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Tolle Maenner

Tolle Maenner

Titel: Tolle Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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war sein Versuch lächerlich, aber immerhin versuchte er es. Es war ja so süß; er kam ihr vor wie Peter Pan, der versucht, seinen Schatten mit Seife anzupappen. Er wollte gerade die Platte einschalten, als Tracie aus ihrem Zimmer kam. Sie hielt es einfach nicht länger aus. Laura saß noch immer am Couchtisch
und futterte ihren Gewinn auf. Phil stand nun mit dem Rücken zu ihr und rührte die Ravioli mit einer Gabel um. In diesem Augenblick meldete sich die Sprechanlage. Jon war endlich da. Tracie rannte zum Türöffner und ließ Jon herein.
    »Erwarten wir noch Besuch?«, fragte Phil.
    »Jon kommt noch auf eine Minute vorbei«, erklärte Tracie.
    »Nach allem, was man so von Beth hört, dauert nichts, was Jon macht, nur eine Minute«, sagte Laura und wackelte süffisant mit den Augenbrauen.
    »Wann hast du denn mit Beth geredet?«, fragte Tracie. Wie es schien, redete die kleine Miss Plappermaul hinter ihrem Rücken mit jedem.
    »Den halben Nachmittag«, gestand Laura, während sie Erdnussschalen in einen Papierkorb kehrte. »Sie hat die ganze Zeit auf einen Rückruf von Jon gewartet, aber der rief einfach nicht an, und bis dahin brauchte sie jemanden, mit dem sie über ihn reden konnte«, fügte Laura achselzuckend hinzu. »Ich war nur der Wahnableiter.«
    Tracie schüttelte den Kopf. »Verschon mich bloß mit Beth«, warnte sie Laura.
    »Hey, ich hab hier nicht genug Essen für vier Leute«, rief Phil, als Tracie zur Tür ging.
    »Macht euch da mal keine Gedanken«, erklärte Laura, »ich muss nicht unbedingt mitessen.«
    »Red keinen Quatsch«, sagte Tracie. »Es dauert doch nur ein paar Minuten. Wir machen einen kleinen Spaziergang, und danach werden wir alle drei gemeinsam essen.«
    Tracie öffnete die Tür, und wie immer umarmten sie und Jon sich. Sie war gespannt, wie Phil auf den nun auch innerlich verwandelten Jon reagieren würde, deshalb stellte sie sich auch hinter Jon, als dieser ins Wohnzimmer trat. Über Jons Schulter hinweg beobachtete Tracie Phil, wie er Jon von seinem stacheligen schwarzblauen Hemd bis hinunter zu den Sohlen seiner neuen Stiefel musterte. Phils Gesichtsausdruck wechselte von Überraschung über Bestürzung bis hin zu gespielter Gleichgültigkeit –
eine Veränderung, die Tracie stark an Zeitrafferaufnahmen vom Wechsel der Jahreszeiten im Disney Channel erinnerten.
    Lauras Reaktion war zwar um einiges subtiler, aber auch interessanter – und verriet sehr viel mehr Anerkennung. Laura starrte Jon unverwandt an, und einen kurzen Augenblick strahlte in ihren Augen jene Sehnsucht auf, die man sonst nur bei Männern beobachten kann, wenn sie einen Sportwagen bewundern, der viel zu schnell oder zu teuer für sie ist.
    »Hallo, Jon«, grüßte Laura in einem Tonfall, den sie nur einsetzte, wenn sie Eindruck schinden wollte.
    »Ich glaub es einfach nicht«, platzte Phil heraus, während Tracie und Jon ins Zimmer traten. Mit einem Mal wurde ihr klar, dass sie unmöglich vor Phil und Laura mit Jon über das reden konnte, was geschehen war.
    Phil stand auf, stellte die leere Raviolidose ab und drehte eine halbe Runde um Jon. »Die Sachen hast du doch nicht selber gekauft«, sagte er. »Das war Tracie.« Er wandte sich an Tracie. »Wo hast du die Jacke her?«, fragte er. »Die ist fast genau wie die, die ich mal hatte. Ich will auch so eine.«
    »Wir haben sie im -«, begann Jon, aber Tracie unterbrach ihn.
    »Verrate nie deine Quellen«, ermahnte sie ihn und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Wir gehen spazieren«, sagte sie zu Phil und Laura und schnappte sich ihren Mantel.
    »Was hast du mit deinem Haar gemacht?«, fragte Phil Jon, während Tracie ihn schon zur Tür hinausschob. Sie hatte die Hand zwischen seinen Schulterblättern, und bevor er Phil antworten konnte, hatte sie ihn auch schon hinausbugsiert.
    »Bin in einer halben Stunde wieder da«, rief sie über die Schulter zurück.
    Sie gingen die Treppe hinunter und auf die Straße hinaus, bevor sie wieder etwas sagte. »Also weißt du, ich versteh dich einfach nicht«, meinte sie, kaum dass sie den nassen Gehsteig betreten hatten.
    »Was?«, fragte er, aber sie merkte schon, wie verlegen er war. Er passte seine Schrittlänge der ihren an.

    »Ich arbeite wochenlang Tag und Nacht mit dir. Ich besorge dir ein Date. Ich betreue dich sogar noch während des Dates. Und dann hast du es nicht mal nötig, mich anzurufen und mir zu erzählen, wie es gelaufen ist, und ich muss von meiner Freundin erfahren, dass ihr miteinander geschlafen

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