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Tohuwabohu

Tohuwabohu

Titel: Tohuwabohu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Handbuch steht?«
    »Sie könnten mich leichter machen«, schlug der Bischof mit einem Blick auf seine Fesseln und Ketten vor. »Geritzt«, sagte Els erfreut. »Ich lasse Sie sofort auf Nulldiät setzen.«
    »Das meinte ich nicht«, sagte der Bischof, der sich nichts Nulleres vorstellen konnte als die Diät, auf der er bereits war. »Woran ich gedacht habe, das war, mir alle diese Ketten abzunehmen und mich ohne sie zu wiegen. Ich glaube, sie werden mich viel leichter finden.«
    »Ich zweifle, ob ich Sie dann überhaupt noch finde«, sagte Els.
    »Gut, wenn Sie mir die Ketten nicht abnehmen wollen, dann weiß ich nicht, wie ich Ihnen noch helfen soll«, sagte der Bischof gelangweilt.
    »Und wenn ich sie Ihnen abnähme, bin ich verdammt sicher, daß Sie mir auch nicht helfen würden«, sagte Els. »In dem Fall weiß ich nicht, was ich Ihnen noch vorschlagen soll. Sie werden mein richtiges Gewicht nicht rausfinden mit all den Ketten an mir dran, und wenn Sie sie mir nicht abnehmen wollen ...« Er hielt inne, denn ihm fiel eine andere Szene in dem Kapellenfenster ein. »Sie haben doch sicher nicht vor, mich in Ketten zu hängen?« erkundigte er sich.
    »Nein«, sagte Els, »dafür gibt’s eine besondere Garnitur Lederriemen und einen Leinensack für Ihren Kopf.«
    »Lieber Gott, ist das ’ne Art zu sterben«, murmelte der Bischof.
    »Ich habe Stiefelwichse auf die Riemen geschmiert und sie schön poliert. Sehen ziemlich fesch aus«, fuhr Els fort. Der Bischof hörte ihm nicht zu. Ihm war plötzlich eine Möglichkeit eingefallen, das Wiegeproblem zu lösen. »Ich weiß, was wir machen«, sagte er. »Sie holen einen anderen Satz Ketten und Fesseln her, und die wiegen wir allein.«
    »Ich verstehe nicht, was das helfen soll«, sagte Els. »Ich habe Ihnen doch gerade erzählt, daß wir an dem Tag keine Ketten benutzen. Sie glauben doch wohl nicht, daß ich die Riemen umsonst geputzt habe, oder?«
    Der Bischof hatte langsam das Gefühl, nie und nimmer werde er Els dazu bringen können, irgendwas zu kapieren. »Wenn wir erst mal wissen, wieviel die Ketten allein wiegen, können wir ihr Gewicht von den dreihundertachtundneunzig Pfund abziehen, dann wissen wir, wieviel ich wiege.« Els dachte einen Moment über den Vorschlag nach, aber dann schüttelte er den Kopf.
    »Das würde nicht funktionieren«, sagte er. »Warum denn nicht, um alles in der Welt?«
    »Ich hab das Abziehen in der Schule nie gekonnt«, gab Els schließlich zu.
    »Macht nichts«, sagte der Bischof, »ich war da sehr gut drin und rechne es selber aus.«
    »Wie weiß ich dann, daß Sie nicht schummeln?«
    »Mein lieber Henker Els«, sagte der Bischof. »Ich kenne zwei gute Gründe, weshalb ich genauso wie Sie darauf bedacht bin, daß diese Hinrichtung perfekt über die Bühne geht. Möglicherweise drei. Grund eins ist, wenn Sie den Sturz zu kurz berechnen, dann werde ich zu Tode gewürgt, und das möchte ich wirklich nicht. Grund zwei ist, wenn Sie ihn zu lang berechnen, werden Sie mich wahrscheinlich enthaupten.«
    »Das werde ich nicht«, sagte Els. »Ihr Kopf geht einfach ab.«
    »Ganz recht«, sagte der Bischof hastig. »Bloß nicht ’n Spaten ’ne verdammte Schippe nennen, stimmt’s?«
    »Was ist der dritte?« fragte Els, den nicht interessierte, wie ’ne verdammte Schippe genannt wurde.
    »Ah ja, Nummer drei. Den hätte ich fast vergessen. Schön, Grund drei ist, daß Sie offensichtlich der geborene Henker sind, und wenn Sie auch noch eine Menge über das Hinrichten zu lernen haben, so sehe ich doch gern einen Menschen die Gaben, die er hat, benutzen. Ja, ich weiß, der Leinensack«, fuhr der Bischof fort, als Els ihn mit der Mitteilung zu unterbrechen versuchte, daß er auf dem Gerüst ja gar nichts sehen werde, »ich spreche bildlich, und bildlich gesprochen hoffe ich, Sie werden es zu noch viel größeren Dingen bringen, fast möchte man sagen, zum Kopf Ihrer Profession.«
    »Glauben Sie wirklich, ich gebe einen guten Henker ab?« fragte Els begierig.
    »Da bin ich ganz sicher«, sagte der Bischof. »Ich hab das in den Knochen, daß Sie sich unter den Henkern der ganzen Welt einen Namen machen werden«, und nach dieser Rückenstärkung, die Els verzweifelt nötig hatte, ging der Bischof wieder in seine Zelle, während Els davonzog, um einen zweiten Satz Ketten und Fesseln zu holen. Schließlich bekamen sie raus, daß Jonathan Hazelstone einhundertachtzig Pfund wog und einen sieben Fuß tiefen Sturz benötigte. Wenn der Bischof Mühe hatte, Els

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