Tokatas Todesspur
goldenen Rand wie dieser heilige Fächer. Tokata nahm ihn hervor.
Noch in der Bewegung faltete er den Fächer auf, der auseinander schwang und das kriegerische Zeichen der roten Sonne enthüllte. Die einzelnen Teile bestanden aus einem wertvollen Metall, die Oberkante war vergoldet und lief wie ein Zickzackstreifen auf dem Fächer entlang.
Er hatte ihn. Endlich!
Tokata stieß einen Laut aus, der Zufriedenheit demonstrieren sollte, legte den Fächer vor sich zu Boden, drehte sich ein wenig nach rechts und wollte nach seinem Schwert greifen. Tokatas Klaue faßte ins Leere.
Das Schwert war verschwunden!
***
Für zwei Sekunden blieb der Samurai des Satans bewegungslos auf dem Fleck hocken. Mit allem hatte er gerechnet, damit jedoch nicht.
Jemand hatte ihn überlistet. In seinem Machtrausch, den Fächer zu bekommen, war er zu unvorsichtig gewesen. Nun bekam er die Quittung.
Jemand hatte seine Waffe gestohlen. Für diese verruchte Tat kam nur einer in Frage. Der Goldene!
Da hörte Tokata auch schon die Stimme des anderen in seinem Rücken.
Sie klang höhnisch und triumphierend. »Suchst du etwa dein Schwert, Tokata?«
Der Samurai des Satans stieß ein tiefes Grunzen aus. Er fühlte sich hintergangen, gedemütigt. Sein Todfeind hatte es geschafft, ihn zu überlisten. »Du hast es, nicht wahr?«
»Ja, Tokata. Ich habe es. Du bist sehr unvorsichtig gewesen. Ich hätte nie gedacht, daß es so leicht für mich werden würde; an dein Schwert zu gelangen. Aber du hast nur an den Fächer gedacht und alles andere außer acht gelassen. Das hat sich nun gerächt. Es war für mich eine Kleinigkeit, mich anzuschleichen. Ich habe alles gesehen. Du hast dir den Weg gut freigekämpft und bist sogar noch die Falle der Göttin umgangen. Jetzt hast du den Fächer, aber du wirst mit ihm nichts anfangen können. Du bist ein Schwarzblüter, ein Diener Emma-Hoos. Vor langer Zeit schon hast du nicht gewinnen können, und du wirst es auch jetzt nicht. Nur ein Würdiger darf den Fächer der Göttin besitzen. Du, Tokata, bist nicht würdig. Der Fächer gehört mir, und ich werde ihn mir holen.«
Es waren starke Worte, die der goldene Samurai seinem Gegner an den Kopf warf. Aber er hatte recht. Tokata befand sich tatsächlich auf der Verliererstraße. Und dies war durch seine eigene Schuld geschehen.
Es wäre alles nicht so schlimm gewesen, wenn der Goldene ihm nicht das Schwert abgenommen hätte. Das ärgerte Tokata am meisten. Bisher hatte er zwei große Niederlagen hinnehmen müssen. Einmal, als ihm John Sinclair mit seinem geschleuderten Bumerang den Arm abschlug, und jetzt, in den letzten schrecklichen, demütigenden Sekunden, wo der Goldene ihn überlistet hatte.
Tokata war nun waffenlos.
Er senkte seinen Kopf und starrte auf den Fächer. Fast bereute sogar ein Dämon wie er, daß er auf Hilfe verzichtet hatte. Er wollte alles allein machen, er hätte sich Unterstützung mitnehmen sollen, Solo Morasso hatte sie ihm angeboten, aber nein, er wollte seinen Weg allein gehen.
Bis zum Ende - zum bitteren Ende sogar, denn das hatte er nun erreicht.
Seine Hand umklammerte den Fächer. Er war ausgebreitet, und Tokata spürte, daß ihm dieser Fächer Kraft geben würde. Er hatte zwar nur noch einen Arm, doch Dr. Tod hatte ihm versprochen, einen zweiten Arm aus einem Leichenteil anzunähen, falls es ihm gelang, den Fächer an sich zu bringen. Nun platzten seine Hoffnungen.
»Dreh dich um, Tokata!« befahl sein Todfeind. »Ich will dich, meinen Todfeind, ansehen!«
Tokata hielt den Fächer weiterhin fest. Freiwillig würde er ihn nie aus den Fingern geben. Er drehte sich um und stemmte sich gleichzeitig in die Höhe.
»Davon habe ich nichts gesagt!« zischte der Goldene. »Du bleibst so hocken!«
Er hatte Angst. Oder war er vorsichtig? Also blieb der Samurai des Satans am Boden, während er sich umwandte und auch den Fächer nicht aus der Hand gab. Dann starrten die beiden sich an.
Über Jahrtausende hinweg hatten sie sich nicht mehr gesehen. Aber jeder wußte über den anderen Bescheid. Durch Schwarze Magie waren beide über die einzelnen Schritte des Feindes orientiert. Nun standen sie sich gegenüber. Beide hatten sich nicht verändert. Die langen Zeiten waren spurlos an ihnen vorübergegangen. Tokata hatte unter einem Vulkan begraben gelegen, bis er erweckt worden war. Jahrtausende hatten sie geschwiegen, nun begann der Kampf von vorn.
Er sollte alles und endgültig entscheiden. Tokata kam sich unendlich klein gegenüber dem
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