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Tohuwabohu

Tohuwabohu

Titel: Tohuwabohu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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er von dem inkompetenten Els zugerichtet würde, geradezu ein Genuß sein werde im Vergleich mit den hier dargestellten Leiden.
    »Ich darf wohl mit meinem bescheidenen Los zufrieden sein«, sagte er sich, während der Kommandant sein Schlußgebet murmelte, das unter den obwaltenden Umständen, wie der Bischof empfand, in recht seltsame Worte gekleidet war. »Für alles, was wir möglichst bald erhalten werden, mache uns, lieber Gott, von Herzen dankbar. Amen«, sagte der Kommandant.
    »Nun?« sagte der Bischof nach einer kurzen Pause.
    »Es wird Sie freuen zu hören, daß es Ihrer Schwester in Fort Rapier sehr gut geht«, flüsterte der Kommandant. »Schön zu wissen.«
    »Ja, sie ist bei bester Gesundheit«, sagte der Kommandant. »Hm«, sagte der Bischof.
    »Sie hat sogar etwas zugenommen«, sagte der Kommandant. »Aber bei Krankenhausverpflegung ist das nicht anders zu erwarten.« Er machte eine Pause, und der Bischof fragte sich allmählich, wann er endlich zur Sache käme. »Übergewicht ist etwas, das man vermeiden sollte«, sagte der Kommandant. »Fettsucht ist weit öfter Ursache eines vorzeitigen Todes als Krebs.«
    »Das glaube ich wohl«, sagte der Bischof, der fünfundzwanzig Pfund abgenommen hatte, seit er im Gefängnis war.
    »Besonders in den mittleren Jahren«, flüsterte der Kommandant. Der Bischof drehte ihm den Kopf zu und sah ihn an. In ihm wuchs der Verdacht, der Kommandant delektiere sich gerade an einem ziemlich geschmacklosen Witz. »Sie sind doch wohl hoffentlich nicht hergekommen, um mich vor den Gefahren des Übergewichts zu warnen«, sagte er. »Ich dachte, in Ihrem Briefchen stünde, Sie wollten etwas in unser beider Interesse Liegendes erörtern, und Fettsucht zählt offen gesagt nicht zu meinen Problemen.«
    »Das weiß ich ja«, sagte der Kommandant bekümmert. »Also dann?«
    »Ich habe selber Kummer damit.«
    »Ich verstehe nicht, was das mit mir zu tun hat«, sagte der Bischof.
    »Sie kann zu allen möglichen Komplikationen führen. Sie ist eine der Hauptursachen von Herzkrankheiten«, sagte der Kommandant.
    »So wie Sie reden, würde jeder meinen, ich schwebte in der Gefahr, einen Herzinfarkt zu bekommen, wogegen mir meiner Meinung nach dieser besondere Luxus nicht gestattet werden wird.«
    »Ich dachte wirklich nicht an Sie«, sagte der Kommandant. »Das habe ich auch nicht angenommen.«
    »Es ist mehr meine eigene Fettsucht, an die ich denke«, fuhr van Heerden fort.
    »Wissen Sie, wenn das alles ist, weswegen Sie hergekommen sind, gehe ich, glaube ich, wieder in meine Zelle zurück, ich habe nämlich in den mir noch bleibenden Stunden über Besseres nachzudenken als über Ihren Gesundheitszustand.«
    »Ich fürchtete, daß Sie das sagen werden«, sagte der Kommandant düster.
    »Ich kann mir nicht denken, was Sie sich sonst vorgestellt haben. Sie sind doch ganz bestimmt nicht aus Mitleid hergekommen. Haben Sie ein Herz!«
    »Danke«, sagte der Kommandant.
    »Was haben Sie gesagt?«
    »Danke«, sagte der Kommandant.
    »Danke wofür?«
    »Für ein Herz.«
    »Für was?«
    »Ein Herz.«
    Der Bischof sah ihn ungläubig an. »Ein Herz?« sagte er schließlich. »Wovon zum Kuckuck reden Sie eigentlich?« Kommandant van Heerden zögerte einen Augenblick, ehe er weitersprach. »Ich hätte ein neues Herz nötig«, sagte er endlich. »Es ist meiner Aufmerksamkeit nicht entgangen«, sagte der Bischof, »daß Ihnen ein neues Herz mächtig guttäte, aber um offen zu sein: Ich glaube, mit Ihnen ist es schon zu weit gediehen, als daß Ihnen meine Gebete helfen könnten. Und ich muß Ihnen sowieso leider sagen, daß ich den Glauben an die Kraft des Gebets verloren habe.«
    »Beten habe ich schon ausprobiert«, sagte der Kommandant, »aber es hat überhaupt nichts genützt. Ich kriege immer noch Herzklopfen.«
    »Vielleicht, wenn Sie wirklich bereuen«, sagte der Bischof. »Keinen Zweck. Ich bin ein todgeweihter Mensch«, sagte der Kommandant.
    »Bildlich gesprochen sind wir das wohl alle«, sagte der Bischof. »Das ist halt ein Teil der Situation des Menschen. Aber nehmen Sie mir nicht übel, wenn ich Ihnen sage, daß ich verdammt viel todgeweihter bin als Sie, und das verdanke ich Ihnen, daß ich nächsten Freitag hänge.« Ein langes Schweigen entstand in der Kapelle, während die beiden Männer über ihre Zukunft nachdachten. Der Kommandant brach es schließlich.
    »Ich nehme an, Sie wollen nicht doch noch was für mich tun«, sagte er endlich. »Ein letztes Vermächtnis.«
    »Ein letztes

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