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Tohuwabohu

Tohuwabohu

Titel: Tohuwabohu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Vermächtnis?«
    »Wirklich ganz was Kleines und nichts, was Ihnen noch viel nützen würde.«
    »Sie haben vielleicht Nerven. Kommen her und bitten, in mein Testament aufgenommen zu werden«, sagte der Bischof aufgebracht.
    »Es ist nicht Ihr Testament«, sagte der Kommandant verzweifelt.
    »Nein? Wo denn dann, zum Teufel?«
    »In Ihrer Brust.«
    »Was?«
    »Ihr Herz.«
    »Sie reden andauernd von meinem Herzen«, sagte der Bischof, »ich möchte, daß Sie damit aufhören. Es ist schlimm genug zu wissen, daß ich sterben muß, auch ohne jemanden zu haben, der andauernd auf meinem Herzen rumreitet. Man könnte meinen, Sie wollten das Ding haben.«
    »Das will ich ja«, sagte der Kommandant schlicht. »Was?« schrie der Bischof und sprang kettenklirrend auf. »Sie wollen was?«
    »Nur Ihr Herz«, sagte der Kommandant. »Ich brauche es zu einer Verpflanzung.«
    »Ich werde wahnsinnig«, schrie der Bischof. »Ich muß es schon sein. Das ist doch nicht möglich. Wollen Sie mir etwa damit sagen, daß Sie sich die ganze Mühe nur deshalb gemacht haben, damit Sie mein Herz für eine Verpflanzung kriegen?«
    »Es war keine Mühe«, sagte der Kommandant. »Ich hatte heute nachmittag sowieso nichts vor.«
    »Ich spreche nicht von heute nachmittag«, schrie der Bischof, »ich spreche von den Morden und dem Prozeß und meiner Verurteilung zum Tode für Verbrechen, die, wie Sie wissen, ich gar nicht begangen haben kann. Sie haben das alles getan, bloß um mir mein Herz aus dem Leibe zu reißen und es sich in Ihren zu stecken? Das ist ja unglaublich. Sie sind ein leichenfleddernder Vampir. Sie sind ...« Der Bischof fand einfach keine Worte, um sein Entsetzen auszudrücken. Auch Kommandant van Heerden war entsetzt. Noch nie in seinem ganzen Leben hatte man ihn so schändlicher Dinge bezichtigt.
    »Großer Gott«, schrie er zurück, »wofür halten Sie mich eigentlich?«
    Er merkte, daß das genau das Falsche war, wonach er fragen konnte. Es war absolut klar, wofür der Bischof ihn hielt. Einen schrecklichen Augenblick lang sah es so aus, als wolle sich der an Händen und Füßen gefesselte Gefangene auf ihn stürzen.
    Dann verließ den Bischof seine Wut ganz plötzlich, und der Kommandant sah, daß er zu einem der farbigen Glasfenster hinaufstarrte. Er folgte dem Blick des Bischofs und erkannte eine besonders grausige Darstellung eines Märtyrers, der gerade gehängt, gestreckt und gevierteilt wurde. Für Kommandant van Heerden ließ sich die Veränderung im Verhalten des Gefangenen nur durch ein übernatürliches Eingreifen erklären. Auf irgendeine sonderbare Art und Weise hatte das Glasfenster seiner Seele ein Gefühl der Ruhe und des Friedens vermittelt. Und das war auf seine Weise wahr, denn Jonathan Hazelstone war plötzlich klargeworden, daß der zweite Vers des Gedichts »Die Vorboten« unbedingt verbessert werden mußte. Es war nicht sein Hirn, das sie wollten. Es war sein Herz. »Ihr seid so gut und laßt mir’s beste Zimmer, Ja, selbst mein Herz und was darinnen wohnt.«
    Als der Bischof sich wieder zu dem Kommandanten umdrehte, war er ein Bild wahrhaft christlichen Edelmuts. »Ja«, sagte er ruhig. »Wenn Sie mein Herz haben wollen, können Sie es natürlich haben«, und ohne ein weiteres Wort wandte er sich vom Altar ab und rasselte den Mittelgang hinunter auf die Tür zu. Und beim Gehen dichtete er die Zeilen um:
    »Ihr seid so schlecht und stehlt mir’s beste Zimmer, Ja, selbst mein Herz ...«
    Der Bischof lächelte glücklich in sich hinein. Es paßte ungeheuer gut, dachte er, und er lächelte immer noch selig, als Kommandant van Heerden ihn einholte und von Rührung überwältigt seine gefesselte Hand ergriff und so heftig schüttelte, wie es die Handschellen nur zuließen. »Sie sind ein wahrer Gentleman«, keuchte er, »ein wahrer englischer Gentleman.«
    »Noblesse oblige«, murmelte der Bischof, der seit dem rheumatischen Fieber, an dem er als Kind gelitten hatte, ein chronisch schwaches Herz besaß.

Kapitel 18
    Der Bischof war noch immer heiterer Stimmung, als Scharfrichter Els ihn besuchte, um ihn für den Sturz zu wiegen. »Lächeln Sie ruhig«, sagte Els, als er ihn aus der Zelle zerrte und zur Waage schubste. »Für Sie ist alles in Butter. Sie brauchen ja nichts zu tun. Ich bin doch hier derjenige, der die ganze Arbeit hat.«
    »Jeder von uns hat seine kleine Rolle zu spielen«, sagte der Bischof.
    »Spielen?« fragte Els. »Was ich tue, würd ich nicht Spielen nennen. Ich arbeite mir noch den Arsch

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