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Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Titel: Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Waffe. Er schrie auf vor Schreck und Angst. Dann wich er zurück gegen die Aufzugwand und brüllte wieder etwas auf Chinesisch. Diesmal vermutlich »Ach du Scheiße« oder vielleicht das altehrwürdige »Nicht schießen!«.
    Ich hob den Aktenkoffer auf, trat aus dem Aufzug und blickte mich um. Die Luft war rein. Ich griff hinein und drückte den Knopf für den dreizehnten Stock. Die Türen schlossen sich, und der verdattert dreinblickende Wachmann verschwand dahinter; so hatte ich ihn vom Hals und er bekam nicht mit, was ich als Nächstes vorhatte. Ich hoffte, dass Dox bereits oben wartete, wenn der Typ im Dreizehnten ankam. Er brauchte ihn nur rauszuziehen und könnte direkt nach unten fahren.
    Ich ging quer über die Straße zu dem Müllcontainer und wog die Möglichkeiten ab, die er mir bot. Gute Deckung und ein gutes Versteck von beiden Seiten. Aber er war für meinen Geschmack ein wenig zu weit von den Aufzügen in der Lobby entfernt. Wenn Hilger unten ankam und gleich nach links oder rechts rannte, konnte er mir entwischen. Falls ich eine gute Stelle fand, war es besser, dort auf ihn zu warten.
    Ich ging zurück über die Straße. Der Schreibtisch des Wachmanns. Das müsste gehen. Ich wollte mich gerade dahinterducken, da flog die Tür zum Treppenhaus links von mir auf und knallte gegen die Wand. Al-Jib kam herausgerannt. Ich hob die Pistole und versuchte, ihn ins Visier zu nehmen, aber er war zu schnell um die Ecke verschwunden.
    Die Tür flog erneut auf. Ich wirbelte herum. Diesmal war es Delilah. Sie steckte den Kopf raus und schaute nach links und rechts, die Kimber in beiden Händen dicht unter dem Kinn. Sie sah mich und sagte: »Wo ist er hin? Wo lang?«
    »Wo ist Hilger?«, sagte ich.
    »Oben! Gottverdammt, wo ist Al-Jib?«
    Ich deutete mit dem Kinn nach links. Sie rannte ohne ein weiteres Wort los.
    Ich drehte mich um und machte zwei Schritte auf den Schreibtisch des Wachmanns zu. Ich blieb stehen. Ich machte noch einen Schritt. Dann sagte ich: »Scheiße!« Ich drehte mich um und lief hinter Delilah her, warf den Aktenkoffer unterwegs in Richtung Müllcontainer.
    Ich sah, wie sie in den Statue Square Park lief, und spurtete ihr nach. Sie jagte an einem der Springbrunnen vorbei, die Pärchen, die drum herum saßen, wandten den Kopf und schauten ihr hinterher. Ich lief, so schnell ich konnte, und rempelte dabei Spaziergänger an. Wir überquerten den Platz, liefen dann im Zickzack durch den dichten Verkehr auf der Chater Road. Ich konnte Al-Jib sehen, etwa fünfzehn Meter vor Delilah. Er rannte, was das Zeug hielt, aber sie holte auf. Mann, war sie schnell.
    Er sprintete über die Connaught Road, ohne das Tempo zu drosseln. Ein Taxi hielt quietschend vor ihm, und der Fahrer drückte wütend auf die Hupe. Al-Jib stieß einen Fußgänger um, lief aber weiter. Irgendjemand brüllte etwas. Das Taxi fuhr wieder an, als auch schon Delilah angefegt kam. Wieder hupte der Fahrer. Ich jagte einige Schritte hinter Delilah an ihm vorbei.
    Al-Jib rannte den Edinburgh Place hoch Richtung Anlegestelle der Star Ferry. Wenn er Pech hatte, würde er in eine Sackgasse laufen, in Form des Südendes vom Victoria Harbor. Wenn er allerdings Glück hatte, erwischte er gerade noch eine abfahrende Fähre. Die Star-Ferry-Route zwischen dem Central District und Tsim Sha Tsui ist seit über einem Jahrhundert eine wichtige Verbindung für Pendler zwischen Hongkong und Kowloon, und die riesigen, nur für Fußgänger bestimmten offenen Zweideckschiffe, von denen manche schon so alt zu sein schienen wie der Fährbetrieb selbst, legen alle sieben Minuten ab, jedes vollgestopft mit Hunderten von Passagieren.
    Al-Jib lief in den Fährterminal. Delilah folgte ihm. Ich war Sekunden später drin und blickte mich
    hektisch um. Es wimmelte von Menschen, und eine Sekunde lang konnte ich sie nirgends entdecken. Dann bemerkte ich auf einer der Treppen eine Unruhe - da war sie, stürzte die Stufen hoch. Eine Frau rappelte sich gerade vom Boden auf und schrie. Delilah hatte Al-Jib wohl kurz aus den Augen verloren und sich dann gedacht, dass er die Frau umgerannt hatte, als er die Treppe hinaufstürmte. Ich folgte mit nur noch wenigen Metern Abstand. Eine Schar Menschen kam die Treppe links von uns herunter. Mist, eine Fähre war einige Minuten zuvor angekommen - das hieß, sie würde jeden Moment wieder ablegen. Wir erreichten die Abfahrtshalle, und ich sah Al-Jib, der jetzt weit vorn war. Offenbar hatte er seine Chance erkannt. Er sprintete

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