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Tokatas Todesspur

Tokatas Todesspur

Titel: Tokatas Todesspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht mehr zu sehen. Sie hatten sich ebenso aufgelöst wie der Mensch.
    Geblieben war der Nebel. Weiterhin umtanzte er geisterhaft die gewaltige Schreckensgestalt, und seltsamerweise konnte Tokata in der Höhle auch sehen.
    Sie zeigte trotz des Nebels eine gewisse Helligkeit, so daß sich auch ein Mensch in ihrem Innern orientieren konnte, ohne auf die Hilfe von irgendwelchen Lichtquellen zurückgreifen zu müssen.
    Tokata schob die Knochenreste zur Seite, weil sie vor ihm und somit im Weg lagen. Er hatte jetzt die wichtigste Aufgabe überhaupt zu erfüllen.
    Tokata wollte und mußte den Fächer bergen. Am Rand der Öffnung blieb er stehen und schaute in die Tiefe. Dabei war Tiefe eigentlich nicht der richtige Ausdruck, denn etwa zwei Armlängen entfernt erkannte Tokata bereits den Grund. Wenn er sich hinkniete und den Arm ausstreckte, konnte er den Fächer erreichen.
    Tokata fiel auf die Knie. Es war wirklich ein seltenes Bild, den übergroßen Samurai so zu erleben. An seiner linken Schulter baumelte der Stumpf, nur noch den rechten Arm hatte er zur Verfügung.
    Der Fächer lag nicht auf dem Boden, sondern verborgen in einem kleinen Kasten, der auch die Bezeichnung Schrein verdiente. Er war noch vollständig erhalten, die langen Jahre hatten ihn nicht verfaulen lassen. Wie neu sah er aus. Die Zaubermagie der Göttin hatte den Schrein und den Fächer geschützt. Tokata tat etwas, was ihm Widerwillen bereitete. Er legte das Schwert aus der Hand, weil er fünf Finger freihaben wollte. Er öffnete die Hand und faßte nach dem Kasten.
    Selbst ihn, der normalerweise keine Gefühle zeigte, hatte die Erregung gepackt. Wenn er den Fächer besaß, dann war er so gut wie unbesiegbar.
    Unter seiner Maske drang ein schauriger Laut hervor. Ein Zeichen, daß Tokata es kaum erwarten konnte. Er mußte noch einmal nachgreifen, um den Kasten richtig zwischen die Klauen zu bekommen. Dann hatte er es geschafft. Behutsam hob er ihn an. Er führte die Bewegung sehr vorsichtig aus, vermied ein Zittern und dachte nur an die vor ihm liegende Aufgabe und daß nur nichts schieflaufen durfte. Tokata gelang es, den Kasten unbeschadet aus dem Versteck zu holen. Er rutschte auf den Knien ein wenig zurück, so daß sich zwischen ihm und dem Schachtrand genügend Platz befand, um den Kasten abstellen zu können. Da stand er nun.
    Die Schultern des riesenhaften Samurais bewegten sich. Undefinierbare Laute entströmten seinem Mund. Ein langgehegter Traum war endlich in Erfüllung gegangen. Tokata stand vor dem Ziel seiner Wünsche. Er besaß den Fächer. Nur noch den Kasten mußte er öffnen, dann war er unbesiegbar. Die Macht der Göttin würde auf ihn einströmen und ihm die Kräfte einer längst vergessenen, geheimnisvollen Zauberwelt verleihen.
    Gepaart mit den schon vorhandenen gab dies eine kaum vorstellbare Mischung von Kraft und Macht. Er schaute auf den Kasten.
    Selbst dieser war von einer kaum wiederholbaren handwerklichen Schönheit. Da hatte sich jemand besonders viel Mühe gegeben. Tokata wußte nicht, wer den Kasten hergestellt hatte, aber es mußte ein wahrer Künstler gewesen sein. Der Deckel zeigte eine wertvolle Intarsienarbeit.
    Sie stach von dem dunkleren Holz ab, und die Motive erinnerten an Ereignisse aus der japanischen Mythologie.
    Da kämpften Helden gegen Drachen und andere Ungeheuer. Da explodierten Sonnen und Gestirne. Ein Frauengesicht war zu sehen.
    Und dieses Gesicht faszinierte den Betrachter besonders, denn es war doppelschichtig angelegt worden. Das erste zeigte die Schönheit eines Frauenantlitzes. Das zweite jedoch die Bosheit der Hölle.
    Ein Doppelgesicht. Im Vordergrund das schöne, im Hintergrund und etwas verschoben, so daß die einzelnen Umrisse nicht genau übereinanderlagen, das schreckliche. Die Göttin Amaterasu war dort verewigt worden. Tokata brauchte den Kasten nur noch zu öffnen. Er suchte nach einem Verschluß, doch er fand keinen. So blieb ihm praktisch nur noch eine Möglichkeit. Einfach den Deckel hochzuheben.
    Mit seiner rechten Hand faßte er zu. Es gelang.
    Mühelos ließ sich der Deckel öffnen. Es war keine magische Sicherung mehr eingebaut worden, Tokata konnte ohne weiteres in den Kasten hineinschauen.
    Sein Inneres war mit dunklem Samt ausgelegt. Das jedoch interessierte Tokata nicht. Er hatte nur Augen für den Gegenstand, der da vor ihm lag.
    Es war der heilige Fächer!
    Zusammengelegt wirkte er wie ein Zollstock, wenn der Vergleich gestattet ist. Aber ein Zollstock hatte keinen

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