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Tohuwabohu

Tohuwabohu

Titel: Tohuwabohu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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endlich mit ihm fertig war, war der Bischof zu dem Schluß gekommen, seine einzige Hoffnung, der Hinrichtung auf dem Schafott zu entgehen, das ihm sein Großvater vererbt hatte, sei, sich ein Geständnis aus den Fingern zu saugen, das so absurd sein müßte, daß es vom Richter entweder abgelehnt werde oder ihm die Möglichkeit einräume, auf Schwachsinn zu plädieren. »Wenn ich schon gehängt werde, dann soll es sich wenigstens lohnen«, dachte er, als Els kam, um das Verhör fortzusetzen. Der Wachtmeister fragte sich im stillen, was für neue Verbrechen Hazelstone wohl zu der langen Liste, die er bereits gestanden hatte, noch hinzufügen könne. Wachtmeister Els war so frei, ihm einige vorzuschlagen.
    »Ich habe gehört, Sie möchten, daß wir rumlaufen und Nigger heiraten«, fing Els an. Er wußte, er solle einen Kommunisten verhören, und alles, was er von Kommunisten wußte, war, daß sie wollten, daß Weiße und Schwarze heirateten. »Ich kann mich nicht erinnern, öffentlich dafür eingetreten zu sein«, sagte der Bischof vorsichtig.
    »Das würden Sie vermutlich auch nicht öffentlich tun«, sagte Els, dessen Eintreten für den Geschlechtsverkehr mit Schwarzen immer in strengster Vertraulichkeit stattgefunden hatte. »Dafür könnten Sie verhaftet werden.«
    Der Bischof war verdutzt. »Wofür?« fragte er. »Dafür, öffentlich in eine schwarze Frau einzutreten. Und wie sieht’s im geheimen aus?«
    »Es ist wahr, ich habe der Angelegenheit einige Aufmerksamkeit geschenkt.«
    »Los, geben Sie’s zu. Sie haben nicht bloß daran gedacht. Sie haben’s auch getan.«
    Der Bischof fand nicht viel Böses daran, das zuzugeben. »Na ja, ein- oder zweimal regte ich die Sache an. Ich brachte sie bei Treffen des Gemeindekirchenrats zur Sprache.«
    »Bei Treffen, wie?« sagte Els. »’ne Art Rudelbums, was?«
    »So könnte man’s wohl ansehen«, sagte der Bischof, der diesen Ausdruck noch nie gehört hatte.
    Els guckte ihn durchtrieben an. »Sie sehen’s wohl auch anders an?«
    »Ich sehe die Sache ganz normal, offen und aufrecht an, von Mann zu Mann«, sagte der Bischof, der sich fragte, was das alles mit der Ermordung von Polizisten zu tun habe. Für Wachtmeister Els war es schwierig, sich vorzustellen, wie man das von Mann zu Mann ansehen und es gleichzeitig auch noch normal nennen konnte.
    »Ich gehe nicht darum herum wie das Kätzchen um den heißen Brei.«
    »Das braucht man bei Männern wohl auch nicht«, stimmte Els zu.
    »Ach, auch Frauen waren anwesend«, sagte der Bischof. »Das ist eine Sache, bei der die Ansicht einer Frau oft hilft.«
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Komischerweise fand ich, daß die Frauen empfänglicher für diese Gedanken sind als die Männer.«
    »Das würde ich eigentlich auch meinen.«
    »Natürlich ist das etwas, worauf die meisten nicht gleich beim ersten Mal voll eingehen. Ich bringe es ihnen nach und nach bei, aber sie sehen ein, daß andersherum viel dafür spricht.«
    »Jungejunge«, sagte Els, »Sie müssen aber ein paar nette Treffen erlebt haben.«
    »Ich hoffe, ich langweile Sie nicht«, sagte der Bischof hoffnungsfroh.
    »Sex langweilt mich nie«, sagte Els.
    »Haben Sie was dagegen, wenn ich mir einen Stuhl nehme?« fragte der Bischof spontan, um Elsens Interesse auszunutzen. »Bedienen Sie sich.« Els konnte von den Geschichten des Bischofs über Rudelbumse und ähnliche Perversitäten den Kanal nicht vollkriegen.
    »Also«, sagte der Bischof, als er sich gesetzt hatte, »wo war ich stehengeblieben?«
    »Sie erzählten mir grade, wie es die Frauen andersrum lieben«, sagte Els.
    »Ach, wirklich?« sagte der Bischof. »Wie sonderbar. Das wußte ich ja gar nicht.«
    Als die Nacht sich ihrem Ende zuneigte, war Wachtmeister Els vor Bewunderung für den Gefangenen schier hingerissen. Das hier war endlich ein Mann nach seinem Herzen, ein Mann, für den es keine Scham gab, keine Zerknirschung, kein Bedauern, einzig eine Hingabe an die Lust, wie sie Els noch nie begegnet war.
    Die Schwierigkeit für den Bischof war nur, daß seine Vorstellungskraft für die Aufgabe kaum hinreichte, die Els ihr stellte. Angesichts einer dermaßen unersättlichen Neugier blieb der Bischof bei seinem Metier, und Els lauschte fasziniert den Berichten von Mitternachtsorgien in Meßgewändern und Chorhemden. Unter den weiteren unbezahlbaren Informationen, die Els aufschnappte, gab es drei Dinge, die besonders belastend waren. Der Bischof, so erfuhr er, trüge einen Rock, habe einen

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