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Tolle Maenner

Tolle Maenner

Titel: Tolle Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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Designermuffins. Winzig kleine Dinger mit leckeren Glasuren und ganz neuen Verzierungen. Vorüber sind die Tage der Liebesperlen, und wir von der Times werden darüber berichten.« Er wandte sich direkt an Tracie. »Ich erwarte also eine Muffinsstory von Ihnen, mein kleiner Muffin. Und bringen Sie alle Konditoreien unter, die bei uns Anzeigen schalten.«
    »Sie machen Witze«, hatte sie gesagt.
    »Keineswegs. Wir bringen das in einer Essen-und-Trinken-Beilage zum Mittwoch.« Dann hatte er sich Beth zugewandt, die, wie Tracie ihr zugestehen musste, die Sitzung bis dahin blendend
überstanden hatte. »Hören Sie eigentlich zu?«, fragte Marcus sie.
    »Nein«, sagte sie. »Bin ich an der Reihe?« Tim prustete los und hielt sich die Hand vor den Mund, um es als Husten zu tarnen. Allison warf ihr perfektes Haar zurück. Tracie fasste endgültig den Beschluss, ihren Artikel für eine andere Zeitung zu schreiben und alles zu versuchen, um einen anderen Job zu finden.
    Überall um ihren Schreibtisch waren Fotos und Post-its verteilt. All ihre Ideen über Langweiler einerseits und coole Typen andererseits sowie über die Unterschiede zwischen beiden waren in Tabellen und Diagrammen festgehalten. Jon vorher und Jonny nachher waren in Fotos verewigt, jeder kleinste Fortschritt minuziös verzeichnet. Aber irgendwie hatte sein Date mit Beth alles verändert.
    Sie hatte alle ihre Kontakte in der Branche angerufen, einigen von ihnen eine mündliche Zusammenfassung gegeben, sowie mehrere Briefe geschrieben und sie in einem derartigen Anfall von Aktivismus per Fax abgeschickt, dass man hätte meinen mögen, sie sei die eifrigste Mitarbeiterin von Marcus und der Seattle Times. Pech für die Times, dass sich ihr ganzer Ehrgeiz darauf richtete, von Marcus wegzukommen. Und obwohl es noch zu früh war für Prognosen, schien es doch, als könnte das Seattle Magazine oder eine Zeitung in Olympia anbeißen.
    Doch was sollte sie als Nächstes tun? Einen weiteren Zettel hinzufügen mit der Aufschrift »Jon fickt Beth«? Ob Marcus jetzt wohl an dem Artikel interessiert wäre? Die ursprünglich grüne Wand ihres Büros sah ohnehin von all den Haftnotizzetteln schon aus, als wäre sie gelb gestrichen, und blätterte allmählich ab. Sie seufzte. Jede Menge Notizen, aber kein Artikel.
    Als das Telefon klingelte, war Tracie froh über die Ablenkung. Doch bevor sie abheben konnte, legte Beth auch schon die Hand auf den Hörer.
    »Kann ich für dich rangehen?«, fragte Beth.
    »Nein«, erklärte Tracie. »Du konntest ja auch das ganze Wochenende nicht rangehen. Außerdem – seit wann willst du
eigentlich an mein Telefon? Doch erst seit deinem Date mit Jonny.«
    »Na und?« Beth setzte sich. »Hast du mit ihm gesprochen? Was hat er über mich erzählt? Mag er mich?«
    »Wenn du mich endlich ranlässt, finde ich’s vielleicht raus.« Tracie nahm den Hörer ab. »Hallo«, sagte sie kurz angebunden. Beth beobachtete sie, als führte sie einen komplizierten chirurgischen Eingriff durch, statt am Telefon mit jemandem zu reden. »Nein, das geht nicht. Ich muss diesen dämlichen Muffinartikel schreiben. Nein, mit Musik hat das überhaupt nichts zu tun. Vielleicht ist mir das, was ich mache, genauso wichtig wie dir das, was du machst. Nein. Vielleicht morgen Abend.« Tracie legte den Hörer auf die Gabel.
    »Das war nicht Jonny«, sagte Beth, und Tracie hätte sie für diese Erkenntnis am liebsten für den Nobelpreis vorgeschlagen. »Hast du etwa Phil einen Korb gegeben?«, fragte Beth mit weit aufgerissenen Augen.
    »Richtig.« Tracie verspürte einen unbändigen Drang, Beth eine zu scheuern, ohne genau zu wissen, warum. Es lag wohl einfach nur an ihrem Gesicht. Ihr war nie aufgefallen, wie unerträglich es war. »Er ist so unglaublich egoistisch. Er wollte mit mir essen gehen.«
    »Wenn du das nächste Mal Jonny triffst, kann ich dann mitkommen?«, bettelte Beth.
    »Nein!«, erklärte Tracie und merkte im nächsten Augenblick, dass sie fast schon schrie. Sie versuchte, sich zu beruhigen. »Hör mal«, sagte sie so langsam, als spräche sie mit einem Kind, »Jonny hat deinen Namen und deine Telefonnummer, und du hast seine. Wie du ganz richtig bemerkt hast – ihr seid beide erwachsen.« Tracie fühlte sich so erschöpft, als hätte sie einen Marathonlauf hinter sich oder als wäre sie ein gutes Dutzend Mal die Felswand im REI hochgeklettert. Sie wollte nach Hause, sich in ihr Bett verkriechen und sich von Laura irgendetwas solange es kein Hackbraten war,

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