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Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Titel: Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Operationsabteilung etwas zu sagen hatte, ließen ihn seitdem in Frieden. Aber inzwischen hatte die CIA einen neuen Chef, diesen Goss, und nach all den Entlassungen und Kündigungen waren die meisten Leute, die von Hilger eingeschüchtert worden waren, nicht mehr da. Das einzig Gute war, dass Goss keine Ahnung hatte, zumindest noch nicht. Der hatte zunächst mal so viele anstehende Probleme zu lösen, dass Hilger wahrscheinlich noch eine ganze Weile unter seinem Radar hindurchfliegen konnte. Aber falls er sich erneut einen Schnitzer leistete oder falls Goss auf die Idee kam, sich dadurch Geltung zu verschaffen, dass er Hilger aufs Dach stieg, könnte es wieder schwierig werden. Klar, vielleicht könnte er dann wieder ein paar Gefälligkeiten einfordern und die Sache bereinigen, aber es wäre ihm lieber, einen Showdown mit der neuen Leitung vorläufig zu vermeiden.
    Rains Beteiligung deutete darauf hin, dass die CIA den Anschlag in Auftrag gegeben hatte, genau wie bei Belghazi. Der Gedanke war schon fast abstoßend. Wenn diese Idioten auch nur einen Schimmer hätten, was Hilger vorhatte, was er in drei kurzen Jahren alles erreicht hatte, würden sie ihm tunlichst nicht in die Quere kommen und in Ruhe lassen. Ach was, ihn in Ruhe lassen, von wegen, wenn sie einen Blick fürs Wesentliche hätten, würden sie vor ihm auf die Knie fallen.
    Er trommelte mit den Fingern an der Kante der Schreibtischplatte entlang und schaute den beleuchteten Booten zu, die sich eine Viertelmeile unter ihm wie Wasserwanzen bedächtig über das dunkle Wasser im Hafen schoben. Er wusste nicht genau, warum seine Männer an ihn glaubten, aber sie taten es. Schon immer. Er spürte, dass er mit seinen knapp vierzig Jahren so etwas wie eine Vaterfigur für sie geworden war. Sie verehrten ihn nicht gerade, aber sie legten Wert auf die Meinung, die er von ihnen hatte, genau wie auf sein Verständnis und seine Vergebung für all das, was sie in ihrem Job tun mussten. Er hatte in seinem Leben nie so jemanden gehabt wie ihn selbst, aber er wusste um die Macht und die Verantwortung der Position. Manchmal hätte er sich auch jemanden gewünscht, der auf diese Weise für ihn da war, aber er hatte niemanden, und er nahm an, dass das wohl zu der Bürde der Führungsrolle dazugehörte, die Zweifel und die schweren Erinnerungen allein auszuhalten.
    Manny hatte gesagt, dass noch ein anderer Mann dabei gewesen war, ein massiger Weißer. Das war an sich nicht viel, aber Hilger hatte noch mehr. In Kwai Chung war ein Scharfschütze am Werk gewesen. Vielleicht war es Rain gewesen, aber Hilger wusste, dass Rain keine Scharfschützenausbildung hatte, und der Schütze in Kwai Chung war ein Profi gewesen. Er hatte den beiden Waffenhändlern aus Transdniester aus so großer Entfernung das Gehirn weggepustet, dass nicht mal ein Schuss zu hören gewesen war. Das war nicht die Handschrift von Rain, der lieber aus nächster Nähe arbeitete. Hilger wusste es zwar nicht mit Sicherheit, aber er hatte den Verdacht, dass der Schütze ein freier CIA-Mitarbeiter namens Dox war. Hilger hatte versucht, Dox über einen Mittelsmann zu engagieren. Er sollte Rain eliminieren und Belghazi retten. Hinterher hatte er sich gefragt, ob dieser verdammte Ex-Marine beschlossen hatte, lieber mit Rain als gegen Rain zu arbeiten. Er wusste, dass die beiden zusammen in Afghanistan gewesen waren, wo sie den Mudschaheddin geholfen hatten, die Rote Armee zu vertreiben. Er hatte gedacht, Dox' Söldnerinstinkte wären stärker gewesen als jedes Kameradschaftsgefühl, das der Mann nach dem gemeinsamen Einsatz noch empfinden würde, aber offenbar hatte er sich in diesem Punkt verschätzt.
    Er hatte seine eigenen Akten über die beiden Männer, samt Fotos. Das Foto von Rain war veraltet, aber Hilger hatte sich mit Hilfe einer CIA-Software eine aktuellere Version besorgt. Er hatte die Fotos Manny gezeigt, vor dessen Rückkehr nach Manila, und Manny hatte beide darauf wiedererkannt.
    Soweit, so gut. Aber die Frage, wer hinter dem Auftrag steckte, Manny zu eliminieren, war schwieriger zu lösen. Er hatte zuerst auf die CIA getippt, aber dieser Verdacht hatte sich nicht erhärtet. Natürlich mussten seine Erkundigungen möglichst diskret ablaufen, damit ihn keiner über Manny mit den Männern in Verbindung bringen konnte, die in Manila gestorben waren, aber er hatte so seine Quellen, und keine davon hatte irgendwas erbracht. Es war denkbar, dass die CIA Manny tot sehen wollte, aber offenbar war sie

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