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Tokio Vice

Titel: Tokio Vice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jake Adelstein
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sind in Japan nicht sehr beliebt. Schließlich hat die nordkoreanische Regierung zugegeben, vor 20 Jahren japanische Bürger entführt und nach Nordkorea verschleppt zu haben, wo sie dann Spionen Japanisch beibringen mussten. Diese Leute durften nie nach Japan zurückkehren. Nun hatte dieser Mann sich einverstanden erklärt, mit mir über die Lage der Nordkoreaner in Japan und ihre Unterstützung für Nordkorea zu sprechen.
    In einer Zeit, als viele Koreaner nach Nordkorea zurückgekehrt waren, um beim Wiederaufbau des Landes zu helfen, war auch seine ältere Schwester ausgewandert. Als sie und alle anderen merkten, dass das »Arbeiterparadies« in Wahrheit die Hölle auf Erden war, gab es keine Möglichkeit mehr, nach Japan zurückzukehren. Daher musste er Nordkorea eine Art Lösegeld bezahlen.
    Als er über die Aktivitäten Nordkoreas in Japan sprach, wurde unsere Unterhaltung von einem hart aussehenden jungen Mann unterbrochen, der den Firmenchef in eine laute und hitzige Diskussion auf Koreanisch verwickelte. Ich wusste, dass er ein junger Yakuza-Manager der Yamaguchi-gumi-Gruppe Yamaken war. Sein Gesicht kannte ich aus einer Fanzeitschrift der Yakuza. Davon gab es damals mehrere, und jeder gute Polizeireporter, der über das organisierte Verbrechen berichtete, las sie regelmäßig. Natürlich verstand ich kein Wort von dem Gespräch, aber später wurde mir erklärt, dass es um einen missglückten Mordversuch vor einer Woche gegangen sei.
    Zwei Punks mit Motorradhelmen waren in eine Bar gerast und hatten auf den früheren Chef des Sumiyoshi-kai-Syndikats geschossen. Die beiden waren allerdings lausige Schützen. Fünf Menschen wurden getötet, darunter drei unbeteiligte Gäste, der ehemalige Gangsterboss blieb jedoch unverletzt. Diese Tat veranlasste die Polizei, hart gegen die Sumiyoshi-kai vorzugehen, und der Yakuza war es nicht gelungen, der Polizei ein interessantes Angebot zu machen, um sie zu beruhigen. Sie lieferten ihnen zwar einen Sündenbock, aber der schien nicht wirklich der Mörder zu sein.
    Der junge Mann nannte mir den Namen des Mannes, der für die Morde verantwortlich war. Ich war zwar nicht gekommen, um Informationen über diese Sache zu beschaffen, aber ich informierte unsere Lokalredaktion und einen Polizisten, den ich gut kannte.
    Gegen 23 Uhr traf ich noch ein Mitglied der Kokusui-kai-Gruppe in einer Bar und entlockte ihm Informationen über die Geldautomatendiebstähle. Ich bezahlte die Getränke und schenkte ihm zwei Eintrittskarten für einen Boxkampf.
    Als ich gegen Mitternacht nach Hause kann, schliefen Sunao und Beni. Ich wusch das Geschirr im Spültisch, duschte und legte mich auf meinen Futon, um endlich zu schlafen.
    Abendblumen
    Die Japaner haben Worte für Traurigkeit, die so subtil und kompliziert sind, dass eine Übersetzung ihnen nicht gerecht wird.
    Setsunai wird meist mit »traurig« wiedergegeben, doch in Wahrheit handelt es sich um ein so starkes Gefühl der Trauer und Einsamkeit, dass man glaubt, nicht mehr atmen zu können. Es ist eine körperliche und greifbare Traurigkeit. Das Wort yarusenai bedeutet Kummer oder Einsamkeit, so stark, dass man sie nicht überwinden kann.
    Ja, so etwas gibt es. Wir werden älter und vergessen manche Dinge; doch jedes Mal, wenn wir daran denken, spüren wir diese yarusenai. Sie verschwindet nie; wir können sie allenfalls eine Weile verdrängen.
    Es gibt ein schönes Kinderlied von dem Künstler Takehisa Yumeji, das »Die Nachtkerze« heißt. Die Nachtkerze ist eine gelbe, manchmal weiße Blume, die nur nachts blüht, sich morgens rot färbt und dann verwelkt. Das Lied ist fast unübersetzbar, weil das, was es nicht sagt, mehr ausdrückt als das, was es sagt. Jede Übersetzung ist eine Interpretation. Hier ist meine:
    Du lebst und wartest und wartest und wartest.
    Aber der andere kommt vielleicht nie.
    Es ist wie das Warten auf die Nachtkerze.
    Ach, dieses Gefühl der endlosen Traurigkeit.
    An diesem Abend sieht es nicht danach aus,
    Als käme auch nur der Mond.
    Es gibt immer wieder Momente im Leben, da trifft man Menschen, die einen als Person, oder in meinem Fall als Reporter, fördern. So ein Mensch war Mami Hamaya. Sie nahm mich unter ihre Fittiche, als ich bei den Landesnachrichten anfing. Auch sie war einmal Polizeireporterin gewesen. Als ich im vierten Bezirk zu arbeiten begann, war sie die Einzige, die mir einige nützliche Kontakte vermittelte. Ich weiß nicht, warum wir uns so gut verstanden, vielleicht weil wir beide einer

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