Tolle Maenner
gesellt, die zu flirten und mit den Wimpern zu klimpern begannen.
»Ich glaube, er ist ein Aramis-Mann«, sagte die Blonde.
»Und wie ist ein Aramis-Mann so?«, erkundigte sich Jon.
»Schön. Wichtig. Und Single.« Die Blonde warf einen Blick auf Tracie. »Ist das Ihre Schwester?«
»Nein, ich bin seine Mutter«, fauchte Tracie und starrte Jon an, der errötete. »Wir suchen nach etwas weitaus Subtilerem, als Sie zu bieten haben«, erklärte sie und wandte sich wieder der älteren Frau zu.
Mittlerweile hatte die Rothaarige Jons rechten Arm gehoben und knabberte daran wie an einem Maiskolben. Jon lächelte sie reichlich blöde an, bis Tracie ihr seinen Arm entriss.
Der Verkäuferin war derweil auf Jons Handgelenken und Armen alle verfügbare Haut ausgegangen. Sie nahm eine Kristallkaraffe in die Hand und lächelte ihm zu. »Vielleicht sagt Ihnen ja das hier zu«, meinte sie. »Es ist zwar sehr teuer, aber ich glaube, das würde zu Ihnen passen.« Sie sprühte es auf seinen Hals und wandte sich an die Blondine. »Was sagst du dazu, Margie?«
Margie machte sich sofort an Jon heran, hielt ihr Gesicht an seine Brust und schnupperte an seinem Hals. Tracie fasste es nicht. Frauen waren absolut schamlos.
»Da ist Patschuli drin«, wandte Tracie ein. »Das trägt schon seit 1974 keiner mehr.«
»Das kommt jetzt wieder«, sagte Margie und warf Jon einen verführerischen Blick zu. »Sie hoffentlich auch.« Jon errötete erneut.
Tracie beschlich allmählich das Gefühl, dass ihr die Situation entglitt, und das gefiel ihr gar nicht. Als die ältere Verkäuferin einen weiteren Flakon hervorholte und begann, Jons Hemd aufzuknöpfen, um ein wenig von dem Parfüm auf seine Brust zu sprühen, schlug Tracie ihre Hand weg. »Die Auswahl ist schon groß genug«, erklärte sie der Frau. Jon schnupperte weiter wie ein Spürhund, während die drei Verkäuferinnen zwar nicht den Blick von ihm wandten, aber wenigstens die Finger von ihm ließen. Jon schien es zu genießen, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, bis er plötzlich zu niesen begann.
Und er nieste nicht nur einmal, sondern drei und dann ein Dutzend Mal, bis er sie alle eingenebelt hatte. Selbst die Blonde trat den Rückzug an. Tracie reichte ihm ein Papiertaschentuch. Endlich von seinem Fanclub befreit, entschied sie sich für Lagerfeld. Die Verkäuferinnen jubelten, und Jon hielt sich den Kauf trotz seines Niesanfalls wie eine Trophäe über den Kopf. Er grinste und zückte seine Kreditkarte, ohne dass Tracie es ihm sagen musste.
Wieder auf der Straße, brach Jon unter der Last seiner Einkäufe fast zusammen. »Ich bin fix und fertig«, erklärte er.
»Ja, das Einkaufen kann einen ganz schön schlauchen«, bestätigte Tracie, obgleich sie in Hochstimmung war. Und als sie an der nächsten Ampel an einem Auto vorbeikamen, hob die Fahrerin – eine ältere Blondine – ihre Sonnenbrille, um Jon besser würdigen zu können. »Jetzt bist du so weit«, sagte Tracie.
»Für was? Für ein paar abwehrsteigernde Medikamente und einen Tag Bettruhe?«
In der Sicherheit des Java saßen Jon – in einigen seiner neuen Kleidungsstücke – und Tracie an ihrem üblichen Tisch, und um sie herum stapelten sich ihre Einkäufe. Molly steuerte auf sie zu, doch Jon war sogar zu müde, den Kopf zu heben, um sie zu begrüßen.
Er streifte die neuen Stiefel von den Füßen, denn sie taten schon weh.
»Was machst du denn hier? Und wo ist Jon?«, fragte Molly. Einen Augenblick lang fürchtete Jon schon, sich vor Erschöpfung in Luft aufgelöst zu haben. Tracie aber lächelte nur, als wüsste sie, was jetzt geschehen würde.
»Ich weiß, wo er ist, aber du musst es selbst herausfinden«, erklärte sie Molly.
Molly reichte erst Tracie und dann Jon eine Speisekarte. Als Jon danach griff, hielt sie inne, blinzelte ihn an und erschrak. »Ach du meine Scheiße! Bist du das?« Sie schaute Tracie mit ganz neuer Hochachtung an. »Gut gemacht, Mädel! Ausgezeichnet!« Dann wandte sie sich wieder Jon zu. »Steh doch mal auf, Aschenbrödel.« Molly nahm seine Hand, zog ihn in den Gang und ging langsam um ihn herum. »Mein Gott! Du siehst ja fantastisch aus. Mach dich auf was gefasst.«
»Wieso?«
»Wirst du schon noch sehen. Wo hast du das tolle Jackett her? Und den fantastischen Jumper?«, fragte Molly.
Da er keine Ahnung hatte, was ein Jumper war, zuckte er nur mit den Achseln. »Tracie hat mir geholfen«, antwortete er.
»Echt Wahnsinn! Bis auf die Brille gefällt mir alles. Willst
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