Tolle Maenner
servieren lassen, statt hier herumzusitzen, einer strahlenden Beth ins Gesicht schauen und einen Artikel
über Muffins schreiben zu müssen. »Von jetzt an müsst ihr beide das unter euch ausmachen«, sagte sie. »Ruf ihn doch einfach an, wenn du ihn unbedingt sehen möchtest.«
»Ich hab ihn ja schon dreimal angerufen«, gestand Beth. Erneut hätte Tracie ihr am liebsten ins Gesicht geschlagen, und so legte sie vorsichtshalber eine Hand auf die andere. »Stell dir vor«, fuhr Beth fort, »er hat zu Hause nicht mal einen Anrufbeantworter oder eine Mailbox, unter der er zu erreichen wäre. Ist das nicht merkwürdig?« Tracie zuckte nur mit den Achseln. »Er ist doch nicht verheiratet, oder?«
»Glaubst du, ich würde dich mit jemandem zusammenbringen, der verheiratet ist?« Tracie schüttelte den Kopf. Wie hatte Laura Beth noch genannt? Dumme Kuh?
»Glaubst du, er hat eine feste Freundin?«, fragte Beth, die Gnadenlose. »Meinst du, er lebt mit ihr zusammen?«
»Ich weiß, dass das nicht der Fall ist.« Wenn Tracie Beth erzählt hätte, dass für Jon – oder Jonny – bislang gar nichts anderes zur Diskussion stand, als allein zu wohnen, hätte Beth ihn wahrscheinlich wie eine heiße Kartoffel fallen lassen. »Zumindest war das bis vor kurzem so.«
»Dann versuch ich’s eben noch mal«, meinte Beth.
»Meinst du nicht, dass es besser wäre, einfach eine Weile abzuwarten?«, fragte Tracie. Und mit einem Mal hatte sie das unangenehme Gefühl, dass sie eigentlich weder Beth noch Jon sonderlich leiden konnte.
26. Kapitel
Phil und Laura saßen an Tracies Esstisch und spielten Karten. Sie spielten um Peanuts – aber nicht um niedrige Einsätze, sondern wortwörtlich um Erdnüsse, da Tracie zu Phils Empörung keine Chips besaß. Tracie sah ihre Notizen und Fotos durch, aber das Gelächter von nebenan lenkte sie zu sehr ab. Vielleicht lag es auch an etwas anderem. Sie hatte immer noch nicht richtig mit Jon gesprochen. Schon merkwürdig: Der Artikel wollte ihr einfach nicht von der Hand gehen, während die Verwandlung offenbar gewaltige Fortschritte machte. Obwohl sie Jons Version vom Abend mit Beth noch nicht kannte, war Tracie entschlossen, sich darüber nicht den Kopf zu zerbrechen. Immerhin lieferte ihr diese neueste Entwicklung nicht nur einen Schluss für ihren Artikel, sondern gewissermaßen auch die Rechtfertigung für ihn. Sie sollte dankbar sein und weiter schreiben.
Aber sie kam einfach nicht voran. Ohne Termindruck fiel es ihr schwer, sich zu konzentrieren. Erst einmal wollte sie lieber etwas essen oder Jon anrufen oder den Fernseher einschalten oder sich einfach nur eine Minute hinlegen und die Augen schließen. Am liebsten hätte sie beim Kartenspiel mitgemacht, da die beiden großen Spaß dabei zu haben schienen.
Tracie hörte, wie Laura die Hand auf den Tisch knallte und »Rommé!« rief. Auf ihrem Bett sitzend, schüttelte Tracie aus Mitleid mit Phil den Kopf. Aus ihrer Zeit in Encino wusste sie, dass Laura in Rommé nicht zu schlagen war. Einmal hatte sie die gesamte Pfadfinderinnentruppe um ihr Geld, ihren Schmuck und ihre Barbiepuppen erleichtert.
Tracie musste lächeln, als sie daran dachte, bevor sie sich wieder zwang, sich auf ihren Artikel zu konzentrieren. Sie seufzte.
Solange sie nicht mit Jon gesprochen und herausgefunden hatte, was wirklich mit Beth lief, kam sie nicht weiter.
War Jon auf einmal so unerreichbar geworden? Ging er ihr womöglich gar aus dem Weg? Unmöglich war es nicht. Vielleicht mochte Jon Beth ja wirklich. Tracie wusste, dass das Gespräch ein bisschen heikel werden konnte, da sie fest davon überzeugt war, dass Beth auch nicht annähernd gut genug und ganz bestimmt nicht intelligent genug für ihn war. Aber da Jon schon so lange keine Frau mehr gehabt hatte, bestand natürlich die Gefahr, dass er Sex mit Liebe verwechselte. Tracie kam zu dem Schluss, dass sie ganz behutsam versuchen musste, ihn von diesem Irrglauben abzubringen, gleichzeitig aber dafür sorgen musste, dass er Beth nicht wehtat, wenn er sich von ihr trennte.
Aber wer weiß, dachte sie, vielleicht klappte es ja mit den beiden, und ich sollte mich lieber raushalten. Schließlich waren schon oft genug Freundschaften zerbrochen, wenn Leute sich ineinander verliebten und heirateten. Sie glaubte, sich zu erinnern, dass das auch bei den Beatles der Fall gewesen war, war sich aber nicht mehr sicher, bei welchen genau. Vielleicht bei Paul und Linda, als sie heirateten.
Heiraten! Die Vorstellung, dass Jon
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