Tohuwabohu
ängstlich im Fond des Wagens saß und sich fragte, wohin Els verdammt noch mal verschwunden sei, glitt sacht eine Wolke vom Mond, und der Kommandant erblickte vor sich die Haustür von Jacaranda House. Wimmernd duckte er sich in die Polster und verfluchte seine Dummheit, das Gefängnis verlassen zu haben. Drohend ragte über ihm die Fassade des großen Hauses auf, dessen unbeleuchtete Fenster düstere Schrecken kündeten. Vor Angst stöhnend, öffnete der Kommandant die Wagentür und trat auf den Vorplatz. Eine Sekunde später saß er auf dem Fahrersitz und suchte nach dem Schlüssel. Der war weg. »Das hätte ich wissen sollen, daß der Schweinehund so was tut«, schnatterte der Kommandant in seiner Angst, und während er auf Eisens Rückkehr wartete, gab er sich das Versprechen, daß der Dobermann nicht der einzige sei, der ausgestopft werde. Während die Minuten weiter verrannen und Els seine Suche nach dem verschwundenen Toby fortsetzte, nahm die Angst des Kommandanten immer weiter zu.
»Ich kann doch nicht die ganze Nacht hier sitzenbleiben«, dachte er. »Ich werde mich mal nach ihm umsehen«, und damit stieg er aus und stahl sich heimlich in den Garten. Die Büsche um ihn herum nahmen seltsame und erschreckende Formen an, und der Mond, der sich nur wenige Minuten zuvor so erleuchtend gezeigt hatte, entdeckte eine geeignete Wolke, um sich dahinter zu verstecken. Der Kommandant, der nicht zu schreien wagte, stolperte im Dunkeln in ein Blumenbeet und fiel flach aufs Gesicht. »Hunderosen«, dachte er bitter und fuhr sich mit der Hand ins Gesicht, und als er sich wieder aufrappelte, sahen und hörten Kommandant van Heerdens Augen und Ohren zwei Dinge, die das Herz in seiner Brust zum Rasen brachten. Der Motor des Wagens auf dem Vorplatz wurde angelassen. Els hatte den Dobermann gefunden und fuhr ab. Als die Scheinwerfer des Autos herumschwenkten und die Front von Jacaranda House in helles Licht tauchten, stand der Kommandant wie angewurzelt in dem Blumenbeet und starrte auf etwas am Nachthimmel, das viel bedrohlicher war als das Haus selbst. Aus einem der Schornsteine der verlassenen Villa stieg langsam, aber unaufhörlich eine dünne Rauchwolke. Kommandant van Heerden war nicht allein. Der Kommandant griff sich ans Herz, fiel rückwärts in die Rosen und verlor das Bewußtsein. Als er von der Ohnmacht, die er später seine erste Herzattacke zu nennen beliebte, wieder zu sich kam, hörte er eine Stimme, von der er gehofft hatte, er höre sie nie wieder.
»Nächte des Weins und der Rosen, Kommandant?« erkundigte sie sich, und als der Kommandant nach oben sah, erblickte er vor den dahinziehenden Wolken Miss Hazelstones zarte Gestalt. Sie war gekleidet, wie er sie früher gekannt hatte, und trug Gott sei Dank nicht den fürchterlichen lachsrosa Anzug.
»Ich hoffe, Sie wollen nicht die ganze Nacht hier liegenbleiben«, fuhr Miss Hazelstone fort. »Kommen Sie rein, ich koche Ihnen ein bißchen Kaffee.«
»Will keinen Kaffee«, murmelte der Kommandant und befreite sich aus den Rosen.
»Sie mögen keinen wollen, aber den brauchen Sie ganz offenbar, damit Sie wieder nüchtern werden. Ich dulde es nicht, daß zu dieser nachtschlafenden Zeit betrunkene Polizisten in meinem Garten herumtorkeln und mir die Beete zertrampeln«, und Kommandant van Heerden, der sich dieser Autorität, der er nie widerstehen konnte, einfach beugte, fand sich von neuem im Salon von Jacaranda House. Der Raum lag im Dunkeln, von der Lampe an einem Filmprojektor abgesehen, der auf einem kleinen Tischchen stand.
»Ich habe mir eben nur rasch ein paar von meinen alten Filmen angesehen, bevor ich sie verbrenne«, sagte Miss Hazelstone, und der Kommandant begriff die dünne Rauchwolke, die er hatte aus dem Schornstein steigen sehen. »Im Gefängnis werde ich sie mir nicht angucken können, und außerdem denke ich, es ist besser, Vergangenes zu vergessen.
Finden Sie nicht auch, Kommandant?«
Dem mußte der Kommandant zustimmen. Das Vergangene war etwas, wofür er ein Vermögen bezahlt hätte, wenn er es hätte vergessen können. Unglücklicherweise stand es ihm nur allzu gegenwärtig vor seinem geistigen Auge. Hin- und hergerissen zwischen Angst und einem Gefühl der Achtung und Rücksicht, das durch das unregelmäßige Klopfen seines Herzens für ihn nur noch überzeugender wurde, ließ es der Kommandant mit sich geschehen, daß er in einen Sessel gesetzt wurde, von dem er, so nahm er an, sich nie wieder erheben werde, während Miss Hazelstone
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