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Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Titel: Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Millisekunde gesendet und empfangen wurde: Das Ganze ist eine Falle. Es gibt gar keine Geliebte. Accinelli wird von Hilger bezahlt. Die haben das alles so inszeniert, damit du ihm hierher folgst, wo er dich ausschalten kann.
    Ich fuhr blitzschnell gegen den Uhrzeigersinn zu ihm herum, die Hände erhoben, und rechnete so fest mit einer Pistole oder einem Messer, dass ich mich, als ich tatsächlich etwas in seinen Fingern sah, nicht bremsen konnte, sondern es mit der linken Hand beiseiteschlug. In dem Augenblick, als ich es berührte und der Gegenstand nach links geschleudert wurde, sah ich, was es war: seine Schlüssel, mehr nicht. Ach du Scheiße.
    Die Schlüssel flogen durch die Luft. Accinelli, den Mund vor Verblüffung weit geöffnet, sah ihnen nach, als sie von der Wand abprallten und zu Boden fielen.
    Ach du Scheiße, dachte ich erneut. Meine Paranoia hatte mich schließlich doch eingeholt. Die Falle war so perfekt gewesen – nur eine halbe Sekunde später wäre er an mir vorbei gewesen, hätte mir unbesorgt den Rücken zugedreht. Jetzt verhärtete sich seine Miene, seine Arme hoben sich, sein Körper drehte sich leicht nach rechts weg, als die alten Soldateninstinkte wieder einsetzten und er in Kampfstellung ging.
    Ich fragte mich nicht, ob ich ihn überwältigen konnte – dessen war ich mir sicher. Aber wenn ich das Überraschungselement verloren hatte, wenn er gegen mich kämpfte, dann würde sein Tod auf keinen Fall natürlich aussehen.
    Jahrzehntelange Erfahrung und tiefsitzende Instinkte schalteten sich ein. Ich wich zurück und sagte mit hoher Stimme: »O Gott, ich bitte um Entschuldigung! Ich dachte … ich dachte, Sie hätten ein Messer. Mein Gott, schon wieder so ein Flashback, das darf doch nicht wahr sein. Ich bin mal überfallen worden und … bitte, es tut mir furchtbar leid.«
    Er starrte mich verwirrt und ungläubig an. Bestimmt schrie irgendwo in ihm eine Stimme noch immer, dass ich eine Bedrohung war, aber falls ja, wieso war ich dann zurückgewichen, statt ihn zu attackieren? Und ich verhielt mich jetzt so passiv, richtig unterwürfig, mit meinen jämmerlich gestammelten Entschuldigungen. Ehe er die Chance hatte zu reagieren, sagte ich: »Moment, ich hol Ihre Schlüssel. Es tut mir echt leid.«
    »Nein!«, sagte er, die Hände noch immer erhoben, Handflächen nach vorn. »Nein, ist schon gut. Ich heb sie selbst auf.« Er drehte sich um und machte einen Schritt auf die Schlüssel zu.
    »Nein, bitte«, sagte ich, ging mit ihm und redete beschwörend auf ihn ein. »Das ist mir total unangenehm. Ich begreife gar nicht, wieso mir das wieder passiert ist. Das ist dermaßen peinlich. Im Krankenhaus haben sie gesagt, wenn ich die Medikamente nehme, kommt das nicht mehr vor, und das letzte Mal ist jetzt Monate her, deshalb hab ich echt nicht mehr damit gerechnet. Aber ich hätte vielleicht …«
    »Schon gut, schon gut«, sagt er, inzwischen völlig überzeugt, dass ich krank war, und mehr denn je darauf erpicht, schleunigst von mir wegzukommen.
    Ich plapperte unbeirrt weiter. Es ist schwierig, gleichzeitig zu reden und jemanden anzugreifen. Der Durchschnittsmensch muss einen klaren Gedanken fassen, sich zuerst fokussieren, konzentrieren, wenn auch nur für einen Moment. Accinelli würde das unbewusst wissen und mein irres Geschwafel daher als beruhigend empfinden, zumindest im Vergleich zu dem, was er noch kurz zuvor befürchtet hatte.
    Er hob seine Schlüssel auf und drängte sich an mir vorbei. Er hielt den Kopf noch etwas länger zu mir gewandt, als er vorbeiging, aber ich zeigte ihm meine geöffneten Hände, die Oberarme eng am Körper, um ihm meine Harmlosigkeit zu demonstrieren, während ich unaufhörlich weiterquasselte.
    Schließlich wandte er den Kopf ab. In diesem Augenblick war ich in seinem toten Winkel. Ich schoss nach vorn und schlang meinen rechten Arm um seinen Hals, zog ihn ruckartig zu mir, so dass er nach hinten kippte, das Gleichgewicht verlor. Meine Ellbogenbeuge legte ich an seinen Kehlkopf, gerade fest genug, um den Arm richtig anzusetzen, nicht um irgendetwas zu zerquetschen. Ich packte meinen linken Bizeps mit der rechten Hand, legte die linke Hand an seinen Hinterkopf und drückte zu. Ich hatte diese Technik im Kodokan unter der Bezeichnung Hadaka-Jime gelernt, was so viel heißt wie freies Würgen, im Westen ist sie eher unter der Bezeichnung Sleeper Hold bekannt.
    Accinelli grunzte und presste sich gegen mich, versuchte, sein Gewicht zu verlagern, um die Balance

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