Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tokio Vampire

Tokio Vampire

Titel: Tokio Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florine Roth
Vom Netzwerk:
Konzert einen Ellbogen ins Gesicht bekommen. Oder ist er etwa in eine Schlägerei geraten?“
    Ah, meine Mutter hatte mir das also nicht wirklich abgenommen. Ich warf Leo einen scharfen Blick zu.
    „Als wenn DER in eine Schlägerei kommen würde!“, sagte Leo verächtlich. „Nee, das ist bei dem üblichen Gedrängel passiert.“
    Okay, ihr Tonfall war alles andere als nett. Aber wenigstens hatte sie genug Grips, um nicht die Wahrheit auszuquatschen.
    Ich machte, dass ich aus der Küche kam.
    Als ich dann wieder in meinem Zimmer war, sah ich mich ratlos um. Mein Blick fiel auf das Buch, das ich gerade las, ‚Memory Error’ von T. A. Wegberg. Das war eine total geile Geschichte, aber ich konnte mir im Augenblick nicht vorstellen, etwas zu lesen. Ich war zu aufgewühlt, unruhig, irgendwie rastlos. Es war etwas anderes als Langeweile, denn langweilig war mir eigentlich nie. Ich spielte mit dem Gedanken, raus zu gehen, aber was zur Hölle sollte ich da? Wahrscheinlich trat ich nur in Hundekacke oder wurde von einem Kamikaze-Radkurier übergemangelt.
    Ich setzte mich auf meinen Schreibtischstuhl und drehte mich um mich selbst. Aber nach zwei Runden war mir schwindelig. Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Ich hätte gern irgendjemandem erzählt, was in mir vorging. Was hätte ich dafür gegeben, wenn ich Philipp hätte anrufen können, um ihm zu erzählen, was ich fühlte, wenn ich Are begegnete. Aber das war vollkommen unmöglich! Zum einen wusste mein alter Kumpel nicht einmal, dass ich auf Jungs stand und zum anderen würde er mich für verrückt erklären! Die meisten Leute, die in Stars verknallt waren, erklärte man irgendwie für verrückt, oder? Oder war das Ganze schlicht und einfach verrückt? Total durchgeknallt?
    Fakt war, dass Philipp der Ein zige war, dem ich überhaupt so was erzählt hätte, und gerade das kam dieses Mal nicht infrage. Aber ich wäre es trotzdem gern losgeworden. Es drückte mich nach unten, dieses Gefühl füllte mich vollkommen aus, und es war allein sehr schwer zu ertragen.

6
    Ares SMS traf mich völlig unvorbereitet.
    ‚Hast du heute Abend Zeit für mich? Are’
    Allein die Formulierung ließ mein Herz stolpern. Ich schnappte nach Luft. Zeit für mich. Und ob ich die hatte! Aber was genau bedeutete das?
    ‚Generell schon’, schrieb ich zurück. ‚Was ist mit Leo?’
    ‚Ich würde mich gern mit DIR treffen. Leo ist verabredet.’
    Was hieß das nun wieder? Wusste sie vielleicht gar nichts davon? Wollte er sie – hintergehen? Und wie sollte ich mich jetzt verhalten? Scheiße, warum machte er so was? Ich hielt nichts von solchen Spielchen. Auf der anderen Seite: Ich konnte Are ganz für mich allein haben. Na ja ... okay, dieser Gedanke hatte etwas Beängstigendes. Allein bei der Vorstellung bekam ich schwitzige Hände und ein merkwürdig flaues Gefühl in der Magengegend. Eigentlich war ich ja gar nicht so furchtbar schüchtern, wenn ich nicht dummerweise immer in seiner Gegenwart stottern würde!
    Meine Finger verharrten bewegungslos über den Tasten. Was sollte ich zurückschreiben? Und woher zum Teufel hatte er eigentlich meine Handynummer?
    Und schließlich tippte ich ‚Okay, um 18 Uhr?’, wobei ich mich zig Mal vertippte. Vielleicht konnten wir ja eine Pizza bestellen oder etwas ähnlich Profanes.

    Ohne anzuklopfen, betrat Leo mein Zimmer, und ich erschrak so heftig, dass mir mein Handy aus der Hand flutschte, wie eine glitschige Flunder. Ich hechtete hinterher.
    „Was ist? Schlechtes Gewissen?“, fragte sie hämisch.
    Wenn die wüsste .. ., dachte ich und hatte tatsächlich ein furchtbar schlechtes Gewissen. Are war ihr Freund! Was tat ich hier bloß? Obwohl, hey, war ja noch gar nichts passiert.
    „Ich bin gleich mit Lilyana verabredet. Willst du nicht mitkommen?“
    Ich tauchte unter dem Bett hervor. „Äh ...“
    „Was soll das heißen? Ja oder nein? Lilyana steht echt auf dich. Ich finds blöd, dass ich sie immer wieder vertrösten muss.“
    Ich zuckte mit den Schultern. Irgendwie kam ich mir vor wie eine Ware. Hatte meine Schwester ihrer Freundin etwa irgendwelche Versprechungen gemacht?
    „Kann ja auch nicht so weitergehen mit deiner Jungfräulichkeit!“
    Das war ja nun wieder ein Reizthema für mich.
    „Ich habe einfach nicht das Bedürfnis, mal schnell durch fremde Betten zu springen“, erklärte ich altmodisch.
    „Du könntest es auch in deinem Bett tun“, meinte Leo. „Ich meine, außer mit deiner Hand.“
    Ich biss die Zähne

Weitere Kostenlose Bücher