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Tolle Maenner

Tolle Maenner

Titel: Tolle Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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du ihm nicht noch so’ne Elvis-Costello-Brille besorgen?«, fragte sie Tracie und bedachte sie mit einem Blick, der schon fast an Hochachtung grenzte. »Ich nehm alles zurück. Du bist doch nicht ganz unbrauchbar«, erklärte sie Tracie. Dann schaute sie Jon besorgt an. »Sieht ganz schön fertig aus, der Knabe.«
    Tracie schüttelte den Kopf. »Nein. Seine Augen sind zu hübsch. Er kriegt Kontaktlinsen.«
    Jon kam sich vor, als wäre er gar nicht anwesend. Meinten das die Frauen damit, wenn sie sagten, dass Männer sie als Objekt behandelten? Jon war sich nicht ganz sicher, ob es ihm missfiel, aber merkwürdig fühlte es sich schon an.
    »Tracie, ich kann diese Dinger nicht tragen.« Jon nahm die Brille ab und rieb sich das Nasenbein.

    »Wow!«, riefen Molly und Tracie gleichzeitig.
    »Liegt es daran, dass er einen Sehfehler hat?«, fragte Molly. »Oder hat er einfach so tolle Augen?«
    »Weiß ich selber nicht, aber es funktioniert«, grinste Tracie. »Ab sofort musst du ohne Brille auskommen«, erklärte sie Jon.
    »Ohne meine Brille knalle ich gegen sämtliche Wände und Türen«, jammerte Jon.
    »Super! Narben turnen jede Frau an.« Tracie stand auf, trat ein paar Schritte zurück und betrachtete ihn aus einem anderen Blickwinkel.
    »Warum willst du eigentlich keine Kontaktlinsen? Hast du es je probiert?«
    »Halt mich jetzt meinetwegen für verrückt, aber mir wird schon bei der Vorstellung schlecht, mir diese winzigen Glasdinger in die Augen zu schieben.«
    »Entweder Kontaktlinsen oder Blindflug, denn die hier kannst du unmöglich weiter tragen«, erklärte Tracie entschieden mit seiner Brille in der Hand. »Wenn du so blinzelst, siehst du aus wie ein neugeborener Welpe.«
    »Steht ihm aber verdammt gut.«
    Verlegen spürte Jon, wie er rot anlief, und er griff nach seiner Brille. Dann fiel Molly der Motorradhelm auf dem Tisch ins Auge. Fang bitte nicht damit an, Molly, flehte er innerlich.
    »Hast du etwa auch ein Motorrad, Süßer?«, fragte sie so atemlos wie ein weiblicher Beatles-Fan damals im Shea-Stadion.
    »Nein, aber Tracie meint, ich sollte mit dem Helm herumlaufen, als hätte ich eins.«
    »Das war aber auch mein einziges Zugeständnis an seinen Geldbeutel«, erklärte Tracie der Kellnerin, in deren Gegenwart sie sonst nie so gesprächig war. »Außerdem würde er sich mit einem Motorrad nur umbringen und damit meine ganzen Anstrengungen zunichte machen.«
    »Vielen Dank für deine wirklich rührende Sorge um mein Wohlergehen.«
    »Ist er auch tätowiert? Oder gepierct?«, erkundigte sich Molly.
    Tracie seufzte enttäuscht. Den Seufzer kannte Jon. Bevor die Woche um war, würde sie versuchen, ihn zu so was wie einer Suzuki GS 1100 zu überreden. »Da hat er leider die Grenze gezogen.« Dann schaute sie wieder Jon an. »Ich hab gar nicht gewusst, dass du so einen starken Bartwuchs hast.«
    »Ich rasier mich ja auch zweimal am Tag.«
    »Ehrlich?«, fragte Molly und zog die Brauen hoch. »Das deutet auf jede Menge Testosteron hin, Süßer.«
    Tracie starrte ihn nachdenklich an. »Von jetzt an rasierst du dich nur noch alle drei Tage«, verkündete sie.
    »Oh. Die alte George-Michael-Geschichte«, kommentierte Molly unter zustimmendem Nicken. »Könnte hinhauen.«
    »Wird es aber nicht«, erklärte Jon. »Ich kann doch nicht so zur Arbeit kommen; das sieht ja aus, als hätte ich die ganze Nacht durchgesoffen.«
    »Warum eigentlich nicht? Dann würde sich bestimmt die eine oder andere Frau Gedanken über dein Privatleben machen«, sagte Molly und grinste lüstern.
    »Ja. Und dann kriegst du vielleicht endlich eines«, fügte Tracie hinzu.
    Molly verschränkte die Arme und schaute auf die beiden hinunter. »Also, was kann ich euch beiden Opfern der Mode bringen? Ihr wart noch nie am frühen Abend hier, und ich bin schon ganz neugierig.«
    »Für mich nur ein Bier«, sagte Tracie.
    »Ich nehm einen Cappuccino.«
    Tracie schnitt eine Grimasse.
    Molly zog ab, um die Getränke zu holen. Tracie beugte sich über den Tisch. »Du siehst echt gut aus, Jon. Und du warst sagenhaft geduldig. Du hast nicht ein einziges Mal protestiert. Zur Belohnung« – sie legte eine Kunstpause ein – »lade ich dich zum Cappuccino ein. Es könnte dein letzter sein.«
    »Immer diese Versprechungen.« Jon seufzte. Nun, da es vorbei war, schien es ihm, als hätte die Episode sogar einen gewissen Charme gehabt. Er stellte sich vor, wie Tracie und er sich viele
Jahre später einmal treffen und sich über diesen Tag unterhalten

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