Tohuwabohu
Stimme und der Autorität, die ihm die Ausnahmebefugnisse noch immer verliehen, erteilte Kommandant van Heerden dem Chirurgenteam seine Befehle. Sie hatten alle notwendigen Vorbereitungen für die Transplantation zu treffen und erhielten die Anweisung, keine Information an die Presse, die Öffentlichkeit oder ihre Familien weiterzugeben. Die ganze Operation hatte unter äußerster Geheimhaltung zu geschehen. Das war das einzig Willkommene, das die Doktoren den Mitteilungen des Kommandanten entnahmen.
Der einzige andere Trost war, daß Kommandant van Heerdens Körper das neue Herz so gut wie sicher nicht annehmen würde. Wie Dr. Erasmus ihm darlegte, sei er auf dem besten Wege, Selbstmord zu begehen. Der Kommandant wußte das besser. Seit Jahren esse er nun schon in der Polizeikantine, und wenn sein Magen das Fressen drin behielte, das dort serviert werde, dann könne er sich nicht vorstellen, daß sein Körper ein tadelloses Herz abstoße.
Als Kommandant van Heerden das Krankenhaus verließ, noch immer verärgert über die Beleidigung seiner Herkunft und des guten Namens seiner Familie, jedoch zufrieden über die Art und Weise, wie er die Situation in den Griff bekommen hatte, beschloß er, daß es wieder mal Zeit sei, Fort Rapier einen Besuch abzustatten. Sein Interesse am Wohlergehen Miss Hazelstones hatten die Ereignisse des vergangenen Monats nicht getrübt, und die bemerkenswerte Zuversicht der alten Dame angesichts der Mißgeschicke, die der Familie Hazelstone widerfahren waren, hatte seinen Respekt wenn möglich noch erhöht. Die Berichte, die ihn aus Fort Rapier erreichten, deuteten an, daß Miss Hazelstone sich ihre Würde und das Gefühl gesellschaftlicher Überlegenheit in einer Lage bewahrt hatte, die einer weniger energischen Frau ein Gefühl der Verzweiflung, wenn nicht gar der Unterlegenheit gegeben hätte. Miss Hazelstone hatte keiner der Versuchungen des Irrsinns nachgegeben. Sie schlurfte auch nicht verloren in irgendeiner inneren Öde herum, noch bildete sie sich ein, jemand anderer zu sein.
»Ich bin Miss Hazelstone aus Jacaranda Park«, beharrte sie angesichts der Versuche, sie zu einer Modellpatientin mit Problemen zu machen, die durch die Psychotherapie zu lösen seien, und statt sich der Trägheit anzupassen, die das Leben der anderen Patienten kennzeichnete, hatte sie vieles Interessante entdeckt, womit sie ihre Zeit ausfüllen konnte. Die Geschichte von Fort Rapier und die Rolle, die ihre Vorfahren beim Aufbau der Garnison gespielt hatten, faszinierten sie besonders. »Mein Großvater war Oberkommandierender von Zululand, als dieses Fort erbaut wurde«, erzählte sie Dr. Herzog, als sie ihm eines Tages begegnet war, als er gerade über den Exerzierplatz ging, und sie hatte den Anstaltsleiter mit ihren Kenntnissen aus der Militärgeschichte verblüfft. »Genau auf diesem Exerzierplatz hier marschierten im Jahre
1876 die Grauen, das Welsh Regiment und die 12. Husaren an meinem Großvater vorbei, bevor sie in den Zulukrieg zogen«, berichtete sie dem erstaunten Doktor und nannte Einzelheiten der Uniformen der verschiedenen Abteilungen und den Rang der kommandierenden Offiziere.
»Was für ein bemerkenswertes Gedächtnis Sie haben«, sagte er, »daß Sie sich an diese Dinge erinnern.«
»Gehört zur Familiengeschichte«, hatte Miss Hazelstone gesagt und ihm die strategischen Fehler, besonders bei der Schlacht von Isandhlwana, erläutert. Dr. Herzog war von ihrem Interesse und besonders von ihren Kenntnissen über den Burenkrieg und die Rolle, die Dr. Herzogs Großvater darin gespielt hatte, so beeindruckt, daß er sie zu sich zum Tee einlud, wo die Diskussion bis zum Abendessen weitergeführt wurde. »Ganz außerordentlich«, sagte er zu seiner Frau, als Miss Hazelstone wieder zu ihrer Station zurückging. »Ich wußte gar nicht, daß wir meinem Großvater unseren Sieg bei Magersfontein zu verdanken haben.«
Am nächsten Tag schickte er den Stationsangestellten ein Memorandum, in dem er sie anwies, Miss Hazelstone jede Hilfe und Ermutigung angedeihen zu lassen, damit sie ihre Untersuchungen über die Militärgeschichte und die Rolle, die Fort Rapier darin spielte, fortsetzen könne. »Wir haben die Pflicht, Patienten zu ermuntern, ihren Hobbys nachzugehen, besonders wenn sie der ganzen Klinik nutzen könnten«, sagte er zu Frau Dr. von Blimenstein, die sich darüber beklagte, daß Miss Hazelstone nicht mehr zu ihren Therapiestunden komme.
»Miss Hazelstone hofft, die Geschichte von Fort
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