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Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Titel: Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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als wollte sie die Sache einfach nur hinauszögern, Al-Jib noch länger aufhalten. Aber wieso ...
    Eine Stufe irgendwo unterhalb von uns knarrte. Ich weiß nicht, ob es Intuition oder sechster Sinn war oder was, aber ich duckte mich. Ich hörte das Pfifft einer schallgedämpften Pistole, und eine Kugel schlug in die Wand hinter mir.
    Ich sprang nach rechts, den Korridor entlang Richtung Toilette. Und sah Gil von unten auf uns zukommen, die Waffe vor sich. Ich hörte Delilah schreien: »Nein!« Eine Sekunde später knallten Schüsse auf der Treppe über uns.
    Ich stürzte durch die Tür auf die Herrentoilette. »Verschwinde aus der Bar!«, sagte ich zu Dox über das Ansteckmikro. Ich stolperte zu der Tür meines ehemaligen Verstecks, öffnete sie und verschwand in dem Raum. »Gil ist hier. Delilah muss ihn gerufen haben. Sie sind auf der Treppe. Es ist aus. Wir können nichts mehr machen.«
    »Ja, hört sich nach einer wilden Schießerei an«, sagte er. »Die Gäste hier drehen völlig durch, hörst du das?«
    Ich hörte Schreie und das Poltern von Stühlen im Hintergrund. Dox klang mal wieder fast einschläfernd ruhig. Ich holte die Surefire hervor und schaltete sie ein. Der Aktenkoffer stand noch da, wo ich ihn hingestellt hatte. Ich nahm ihn und lief nach hinten zum Lastenaufzug. Ich drückte den Knopf an der Wand und wartete.
    »Wenn du es zu der Tür auf dem Klo schaffst, hinter der ich mich versteckt hatte«, sagte ich, »die führt zu einem Lastenaufzug. Ansonsten kommst du nur vom dreizehnten aus nach unten.«
    »Hab ich alles schon durchdacht. Aber solange da geballert wird, kommt beides nicht in Frage.« Verdammt, er bewahrte ruhig Blut unter Druck. Eine Sekunde lang liebte ich ihn dafür.
    »Ich weiß. Aber du kannst auch nicht einfach in der Bar bleiben. Wenn Gil und Delilah Hilger und Al-Jib erledigen, bist du vielleicht als Nächster dran.«
    »Ich glaube nicht, dass Delilah ... «
    »Delilah hat Gil angerufen, Mann. Meinst du, sie hat ihm gesagt: >Versprich mir, dass du ihnen nichts tust<, und er hat gesagt, >Klar, Schätzchen, ganz wie du willst    Mann, wo blieb denn der Fahrstuhl? Delilah würde sich denken können, dass ich hierhergelaufen war. Wenn Gil es schaffte, Hilger und Al-Jib auszuschalten, würde er postwendend hierherkommen.
    Dox sagte: »Okay, ich hab verstanden. Such ich mir eben ein gastfreundlicheres Plätzchen, wo ich warte, bis die Luft rein ist.«
    »Irgendwann werden die Leute aus den verschiedenen Dining Rooms im fünfzehnten Stock und aus dem Restaurant im vierzehnten panisch nach unten zu den Ausgängen rennen«, sagte ich. »Schwimm in ihrem Strom mit.«
    »Ja, so was in der Art hatte ich mir auch schon überlegt. Was ist mit dir?«
    »Ich warte im Moment auf den Lastenaufzug. Aber sobald sich die Türen schließen und der runterfährt, verlieren wir den Kontakt. Die Reichweite von dem Gerät ist zu kurz.«
    »Na, worauf wartest du dann noch? Los, Abmarsch. Wir sehen uns dann am Notfalltreffpunkt.« Der Aufzug kam. Ich trat hinein und hielt den »Tür auf«-Knopf gedrückt. Ich sah nach oben - keine Kamera. Die gab es wohl nur in den Personenaufzügen.
    »Er ist da«, sagte ich. »Ich kann auf dich warten.«
    »Sei nicht albern, Mann. Fahr und schick ihn wieder hoch, wenn du aussteigst. Ich weiß nicht mal, ob ich's bis dahin schaffe. Ich werd mich wohl einfach mit der Menge treiben lassen, wenn Hilger und die anderen sich gegenseitig umgebracht haben.«
    Ich wollte ihn nicht zurücklassen, aber was er gesagt hatte, klang einleuchtend. »Viel Glück«, sagte ich und drückte den Knopf zur Lobby. Die Türen schlossen sich, und der Aufzug fuhr los. Verdammt, Hilger sollte nicht davonkommen. Wir waren so nah dran gewesen. Ich überlegte einen Moment.
    Der Müllcontainer gegenüber vom Eingang. Wenn ich mich dahinter versteckte und Hilger es nach draußen schaffte, könnte sich eine Gelegenheit ergeben. Ziemlich unwahrscheinlich, zugegeben, aber ich konnte nicht viel dabei verlieren.
    Dreißig Sekunden später öffneten sich die Türen auf der Lobbyebene. Der Wachmann, den ich bei meiner Ankunft gesehen hatte, stand direkt davor. Er hatte eine Pistole gezückt, eine .38er Special, und hielt sie zu weit vor dem Körper. Er blickte mich kaum an, als er hineinstürzte.
    Er brüllte mich auf Chinesisch an - »Aussteigen«, vermutlich. Bevor er wusste, wie ihm geschah, ließ ich den Aktenkoffer fallen, packte die Pistole mit beiden Händen, machte eine Drehung und entwand ihm die

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