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Tokio Killer - 02 - Die Rache

Tokio Killer - 02 - Die Rache

Titel: Tokio Killer - 02 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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gefunden hast?», fragte ich.
    «Ich weiß nicht.»
    Wieder eine Pause. Ich sah sie an. «Möchtest du was trinken?»
    «Hast du meinen Vater getötet?»
    Mein Herzschlag nahm wieder Fahrt auf.
    Ich sah sie lange an. Dann sagte ich sehr leise: «Ja.»
    Ich beobachtete sie. Ich wandte den Blick nicht ab.
    Einen Moment lang war sie still. Als sie sprach, klang ihre Stimme tief und heiser.
    «Ich hätte nicht gedacht, dass du es zugibst. Zumindest nicht so leicht.»
    «Es tut mir Leid», sagte ich und dachte dabei, wie lächerlich das doch klang.
    Sie presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf, als wollte sie sagen: Das kann nicht dein Ernst sein.
    Ich sah mich erneut in der Halle um. An den Stellen, die mir gefährlich werden konnten, entdeckte ich niemanden, aber es herrschte ein reges Kommen und Gehen, und ich konnte nicht sicher sein. Ich wollte weg hier. Falls sie irgendwelche Komplizen dabei hatte, würde sie das hervorlocken.
    «Lass uns in die Bar gehen», sagte ich. «Ich werde dir alles erzählen, was du wissen willst.»
    Sie nickte, ohne mich anzusehen.
    Ich wollte nicht in die Rendezvous Bar, die auf derselben Ebene lag wie die Eingangshalle und so stark frequentiert war, dass sie aus Sicherheitsgründen nicht in Frage kam, sondern in die Old Imperial Bar im ersten Zwischengeschoss. Sie ist ein Überbleibsel aus dem alten, von Frank Lloyd Wright entworfenen Imperial, das 1968 abgerissen wurde, angeblich, weil es nicht den Erdbebensicherheitsstandards entsprach, aber wahrscheinlich eher aus irrigem Fortschrittsglauben. Um ins Zwischengeschoss zu gelangen, mussten wir quer durch die Hotelhalle, dann eine Treppe hinauf und durch meist menschenleere Gänge mit etlichen Abzweigungen und Ausgängen. Falls irgendjemand Midori folgte – entweder mit ihrem Wissen oder ohne –, würde es schwierig für ihn werden, nicht aufzufallen, während wir in Bewegung waren.
    Wir gingen die Treppe zum Zwischengeschoss hinauf. Abgesehen von etwa einem Dutzend Gästen in den Restaurants, an denen wir vorbeikamen, war niemand zu sehen. Während wir am Eingang zur Bar darauf warteten, dass man uns zu einem Tisch brachte, sah ich mich um. Niemand näherte sich. Midori war anscheinend allein gekommen.
    Wir nahmen nebeneinander in einer der hohen, halbrunden Sitznischen Platz, die vom Eingang her nicht einzusehen waren. Wenn jetzt jemand feststellen wollte, wo wir waren, würde er hereinkommen und sich zeigen müssen. Ich bestellte uns zwei achtzehn Jahre alte Bunnahabhains aus dem ausgezeichneten Single-Malt-Angebot der Bar.
    Angesichts der Umstände war es zwar ein eigenartiges Gefühl, aber ich freute mich, wieder im Old Imperial zu sein. Die Bar, fensterlos und mit niedriger Decke, dunkel und gedämpft, intim trotz ihrer Größe, hatte eine Aura von Geschichte, von Ehrwürdigkeit, was vielleicht daher rührte, dass sie der einzige noch erhaltene Teil des geopferten Vorläufers des jetzigen Hotels war. Und wie das Hotel selbst wirkte auch das Old Imperial ein bisschen so, als habe es schon bessere Zeiten gesehen. Aber es hatte sich eine würdevolle Schönheit und etwas Rätselhaftes bewahrt – wie eine große alte Dame, die das Leben kannte, viele Liebhaber gehabt hatte und viele Geheimnisse hütete, die dem Glanz ihrer ausgelassenen Jugend nicht nachtrauerte, ihn aber auch nicht vergessen hatte.
    Wir saßen schweigend da, bis unsere Drinks kamen. Dann fragte sie: «Warum?»
    Ich griff nach meinem Bunnahabhain. «Du weißt warum. Ich wurde dafür bezahlt.»
    «Von wem?»
    «Von den Leuten, denen dein Vater diese CD abgenommen hatte. Dieselben Leute, die geglaubt haben, du hättest sie, die versucht haben, dich umzubringen.»
    «Yamaoto?»
    «Ja.»
    Sie sah mich an. «Du bist ein Killer, nicht wahr? Diese Gerüchte, dass die Regierung jemanden bezahlt, damit bist du gemeint, stimmt ’s?»
    Ich atmete tief und lange aus. «So in etwa.»
    Es entstand eine Pause. Dann fragte sie: «Wie viele Menschen hast du schon umgebracht?»
    Meine Augen glitten zu meinem Glas. «Ich weiß es nicht.»
    «Ich meine nicht in Vietnam. Seitdem.»
    «Ich weiß es nicht», wiederholte ich.
    «Findest du nicht, das sind zu viele?» Die Sanftheit ihrer Stimme machte die Frage noch schlimmer.
    «Ich bin nicht … Ich habe Regeln. Keine Frauen. Keine Kinder. Keine Maßnahmen gegen unbeteiligte Dritte.» Die Worte klangen mir tonlos in den Ohren wider, wie das Mantra eines Schwachsinnigen, beschwörende Klänge, die plötzlich ihre magische

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