Tolle Maenner
der wird schon noch auf dich warten. Hey, jetzt lerne ich den Computerheini endlich mal kennen.« Laura lachte. »Bis später«, sagte sie und legte auf.
Tracie drückte den Knopf für Leitung eins, und tatsächlich – Jon war noch dran. »Was ist denn los?«, fragte er.
2. Kapitel
»Wird das nicht ziemlich unbequem für dich?«, fragte Laura, den beachtlichen Hintern in die Luft gereckt und den Kopf in der untersten Schublade der Kommode, die Tracie für sie leer geräumt hatte. Sie verstaute gerade ihre T-Shirts. Tracie hatte immer schon bewundert, wie ordentlich Laura ihre Wäsche zusammenlegte. Wenn sie allerdings ein Teil anzog, sah es bald so chaotisch aus wie ihr wildes dunkles Haar.
Während sie Laura so zusah, wurde Tracie erst richtig klar, wie sehr sie eine Freundin vermisst hatte. Sie verstand sich zwar sehr gut mit Beth und ein paar anderen Frauen in der Redaktion, aber das waren eben nur Kolleginnen. Jon war ihr bester Freund, und sie mochte ihn wirklich sehr, aber trotzdem war sie froh, Laura wieder zu haben.
»Klar wird das unbequem. Mit einer Freundin eine Zweizimmerwohnung zu teilen, wenn auch noch öfter mal der Lover vorbeischaut, wird sogar sehr unbequem, aber das heißt noch lange nicht, dass es keinen Spaß machen wird. Ich freue mich richtig, dass du da bist.« Tracie stieß einen schrillen Schrei aus wie in ihren High-School-Zeiten und breitete die Arme aus.
Laura konnte einen herrlich umarmen. Manchmal dachte Tracie, dass sie Laura vor allem wegen ihrer herzlichen Umarmungen so mochte – und weil sie so gut zuhören konnte. Sie hatten sich in der siebten Klasse kennen gelernt und sich in den nächsten sechs Jahren häufiger gesehen als die meisten Ehepaare. Während der ganzen Zeit hatten sie nicht einen Streit oder auch nur eine größere Meinungsverschiedenheit gehabt – wenn man von dem einen Mal absah, als Laura für den High-School-Ball unbedingt ein Kleid mit einem Webpelzbolero kaufen wollte.
Tracie hatte sich entschieden dagegen ausgesprochen, weil Laura darin eine geradezu unglaubliche Ähnlichkeit mit einem Gorilla hatte (was sie ihr natürlich nicht sagen konnte).
Tracie glaubte, dass sie einander so nahe gekommen waren, weil sie beide damals so dringend jemanden brauchten und weil sie zugleich so unterschiedlich waren. Laura war groß, Tracie klein. Laura war kräftig (nur Gott allein wusste, wie viel sie wog), Tracie ziemlich dünn (Größe 36, aber die Bulimie hatte sie hinter sich gelassen, seit sie Laura versprochen hatte, nicht zu erbrechen). Tracie hatte eine jungenhafte Figur fast ohne Busen und trug ihr Haar kurz und mit blonden Strähnchen. Laura dagegen war eine brünette Erdmutter mit gewaltigen Brüsten und einer nicht zu bändigenden Mähne. Laura hatte immer gerne gekocht, während Tracie nicht einmal mit Sicherheit sagen konnte, ob es in ihrem Haus in Encino überhaupt eine Küche gegeben hatte.
»Du kannst so lange hier bleiben, wie du willst. Solange du keine Muffins backst«, sagte Tracie zu ihrer Freundin, als sie sich aus ihrer Umarmung lösten. »Ich finde, du solltest ganz nach Seattle ziehen. Aber mach, was du willst, solange du nicht zu Peter zurückgehst.«
»Peter, Peter, Frauen sieht er, Frauen neckt er, Frauen leckt er«, trällerte Laura.
»Hat er das wirklich gemacht, als du sie überrascht hast?«, fragte Tracie.
»Sicher. Irgendwie war das für mich noch viel schlimmer, als wenn sie einfach nur gevögelt hätten«, erklärte Laura. Sie hörte mit dem Auspacken auf und setzte sich auf Tracies Bett. »Ein Mann kann eine Frau vögeln, ohne sie zu mögen, aber doch nicht...« Sie unterbrach sich und schüttelte den Kopf. »Mein Gott, mich hat er fast nie geleckt.« Sie seufzte und tauchte wieder in ihre Reisetasche ein, um ein weiteres perfekt zusammengefaltetes T-Shirt herauszuholen.
»Ist ja auch egal«, meinte Tracie. »Jetzt, wo du ihn sowieso nie mehr sehen wirst. Er wird dich vermissen.«
»Ob er mich vermissen wird, weiß ich nicht, aber meine Rippchen mit Schmorkohl und Mango-Apfel-Preiselbeer-Soße vermisst er ganz bestimmt.« Laura lachte. »Aber genug von Peter. Ich kann es gar nicht erwarten, den berühmten Phil kennen zu lernen.«
Tracie wackelte in einer schwachen Imitation von Groucho Marx mit den Augenbrauen. »Darauf wirst du nicht allzu lange warten müssen. Pack einfach weiter aus, während ich an diesem blöden Artikel arbeite. Dann besorgen wir uns was zu essen. Und danach treffen wir uns mit Phil im
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