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Tokyo Love

Tokyo Love

Titel: Tokyo Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hitomi Kanehara
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nicht, was in dem Kopf von dem Typ so vor sich geht.«
    »Na ja, es ist eben nicht jeder so leicht zu durchschauen wie du.«
    Ama lachte kläglich. Dann zog er mich aus, legte mich auf den Bauch und streichelte die ganze Zeit meinen Rücken und bedeckte ihn mit Küssen.
    »Morgen wird hier ein Drache drauf tanzen.«
    »Und ein Kirin.«
    »Eine richtige Schande, deine schöne weiße Haut zu ruinieren. Andererseits siehst du mit der Tätowierung bestimmt noch schärfer aus.«
    Ama streichelte weiter meinen Rücken und drang dann von hinten in mich ein. Wie üblich ejakulierte er zwischen meinen Beinen, worauf ich – wie üblich – fluchend im Badezimmer verschwand.
    Als ich rauskam, entschuldigte er sich gewohnheitsgemäß und begann mich von Kopf bis Fuß zu massieren.
    Ich merkte, wie sich mein Körper entspannte. Auch mein Geist wurde mit der Zeit eingelullt. Langsam glitt ich in den Schlaf. Mein letzter Gedanke war, daß ich morgen früh, bevor ich losging, mein Zungenpiercing auf 10g erweitern würde.
     
    Als ich am nächsten Tag zum Desire kam, hing das Closed- Schild bereits an der Tür.
    Draußen war es brütend heiß, so daß mein dünnes Sommerfähnchen ganz durchgeschwitzt war. Der Laden war nicht abgeschlossen. Beim Eintreten entdeckte ich Shiba-san kaffeetrinkend hinter der Theke sitzen.
    »Hallo«, rief er mir gutgelaunt zu und winkte mich ins Hinterzimmer. Dort auf dem Tisch lag die Kirin-Vorlage. Er legte ein schwarzes Lederetui daneben, das er bedächtig öffnete. Darin befanden sich lauter Instrumente, von denen ich keinen blassen Schimmer hatte: ein Stock mit verschiedenen Nadeln am Ende, Tusche und anderes rätselhaftes Zeug.
    »Bist du ausgeschlafen?«
    »Ja, Ama hat mich getriezt und schon um acht ins Bett geschickt.«
    Grinsend breitete Shiba-san ein Laken auf der Liege aus.
    »Zieh dich aus und leg dich mit dem Kopf zur Kommode«, sagte er, ohne aufzusehen. Er war damit beschäftigt, Nadeln und Tusche zurechtzulegen.
    Ich zog mein Kleid aus, löste den BH und legte mich in Seitenlage auf die Liege.
    »Heute tätowiere ich die Grundzüge. Damit ist die Form endgültig festgelegt. Falls du noch Änderungen wünschst, dann laß es mich jetzt wissen, ja?«
    »Ich habe nur eine einzige Bitte: Ich möchte, daß weder der Kirin noch der Drache Augen bekommen.«
    Shiba-san schien für einen Moment lang sprachlos und fragte dann irritiert: »Du meinst, ich soll keine Pupillen zeichnen?«
    »Genau, auch keine Augäpfel.«
    »Wieso?«
    »Kennst du nicht die Legende von Garyôtensei? Als Choyôsô, der Maler, dem Drachen Augen zeichnete, ist der zum Leben erwacht und ihm davongeflogen.«
    Shiba-san nickte nachdenklich und hob den Blick zur Decke, bevor er mich anschaute.
    »Verstehe. Geht klar. Ich werde bei beiden die Pupillen weglassen. Aber damit das Gesicht ausgewogen erscheint, muß ich das Grün der Augenkontur wenigstens schattieren, um den nötigen Akzent zu setzen. Einverstanden?«
    »Das ist okay. Ich danke dir, Shiba-san.«
    »Du bist ein selbstsüchtiges Frauenzimmer«, sagte er, während er sich neben mich auf einen Hocker setzte und meine Wange streichelte. Dann nahm er einen Rasierer und entfernte den Flaum von meiner linken Schulter bis hinunter zur Hüfte, desinfizierte die Partie mit einem Gazetuch und zeichnete die Umrisse der Vorlage mit Hilfe von Pauspapier auf meine Haut. Danach holte er einen Spiegel, um mir das Ergebnis zu zeigen, und fragte mich, ob es mir gefalle. Als ich zustimmte, wühlte er in seinem Etui und fischte schließlich ein Instrument heraus, das aussah wie ein Kugelschreiber mit Knauf. Wahrscheinlich handelte es sich um das Gerät zum Tätowieren.
    Ich wandte ihm mein Gesicht zu und streckte die Zunge heraus:
    »Hier, schau mal, ich habe es schon auf 10g geweitet.«
    Shiba-san antwortete mir mit einem ungewohnten Lächeln:
    »Oh, das entwickelt sich ja gut. Aber trotzdem sei vorsichtig, nur nichts erzwingen. Du kannst die Zunge nicht mit den Ohren vergleichen. Die Schleimhaut entzündet sich leicht, und dann wird’s kritisch.«
    »Verstehe«, erwiderte ich und schürzte die Lippen. Shiba-san strich sanft über meinen Schmollmund.
    »Das hat doch bestimmt weh getan, oder?«
    Ich bejahte seine Frage, worauf er erneut meinen Kopf tätschelte.
    »Also, dann legen wir mal los.«
    Shiba-san legte seine Hand auf meinen Rücken. Sie fühlte sich kalt an, denn er hatte sich inzwischen Gummihandschuhe übergezogen.
    Ich nickte zustimmend. Kurz darauf verspürte ich einen

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