Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen
überprüfen.
Ich stellte den linken Fuß gegen den Türrahmen, umfasste den Knauf und lehnte mich zurück, sodass die Tür rund fünfundsiebzig Kilo Gewicht halten musste. Einen Augenblick später spürte ich, wie von der anderen Seite leicht gezogen wurde. Bei einem richtigen Tauziehen hätte der Typ mich vielleicht vom Fleck bewegen können, aber er wollte die Tür ja nicht mit Gewalt öffnen, sondern sich nur vergewissern, dass sie verschlossen war, wie das Schild verkündete. Sie hatte sich keinen Millimeter bewegt. Ich spürte, wie er losließ, hörte, wie er zum Toiletteneingang zurückging. Ich hörte die Tür aufgehen, hörte ihn sagen: »Alles klar.«
Ich behielt meine Position bei. Manny würde die Tür vielleicht dem gleichen Test unterziehen.
Ich hörte neue Schritte in den Raum kommen. Mannys Stimme: »Danke. Warten Sie bitte draußen.«
Der Mann sagte: »Natürlich.«
Ich hörte, wie die Tür sich schloss. Mannys Schritte, die näher kamen. Dann stehenblieben.
Er hatte meine Tür gesehen. Er fragte sich, ob der Bodyguard sie überprüft hatte. Natürlich hat er sie überprüft, dachte er wahrscheinlich. Er ist ein Bodyguard. Trotzdem, man kann nie wissen ...
Und schon kamen seine Schritte näher, blieben erneut stehen, und ich spürte wieder, wie sacht gezogen wurde. Dann ließ der Druck nach, und ich hörte, wie er von mir aus gesehen nach rechts ging.
Ich nahm langsam den Druck weg, den ich auf die Tür ausübte, und spähte durch das erste Loch, das ich gemacht hatte. Manny benutzte das Urinal, das am weitesten von mir entfernt war. Er blickte an die Wand, aber am Rande seines Gesichtsfeldes würde er eine Bewegung bemerken, wenn ich die Tür öffnete. Ich musste schnell sein.
Ich vergewisserte mich mit einem raschen Blick durch das andere Loch, dass der Bodyguard tatsächlich hinausgegangen war. Ja. Nur Manny und ich, wie es sein sollte.
Es war nicht wie beim ersten Mal. Ich dachte an nichts, das nicht mit der Operation zu tun hatte. Nichts.
Ich gab ihm etwas Zeit, sein Geschäft zu beenden. Sonst würde er am Ende noch auf den Boden pinkeln oder gar auf mich.
Er schüttelte sich ab. Ich machte zwei rasche, lautlose Atemzüge. Los.
Ich stieß die Tür auf, war mit einem langen Schritt an der Tür vorbei, schwenkte herum und schritt direkt auf ihn zu.
Sein Kopf fuhr mit einem Ruck in meine Richtung, und sein Mund klappte auf. Seine Augen wurden ganz groß, und seine Arme hoben sich.
Adrenalin zieht die Kehle zusammen. Das ist der Grund, warum ein Mensch, der plötzlich in Panik gerät, mit hoher Stimme piepst oder flüstert oder überhaupt keinen Ton herausbekommt. Manny, dessen noch junge Ängste vor öffentlichen Toiletten sich in diesem Moment bewahrheiteten, hatte soeben ein gewaltige Dosis erhalten. Deshalb tat er keinen Mucks, obwohl sein Bodyguard direkt draußen vor der Tür stand.
Er begann, sich zu mir umzudrehen, doch es war bereits zu spät. Ich trat hinter ihn, rammte ihm mein linkes Knie ins Kreuz und riss ihn an den Schultern zu mir. Sein Körper knickte nach hinten über mein Knie. Ich stellte den Fuß wieder auf den Boden und schlang meinen linken Arm von oben gegen den Uhrzeigersinn um seinen Hals, sodass sein Gesicht von unten gegen meinen Brustkasten gepresst wurde und mein Unterarm in seinen Nacken drückte. Ich packte mit der rechten Hand mein linkes Handgelenk, stieß seinen Körper nach vorn gegen das Urinal und riss ihn gleichzeitig mit dem linken Unterarm hoch. Sein Rückgrat bog sich so weit durch, wie es maximal möglich war, und für einen Sekundenbruchteil erstarrten wir in unserer Bewegung. Dann brach sein Genick. Das Knacken war laut, aber nicht so laut, dass der Bodyguard es durch die massive Mahagonitür hätte hören können. Sein Körper erschlaffte, und ich schob die Arme unter seine Achselhöhlen, damit er nicht zu Boden sackte.
Ich schleifte ihn in mein Versteck und schloss die Tür hinter uns. Ich tastete ihn ab, aber war nicht bewaffnet. Verdammt.
Ich dachte kurz nach. Wenn der Bodyguard direkt draußen vor der Tür stand, und davon ging ich aus, konnte ich nicht einfach so an ihm vorbei. Er hatte die Toilette kontrolliert, bevor Manny hineinging, und da war der Raum leer gewesen. Wenn plötzlich jemand Neues herauskam, würde er stutzig werden. Aber es ging mir nicht darum, an ihm vorbeizukommen, ich wollte an seine Waffe. Wenn er mit dem Rücken zur Tür stand, könnte ich es vielleicht trotz seiner Statur schaffen. Wenn er mich dagegen
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