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Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Titel: Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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schüttelte erneut den Kopf.
    »Komm schon«, sagte ich, »wo willst du denn diese Kanone an dir verstecken? Sie ist größer als dein Handtäschchen.«
    Sie holte tief Atem und sagte: »Du hast deinen Manny-Vertrag erfüllt. Du wirst dein Geld bekommen. Jetzt geh einfach.«
    »Gibst du mir jetzt endlich die verdamme Pistole? Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    Sie blickte mich an, und eine Sekunde lang glaubte ich, ich hätte sie überzeugt. Doch dann öffnete sie einfach die Tür und ging hinaus auf den Korridor Richtung Treppe. Ich folgte ihr. Sie hielt die Pistole tief an ihrem rechten Bein.
    Ich hörte Dox in meinem Ohr. »Wie steht's bei euch, Herrschaften? Eure Unterhaltung macht mich nervös.«
    »Ich kümmere mich um den Rest, Dox«, sagte Delilah und strebte weiter Richtung Treppe. »Du solltest einfach gehen. Jetzt wäre eine gute Gelegenheit.«
    »Blödsinn, Delilah«, sagte er, »wir lassen dich doch nicht einfach allein. Du kannst dich auf meinen Partner verlassen. Ich hab ihn schießen sehen. Glaub mir, wenn er trifft, steht keiner mehr auf.«
    Wir blieben am Ende des Ganges stehen, wo die Treppe hinauf in den fünfzehnten und hinunter in den dreizehnten Stock führte. Von hier aus konnten wir nur nach oben, nach unten oder wieder zurück zu den Toiletten. Mir kam kurz der Gedanke, ihr einfach die Waffe zu entreißen. Aber sie hielt sie an der mir abgewandten Seite - absichtlich. Ich bezweifelte, sie entwaffnen zu können, ohne sie zu verletzen oder selbst eine Kugel abzubekommen. Keines von beiden war eine verlockende Alternative.
    Ich packte sie am Arm und sagte: »Verdammt nochmal, Delilah ...«
    Oben auf der Treppe ertönten Geräusche. Wir sahen beide hoch. Hilger und Al-Jib kamen auf uns zu. Hilger hielt mit beiden Händen eine Pistole, dicht am Körper mit der Mündung zum Boden. Er blickte mich an, und ich sah, wie seine Augen sich verhärteten: Er hatte mich erkannt.
    Scheiße. Sie waren wohl misstrauisch geworden, weil Manny so lange weg war, und wollten nachsehen.
    »Gehen Sie aus dem Weg, John«, sagte Hilger. »Wir wollen bloß hier raus. Es muss hier niemand unnötig getötet werden.«
    Delilah hatte zwar die Kimber in der Hand, aber mir war klar, dass Hilger im Vorteil war. Zum einen hielt er seine Pistole im Anschlag. Zum anderen hatte er die erhöhte Position. Obendrein war er mit der Pistole, die er hielt, vermutlich vertraut. Womöglich war er sogar mit ihr ausgebildet worden, wohingegen sich Delilah auf eine fremde Waffe verlassen musste, noch dazu eine .45er mit einem 4-Zoll-Lauf, die wahrscheinlich zu schwer für sie war. Delilah hatte das alles offenbar auch eingesehen, sonst hätte sie schon versucht zu schießen.
    Aber warum hatte Hilger uns noch nicht abgeknallt? Ich hatte am Kwai Chung mit eigenen Augen gesehen, was für ein ausgezeichneter Kampfschütze er war. Und dann begriff ich: Man kennt ihn hier. Der Club gehört zu seiner Tarnung. Er will hier nicht herumballern.
    Al-Jib sagte nichts. Er blickte verängstigt. Das hier war Hilgers Auftritt.
    »Kein Problem«, sagte ich und zeigte meine Hände. »Wir sind nicht Ihretwegen hier. Wir sind hier fertig.«
    Ich musste mindestens schaffen, uns alle auf eine Höhe zu bringen. Noch besser wäre es, sie an uns vorbei die Treppe hinuntergehen zu lassen. Dann wären wir in der erhöhten Position. Es würde schwierig für sie, uns in Schach zu halten und gleichzeitig rückwärts die Treppe hinunterzugehen. Hilger runzelte die Stirn. »Manny?«
    »Manny ist tot. Sie und ich sind quitt.«
    Seine Augen wurden schmaler. »Wir sind nicht quitt.«
    Na, so leicht ließ er sich offensichtlich nicht beschwichtigen.
    Delilah sagte: »Sie können gehen. Aber nicht Ihr Freund.«
    »Tut mir leid, aber wir werden beide gehen«, sagte Hilger. »An Ihnen vorbei oder durch Sie hindurch, das liegt ganz bei Ihnen.«
    »Ich habe nichts gegen >an uns vorbei<«, sagte ich und dachte, Gott verdammt, Delilah, mach mit.
    Ich hörte Dox in meinem Ohr. »Ich weiß, was los ist, Leute, aber ich kann euch nicht helfen, solange sie über euch auf der Treppe sind. Ihr müsst sie vorbeilassen, runter in den dreizehnten."
    "Machen wir, was er sagt«, sagte ich zu Delilah, und meinte mit »er« natürlich Dox.
    Eine lange Pause trat ein. Ich nahm an, dass sie sich einfach instinktiv weigerte, Al-Jib den Fluchtweg frei zu machen.
    Aber sie war taktisch klug, sie musste die Situation erfasst haben. Unsere Position gegenüber Hilger und Al-Jib war unhaltbar. Es war,

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