Tokio Vampire
ein Interview mit Are machen.“
„Ach so, das ist natürlich was anderes.“ Jetzt klang sie richtig erleichtert. Sie sah auf ihre Uhr.
Dein Vater kommt bestimmt gleich zurück. Ich gehe mich dann mal umziehen.“
Und so kam es, dass ich tatsächlich allein war, als Are um Punkt 18 Uhr an unserer Haustür klingelte. Mein Herz raste wie ein Hamster auf Speed. Ich hatte mir in der letzten halben Stunde unzählige Male vorgestellt, wie wir uns begrüßen würden. Was ich und was er sagte ... und ob wir uns die Hand gaben und und und ... Jetzt war ich so benommen, dass ich kaum den Arsch aus dem Sofa bekam – was vermutlich daran lag, dass meine Beine eine merkwürdige Weingummi-Konsistenz angenommen hatten.
Ich bemühte mich darum, die Fassung zu wahren. Wenn ich nicht bald an der Haustür war, würde Are vermutlich wieder fahren. Wer wartete schon gern stundenlang vor verschlossener Tür?
Jetzt reiß dich aber mal zusammen! Du bist ja noch viel schlimmer als irgendein Fan oder Groupie! Fehlte nur noch, dass ich in Tränen ausbrach oder hyperventilierte, sobald ich Are sah.
Ich öffnete die Tür mit dem Elan eines 85-jährigen Seniorenheimbewohners. Hey, das war blanke Angst, die mich hemmte.
Vor der Tür stand er dann. Klar, wer auch sonst?
Are. Und wieder gingen überall die Lichter an.
Er sah einfach geil aus. Die schwarze enge Jeans betonte seine endlos langen Beine, dazu trug er dieses Mal helle Sneakers. Da er die Jacke nicht zugemacht hatte, konnte ich gleich einen Blick auf sein extravagantes Oberteil werfen, es war schwarz, bestand irgendwie aus mehreren Schichten und zeigte mindestens eine seiner göttlichen Schultern.
„Hi Liam“, schnurrte er. „Lässt du mich auch rein?“
Oh shit, das fing ja gut an! Ich gaffte ihn an wie so ein Geistesgestörter! Wie lange hatten wir mittlerweile so in der Tür gestanden?
„J-ja, natürlich.“ Fast gehetzt machte ich einen Schritt beiseite, sodass er an mir vorbei in die Wohnung konnte.
Diese Gelegenheit nutzte ich, um an ihm zu riechen. Er roch nur ganz schwach nach Duschgel und irgendetwas unglaublich Verlockendem. Und ich verhinderte im letzten Moment, dass mir ein „mmh“ über die Lippen kam. Das konnte ja ein Abend werden! Ich würde mich bis auf die Knochen blamieren.
„Keiner da?“, erfasste Are sofort die Situation. Keine Ahnung, wie er das so schnell herausgefunden hatte.
„Nein, n-nur wir.“ Ich lachte nervös.
Er drehte sich zu mir um. „Hast du etwa Angst?“
„N-nein. Ich h-habe einen Sp-Sprachfehler“, ging ich in die Offensive.
Er lachte geschmeidig. Dieses Lachen jagte mir eine Gänsehaut über den ganzen Körper. Wie konnte jemand so lachen? Ich kannte ja die verschiedensten Varianten, von Schweinegrunzen bis Ziegengemecker, hysterischem Kreischen bis zu spöttischem Husten. Aber so wie Are hatte ich noch niemanden lachen gehört.
Ein wenig verwirrt zeigte ich Are mein Zimmer. Ich hatte keine Ahnung, warum er gekommen war, und was er an diesem Abend geplant hatte. Er sah sich aufmerksam um, ehe er sich mir zuwandte. „Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Es war meine Schuld, dass du auf dem Parkplatz überfallen wurdest.“
Ich starrte ihn wortlos an. „W-wieso?“, fragte ich schließlich. „Waren d-d-das deine Freunde?“
„Im Gegenteil. Aber sie waren schon wegen mir da.“ Klang wie ein Rätsel, was er da von sich gab.
Ich verstand nur Bahnhof.
„Wenn ich gewusst hätte, dass du gleich die Biege machst, wäre ich dir sofort nachgegangen. Ich hatte nicht vor, dich zu erschrecken.“
Aha, ich hatte den Eindruck, als wäre Are sehr schnell bei mir gewesen. Und noch immer wusste ich nicht, auf was das alles hinauslaufen sollte.
„Hast du denn noch was abbekommen? Ich meine, irgendwelche Verletzungen?“ Jetzt sah Are mich fast so besorgt an wie Leo.
„Nee, halb so schlimm“, schwächte ich ab. Wow, ein Satz ohne Hänger! „P-paar blaue Flecken.“
Er musterte mich neugierig, ließ seine Augen ohne Eile über meinen Körper gleiten, bis ich wirklich komplett in Flammen stand – und eine Schweineangst hatte, dass er meine blauen Flecken sehen wollte. Wollte er aber nicht.
„Süß siehst du aus.“
„Äh, d-danke.“ Ich sah konzentriert zu Boden und wand mich wie eine Schlange. Das konnte doch nur nach hinten los gehen. Scheiße, ich stand hier mit dem Stecher meiner Schwester! Und der machte mir Komplimente ... Oder was war das?
„Fühlst du dich nicht wohl mit dieser
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