Tolle Maenner
wurde betätigt, und Jon dachte schon fast, sie wären weg, als er merkte, dass das Gespräch weiterging. »Irgendwas an Jon hat sich definitiv verändert«, sagte Ron – oder Don.
»Du meinst, er ist nicht mehr so interessiert an der Database wie früher?«, fragte George nach.
»Nein, ich meine nicht die Arbeit«, sagte Don oder Ron. »Mir ist es auch aufgefallen. Er sieht irgendwie anders aus.«
»Ja, und die Miezen nehmen von ihm Notiz«, sagte Ron – oder Don. »Jennifer hat sogar gelächelt, als sie ihm heute Morgen das FedEx gegeben hat.«
»Jenny-Kätzchen hat einen einfachen Sterblichen angelächelt?«, fragte George. »Unvorstellbar!«
Jennifer war zweifellos sehr attraktiv, aber wohl allenfalls achtzehn. Sie arbeitete im Postraum, und wenn sie die Runde machte, stellten die Männer alle anderen Aktivitäten ein.
»Ich glaube, du hast Recht. Als er aus der Sitzung gegangen ist, um die Marketingdaten zu holen, haben ihn die Frauen mit ihren Blicken regelrecht verfolgt«, sagte Don – oder Ron.
»Du meinst wie in diesen Jesus-Hologrammen?«, fragte Ron mit umkippender Stimme.
»So ähnlich, aber mit mehr Sex«, sagte Don. Eine Pause entstand, und einen Augenblick lang dachte Jon wieder, sie wären gegangen. Dann redete Don weiter. Er hatte offenbar nachgedacht, denn als er sprach, tat er dies langsam und bedächtig. »Ich glaube, Jon ist... ein ganz scharfer Typ.«
»Homo! Homo!«, riefen die beiden anderen im Chor.
In seiner Kabine schüttelte Jon den Kopf. Die waren ja noch schlimmer als Potsie und Ralph aus Happy Days. Kaum zu glauben, dass sie ein sechsstelliges Jahreseinkommen einstrichen.
»Haltet endlich die Fresse«, brüllte Don sie an. »Erkennt ihr denn nicht die ganz Tragweite?«
»Was denn für eine Tragweite?«, fragte George.
»Jon hat was getan, um sich zu ändern. Etwas, was auf die Frauen wirkt.«
»Na und?«, sagte George.
»Und? Ganz einfach! Was Jon kann, können wir schon lange«, erklärte Don triumphierend. Dann betrat jemand die Zelle neben Jon, in einem der Waschbecken lief das Wasser, und Jon stahl sich hinaus.
25. Kapitel
Als Tracie endlich einschlief, hatte sie Albträume. Um zwanzig Minuten nach sechs wachte sie schweißgebadet von einem dieser Träume auf. Sie war mit ihrem alten Hund Tippy zusammen und war ebenso überrascht wie glücklich darüber, dass er wieder am Leben war. Dann begann sie aus irgendeinem Traumgrund, ihn blau anzumalen. Der kleine Cockerspaniel hielt geduldig still, während sie ihn mit einem Lammfellroller am ganzen Körper blau anmalte, bis aus der Farbe nur noch die Augen traurig zu ihr hochschauten. Zum Schluss kippte sie ihm das letzte bisschen Farbe aus der Dose direkt über den Kopf und bedeckte damit auch noch seine Augen. Tippy rannte daraufhin kläffend im Kreis herum und begann, auf ihre Knöchel loszugehen. Er biss sie wieder und wieder, bis ihr Blut sich mit der blauen Farbe vermischte und sie schreiend erwachte. Es war ein furchtbarer Traum gewesen, und sie wollte danach nicht wieder einschlafen. Vielleicht kam ihr Albtraum ja aus Sorge, weil sie sich Sonntagabend nicht mit Jon treffen konnte. Das Warten auf seinen so genannten »Fortschrittsbericht« trieb sie fast zum Wahnsinn. Sie gönnte sich eine lange Dusche und viel Zeit, um ihr Haar zu föhnen, das schon viel zu lang war und dringend geschnitten werden musste. Auf dem Weg aus ihrer Tür stibitzte sie sich noch zwei von den kleinen Schokokeksen, die sie und Laura am Wochenende gebacken hatten, aß einen davon und legte den anderen für später in ihre Handtasche. Schließlich war heute Montag.
Die Montage waren immer besonders übel, weil Marcus sich am Morgen mit der Verlagsleitung traf und seine Freude darüber während der nachmittäglichen Redaktionssitzung an den Rest der Belegschaft weitergab. An diesem Montag aber hatte Tracie
nicht den üblichen Knoten im Magen, denn sie konnte es kaum erwarten, Beth’ Bericht zu hören. Jons Liebesleben sollte für ihre Karriere in verschiedener Hinsicht von Nutzen sein, wie ihr klar wurde, als Marcus an ihrem Büro vorbeiging und bei ihrem Anblick überrascht die Brauen hochzog. Sie warf ihm ihr ekelhaftestes Lächeln zu und sang ein fröhliches »Guten Morgen«.
Als er außer Sichtweite war, nahm sie den Schokokeks und den mitgebrachten Kaffee und stellte beides auf ihren Schreibtisch. Wenigstens war es kein Muffin. Hin und her gerissen zwischen Lauras Kochkunst und Jons Liebesleben aß sie weit mehr als sonst. Die
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