Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen
den Waschbecken und fing an, die verschiedenen Seifen und Lotions in Augenschein zu nehmen.
Würdest du dir bitte einfach die Hände waschen und verduften?, dachte ich. Noch besser, wasch sie dir gar nicht. Ich verrat 's auch keinem, Ehrenwort.
Delilah sagte: »Sind Sie so was wie ein Türsteher?«
Der Mann lachte. Gut, sie wickelte ihn ein. »Nein, ich warte bloß auf jemanden.«
Der Chinese entschied sich für eine Seife und fing an, sich gründlich die Hände zu waschen. Er brauchte so lange, dass ich kurz davor war, rauszuspringen, ihm das Genick zu brechen und ihn in mein Versteck zu schleifen.
Er wandte sich vom Waschbecken ab, nahm ein Handtuch und fing an, sich seelenruhig die Hände zu trocknen.
»Ach, dann sind Sie nicht allein hier«, sagte Delilah. »Schade.«
Der Bodyguard sagte: »Schade?«
»Na ja«, sagte sie, »mein Begleiter ist ein ziemlicher Langweiler und ...« Sie lachte. »Entschuldigen Sie, ich hab wohl ein bisschen zu tief ins Glas geschaut. Ich bin normalerweise nicht so.«
Der Bodyguard sagte: »Nein, kein Problem. Macht gar nichts.«
Der Chinese war noch immer mit dem Handtuch zugange.
Mach schon, Freundchen, an dir kann doch kein einziges verdammtes Wassermolekülchen mehr sein ...
Endlich warf er das Handtuch in den Korb unter dem Waschbecken.
Wenn du dir jetzt die Haare kämmst, dachte ich , oder die Zähne begutachtest oder die Krawatte richtest, bring ich dich um.
Doch der Mann entschloss sich, keiner dieser tödlichen Handlungen nachzugehen. Er ging einfach zur Tür hinaus.
Delilah sagte: »Sie sind sehr nett. Tut mir leid, dass ich so direkt war.«
Der Bodyguard sagte: »Ich bin direkte Frauen gewohnt. Ich mag sie.«
»Im Ernst?«, fragte sie. »Wo kommen Sie her?«
»Er muss mit dem Rücken zu mir stehen«, sagte ich, verließ mein Versteck und eilte zur Tür. »Jetzt.«
Der Bodyguard sagte: »Ich bin Filipino.«
»Tut er«, sagte Delilah, ohne den Tonfall im Geringsten zu verändern.
Und während der Bodyguard noch versuchte, sich auf die unlogische Erwiderung einen Reim zu machen, trat ich hinter ihm aus der Herrentoilette und traf ihn mit einem Hammerfaustschlag verstärkt durch das Ende der Surefire an der Schädelbasis. Er stöhnte, und sein Körper erbebte, aber er ging nicht zu Boden. Verdammt, der Typ hatte einen echt dicken Schädel. Ich wollte ihm einen zweiten Schlag verpassen, aber Delilah war schon bei ihm und klatschte ihm die flache Hand mit der Spritze darin auf die Halsschlagader. Er stöhnte erneut und fing an, nach irgendetwas unter seinem Jackett zu tasten. Ich hielt seinen Arm fest. Er wollte sich zu mir umdrehen. Delilah griff unter sein Jackett und zog mit einer fließenden Bewegung das heraus, worauf er es abgesehen hatte - eine Kimber Pro CDP II in einem Hüftholster.
Der Kerl schaffte es, sich ganz umzudrehen und mich anzusehen. Er streckte die Hände aus, als wollte er sich mit mir schlagen, doch da knickten seine Beine unter ihm weg, ob von dem Schlag oder der Injektion konnte ich nicht sagen. Er fiel gegen mich, und ich fing ihn unter den Armen und um den Rücken herum auf. Ich stolperte rückwärts durch die Toilettentür, ächzend vor Anstrengung. Der Kerl musste hundertfünfundzwanzig Kilo auf die Waage bringen. Delilah folgte uns und schloss die Tür. Ich sah, wie sie das Magazin der Kimber herauszog, es überprüfte und wieder hineinschob.
»Blockier die Tür«, sagte ich und mühte mich weiter mit dem schlaffen Gewicht in meinen Armen ab. »Es darf keiner reinkommen.«
Sie drückte die rechte Fußspitze gegen die Tür, setzte die Ferse fest auf den Boden auf und machte mit dem anderen Bein einen weiten Ausfallschritt nach hinten. Ich zog den Bodyguard in mein Versteck und ließ ihn oben auf seinen einstigen Kunden fallen. Ich trat über beide hinweg und schloss die Tür hinter mir.
Jemand wollte die Toilettentür öffnen. Als sie nicht aufging, klopfte es. Delilah ließ ihren Fuß, wo er war, und sagte: »Hier wird gerade sauber gemacht, Verzeihung. Bitte benutzen Sie die Toilette im dreizehnten Stock.«
Sauber machen, dachte ich. So kann man's auch ausdrücken.
Das Klopfen hörte auf.
Ich ging zu Delilah und sagte: »Gib mir die Pistole.« Sie schüttelte den Kopf. »Geh einfach. Den Rest erledige ich.«
»Hör auf, das ist nicht dein Job."
"Ich muss es machen.«
»Lass mich zu Ende bringen, was ich angefangen habe. Mit einer Pistole kann ich sie beide erledigen.«
Ich dachte, dass sie das hören wollte, doch sie
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