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Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Titel: Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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sehen kann.«
    »Nein, ich glaube ...«
    »He, wie soll ich auf dich aufpassen, wenn ich nicht auch da bin? Könnte doch sein, dass sie ihre Leute erst ruft, wenn ihr angekommen seid. Und dann wärst du ganz auf dich allein gestellt.«
    »Ich kann selbst auf mich aufpassen.«
    »Warum bittest du mich dann um Hilfe?«
    »Hör mal, ich weiß nicht, ob da überhaupt noch ein Zimmer frei ist. Ich kann von Glück sagen, dass ich so kurzfristig eins gekriegt habe.«
    »Ach Quatsch, Mann, du weißt ganz genau, dass die Buchungen zurückgegangen sind, weil die Touristen glauben, die Tsunamischäden wären schlimmer, als es in Wirklichkeit der Fall ist. Alles nur, weil die Filmcrews von CNN zu den Einheimischen gesagt haben: »Könnt ihr uns eine Stelle zeigen, die schön malerisch zerstört ist, weil das unsere Einschaltquoten zu Hause erhöht? Und dann denken die Leute vor der Glotze: >Scheiße, die ganze Insel sieht so aus, da fahr ich doch lieber nach Hawaii.< Aber du und ich, wir wissen es besser, nicht?«
    Ich sah seinem Gesichtsausdruck an, dass Verhandlungen nichts bringen würden. Ich seufzte. »Also schön. Aber diese Frau ist auf Draht, kapiert? Sie passt höllisch auf, was um sie herum los ist, und sie kann sich Gesichter merken. Wenn du im Scharfschützenmodus bleibst, ist alles in Ordnung. Aber wenn du einen Fehler machst, bemerkt sie dich sofort. Und das könnte unsere Probleme vervielfältigen.«
    Er grinste. »Ich bin brav, versprochen.«
    Ich blickte ihn an. Ein Teil von mir schüttelte den Kopf und dachte: Das kann nicht gut gehen. Aber ich sagte nur: »Also gut.«
    »Na, ich freu mich zwar, eine All-inclusive-Reise nach Amanpuri zu ergattern, aber ganz glücklich bin ich trotzdem nicht damit, Partner. Man sollte Geschäft und Vergnügen nicht so vermischen. Das führt nur zu Verwirrung. Und wenn du umgebracht wirst, wäre das eine ziemlich beschissene Art, die Verwirrung zu klären.«
    Ich nahm wieder einen Schluck von meinem Cappuccino. »Ein gewisses Risiko besteht, aber es gibt auch einen Nutzen. Wenn ich mich nicht mit ihr treffe, vergebe ich eine Chance zu erfahren, was die Israelis wissen, was sie vielleicht planen.«
    »Jaja, mein Sohn, aber das ist nicht der einzige Nutzen, der dir vorschwebt, hab ich recht?«
    »Ja, okay.«
    »Na schön, du bist erwachsen. Ich werde dir nicht vorschreiben, wann oder mit wem du ins Bett gehen sollst. Ich hoffe bloß, sie ist es wert.«
    Ich nickte. Eine Brise kam auf, und einen Moment lang wurde es auf der Terrasse richtig kühl. Ich fragte mich, ob es klug war, was ich da vorhatte, und ob es fair war, Dox mit hineinzuziehen.
    Die Sterne, die sich kurz hatten blicken lassen, waren jetzt verschwunden, wieder verdeckt vom smogverhangenen Himmel. Ich blickte hinaus auf die Lichter der Stadt. Jetzt, nach dem Essen, hatte ich nicht mehr das angenehme Gefühl, mich über allem zu befinden, davon abgehoben zu sein. Im Gegenteil, ich hatte das Gefühl, in irgendetwas mittendrin zu stecken, vermutlich mehr, als ich ahnte.

 
8
    HILGER SASS AM SCHREIBTISCH seines Büros im achtundachtzigsten Stock des International Finance Centers. TWO IFC war eines der neusten Gebäude in Hongkong und mit 415 Metern das höchste. Er musste zugeben, dass es ihm außerordentlich gefiel. Nicht nur wegen der Aussicht, der günstigen Lage, des Gefühls, die Welt zu Füßen haben, von allem losgelöst, allmächtig, unangreifbar zu sein. Das Gebäude war auch eine ausgezeichnete Tarnung. Die Miete war so sündhaft teuer, dass eine Behörde oder irgendeine andere gemeinnützige Organisation sie unmöglich aufbringen konnte. Und tatsächlich zahlte Uncle Sam weder Hilgers Miete noch irgendwelche anderen Kosten seiner Tätigkeit. Uncle Sam ließ Hilger inzwischen mehr oder weniger in Ruhe. Er freute sich zwar über die Informationen, die er lieferte, zog es aber vor, möglichst wenig darüber zu wissen, wie er sie sich beschafft hatte. Und das alles war Hilger nur recht.
    Der Raum war mit Natureichenmöbeln und einem beigefarbenen Berberteppich ausgestattet. Auf dem Schreibtisch befanden sich nur wenige Dinge: eine Halogenleselampe von Leonardo Marelli aus gebürstetem Nickel, ein Beocom-2500-Telefon von Bang & Olufsen mit eingebauter Secure Telephone Unit, wie sie die CIA zur sicheren Sprach- und Datenübertragung verwendete, und ein 30-Zoll-Flachbildschirm von Macintosh mit schnurloser Tastatur und Maus. Das gesamte Ambiente sollte ein Gefühl von Gediegenheit, Konzentration, Geld und Beziehungen

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