Zeit verlieren. Ich brauche Ihre Hilfe.«
»Worum geht’s denn diesmal?« fragte Verkramp. Immer brauchte Kommandant van Heerden seine Hilfe, aber es war das erste Mal, solange er ihn kannte, daß er das offen zugab. »Ich habe hier die Akte der Familie Hazelstone«, sagte der Kommandant. »Sie enthält auch die Sicherheitsberichte, die Sie an BOSS geschickt haben. Ich habe sie durchgelesen, und ich muß sagen, Luitenant, Sie haben mehr Weitsicht bewiesen, als ich Ihnen zugetraut hätte.«
Luitenant Verkramp lächelte. Noch nie hatte der Kommandant so mit Schmeicheleien um sich geworfen. »Sie schreiben hier«, fuhr der Kommandant fort und tippte auf den Bericht, »daß die Hazelstones für ihre linksradikalen und kommunistischen Neigungen bekannt sind. Ich wüßte gerne, wie Sie daraufgekommen sind.«
»Jedermann weiß, daß das Marxisten sind«, sagte Verkramp. »Ich nicht«, sagte der Kommandant, »und ich würde gerne wissen, wieso Sie das wissen.«
»Also, zum Beispiel ist Miss Hazelstones Neffe an der Universität.«
»Macht aus ihm noch keinen Kommy.«
»Er glaubt an die Evolution.«
»Hm«, sagte der Kommandant unschlüssig. Er wußte, das war eine subversive Lehre, aber da er Els kannte, erschien sie ihm unwiderlegbar.
»Was noch?« fragte er.
»Ich hab mir mal ihre Bibliothek angesehen. Sie ist voll mit kommunistischer Literatur. Da stehen Das rote Siegel, Black Beauty, die gesammelten Werke von Dostojewski, sogar Bertrand Russells verbotenes Buch Warum ich kein Christ bin. Ich sage Ihnen, alles gefährliche Bücher.« Kommandant van Heerden war beeindruckt. Offenbar hatte Verkramp sich genauer mit der Angelegenheit befaßt, als er sich das vorgestellt hatte. »Das scheint mir recht überzeugend«, sagte er. »Wie steht’s mit dem Bruder, Jonathan Hazelstone? Sie schreiben hier, er hätte ein Strafregister.«
»Das stimmt. Er lebt in Rhodesien und hat ’ne Zeit gesessen.«
»Er sagt, er wäre Bischof.«
»Er kann sagen, was ihm verdammich gefällt«, sagte Verkramp. »Das ändert nichts an den Tatsachen. Ich habe sie von der rhodesischen Polizei nachprüfen
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