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Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Titel: Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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zurückkam. Es war eine langweilige Arbeit, wie das jede Art von Überwachung zwangsläufig ist. Diesmal hatten wir Glück: Er tauchte kurz nach zwei Uhr nachmittags auf, nachdem er uns nur ein paar Stunden hatte warten lassen. Sobald wir ihn und den Bodyguard an der Kamera vorbeigehen sahen, ging ich hinaus zum Parkplatz.
    Mit starkem japanischem Akzent und in gebrochenem Englisch erklärte ich dem Chef des Hotelpagendienstes, was passiert war. Einer der Hotelwagen hatte mich zum Taal-See gebracht, sagte ich, und irgendwie hatte ich auf der Fahrt meinen Ehering verloren. Der Mann zeigte sich überaus mitfühlend: Wahrscheinlich konnte er sich gut vorstellen, was meine Frau denken würde, wenn ich ihr beichten musste, dass ich den Ring in Manila verloren hatte, einer Stadt, die für ihre Vergnügungsviertel berüchtigt ist. Er sah in den Unterlagen nach und deutete dann auf eins der Fahrzeuge. »Der da ganz links, Mr Yamada, mit dem sind Sie gefahren. Bitte, sehen Sie doch ruhig nach.«
    Ich dankte ihm und suchte übertrieben gründlich in den Ritzen um die Sitze und unter den Fußmatten. Seltsamerweise war mein Ring nirgends zu finden.
    »Nicht da«, sagte ich und schüttelte offensichtlich beunruhigt den Kopf. »Sie sicher ... Wagen ist richtig? Alle sehen aus gleich.«
    »Ganz sicher, Sir.«
    Ich rieb mir mit einer Hand über den Mund. »Ich suchen in anderen? Bitte?«
    Er nickte und lächelte wieder mitfühlend. »Natürlich, Sir«, sagte er.
    Als Nächstes nahm ich mir den Wagen mit dem Kennzeichen MPH 777 vor und suchte mit der gleichen Gründlichkeit wie im Fond des Wagens davor. Doch diesmal heftete ich das GPS-Gerät an die Unterseite des Sitzes auf der Fahrerseite. Der Fahrer plauderte mit jemand anderem vom Hotelpersonal an der Eingangstür und schien sich nicht daran zu stören, dass ich kurz in sein Auto schaute, wenn er es überhaupt wahrnahm.
    Die Suche im dritten und vierten Wagen verlief gleichermaßen fruchtlos. Ich dankte dem Pagenchef verlegen und bat ihn, mich sofort anzurufen, wenn irgendwer einen goldenen Ehering fand. Er versicherte mir, dass er das selbstverständlich tun werde.
    Falls sich die Gelegenheit bot, würde ich das GPS-Gerät nach Abschluss der Operation wieder zurückholen. Wenn nicht, würde es irgendwann jemand finden. Na, und wenn schon? Der Fahrer würde die Sache nicht melden, um sich keinen Ärger einzuhandeln. Falls er es doch meldete, würde sein Vorgesetzter die gleichen Skrupel haben. Und selbst wenn die Geschäftsleitung von dem Vorfall erfuhr, würde sie bestimmt nicht an die große Glocke hängen, dass jemand mit Hilfe eines hoteleigenen Fahrzeugs heimlich einem Gast nachspioniert hatte. So wird Komplizenschaft aus Gier und Scham geboren.
    Im Laufe der nächsten paar Tage blieben wir Manny mit dem GPS auf der Spur. Er kutschierte offenbar kreuz und quer in Manila und Umgebung umher, doch es gab einen Punkt, den er immer wieder ansteuerte: eine Vorstadt namens Greenhills. Dort traf er normalerweise am frühen Abend ein, und obwohl er manchmal ein oder zwei Stunden später noch einmal wegfuhr, kam er immer wieder zurück, um die Nacht dort zu verbringen.
    »Was glaubst du, warum er jeden Tag nach Greenhills fährt und nicht im Hotel übernachtet?«, fragte Dox, als wir Mannys Bewegungen in eine Karte eintrugen.
    Ich hielt inne und überlegte kurz. »Ich weiß nicht. Vielleicht aus Sicherheitsgründen. Mehrere Orte wirken verwirrend, wie bei einem Hütchenspiel. Aber zwei Hütchen sind nicht viel. Und sein Timing ist regelmäßiger, als mir an seiner Stelle lieb wäre.«
    »Ich schätze, er hat da draußen eine Frau.«
    »Eine Frau könnte er sich viel bequemer in Makati suchen, unweit vom Hotel.«
    »Aber vielleicht geht es hier um Liebe.«
    Ich zuckte die Achseln. »Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.«
    Bei meiner Ankunft in Manila drei Wochen zuvor hatte ich einen unauffälligen grauen Honda City gemietet, den ich in der Garage des Peninsula abgestellt hatte. Ich stellte mir vor, dass ich eine Art Vorhut für einen japanischen Yakuza-Boss war und Lokalitäten für dessen Ankunft in der Stadt auskundschaftete. Die Tarnung war schlicht, bot ein breites Verhaltensspektrum und war nicht so leicht zu widerlegen. Die Yakuza hat auf den Philippinen, von wo viele der in Japan tätigen »Gesellschaftsdamen« kommen, eine starke Präsenz, und meine Geschichte, einschließlich der Zurückhaltung, wenn es um Details ging, würde allen absehbaren Fragen

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