Tolle Maenner
Cosmo.«
»Was ist denn das Cosmo?«
»Es ist einfacher, dich dahin mitzunehmen, als es zu erklären«, sagte Tracie. »Du wirst schon sehen.«
Das Cosmo war gerammelt voll, als Tracie und Laura durch die großen schwarzen Glastüren eintraten. Mit seinen drei getrennten Tanzflächen war es riesig; an den schwarz gestrichenen Wänden leuchteten Neonröhren, und Stroboskop- und Schwarzlichtlampen erzeugten die Illusion ständiger Bewegung. Laura schaute sich um. »Der Albtraum eines jeden Epileptikers«, spöttelte sie, als sie sich zu der überfüllten Bar durchkämpften.
»Die Light-Show hier ist toll«, brüllte Tracie, um sich in dem Lärm verständlich zu machen.
»Was sagst du – hier gibt’s eine Show?«, schrie Laura zurück.
»Die Light-Show ist toll – die Light-Show!«, brüllte Tracie und sah dann an Lauras Lächeln, dass diese verstanden hatte. »Yeah.« Tracie grinste zurück.
Das Lokal war voller Stammgäste, alle unter dreißig, die sich für ganz besonders hip hielten. Insgeheim fand Tracie die Jeunesse dorée von Seattle immer ein wenig merkwürdig. Sie hatten sehr viel mehr Geld und sehr viel weniger Geschmack als die Leute in L. A. oder in anderen Städten, die Tracie kannte, aber das gefiel ihr gerade an ihnen. Sie sahen entweder aus, als hätten sie vor dem Ausgehen vergessen, sich zu stylen, oder als hätten
sie sich für eine Star-Trek-Convention angezogen. Tatsächlich wirkten die meisten jungen Leute von Seattle auf sie wie Ex-Trekkies, die ihre Begeisterungsfähigkeit in andere Kanäle gelenkt hatten. Soeben spielte eine Swing-Band, und die Leute tanzten paarweise. Viele waren im Stil der Vierziger gekleidet. Tracie fand zwar die Klamotten ziemlich cool, konnte aber ansonsten wenig damit anfangen.
»Ich auch nicht«, sagte Laura, als hätte Tracie ihre Gedanken laut geäußert.
Tracie nahm ihr Glas, trank es aus und versuchte, einen weiteren Drink zu bestellen. Phil kam wie immer zu spät.
»Hey, wie viele Gläser von dem Zeug hast du eigentlich schon intus? Und dabei ist noch nicht mal Mitternacht«, kommentierte Laura.
»Ich bin einfach nur... ein bisschen nervös. Weißt du, dieser Muttertag bringt mich immer irgendwie aus der Fassung«, räumte Tracie ein. Und der Artikel. Und Marcus. Und dass Phil noch nicht da war. Und...
»Glaub mir, eine Mutter zu haben kann auch ganz schön anstrengend sein«, erklärte Laura und legte Tracie den Arm um die Schultern.
Tracie stellte sich auf die Querstreben eines Barhockers, um einen Blick über die Menge zu werfen. Das Haar fiel ihr in die Augen, und die Lichter blendeten sie, sodass sie nicht viel sehen konnte. Kein Phil weit und breit. Mit einem Handzeichen bestellte sie einen weiteren Drink, und diesmal nahm der Mann an der Bar von ihr Notiz. »Ich möchte heute Nacht einfach nur noch sicher sein, dass ich mit Phil nach Hause gehe und morgen früh mit ihm aufwache.«
»Während ich still in die Kissen heule«, sagte Laura und fügte hinzu: »Hey, du hast es verdient nach der Arbeit an diesem blöden Muttertagsartikel. Marcus hätte dir die Geschichte nicht aufbrummen dürfen. Das hat dir doch total die Laune verdorben.«
»Chefredakteure sind selten für ihre Sensibilität berühmt. Und meine Zimmergenossinnen haben immer eine große Klappe.«
»Ich bin nicht deine Zimmergenossin«, warf Laura ein. »Ich bin nur auf Besuch, bis ich über die Sache mit Peter hinweg bin.«
»Mein Gott! Das kann Jahre dauern.«
»Nein. Jahre hat es gedauert, um über Ben hinwegzukommen.« Laura hielt inne, überlegte und redete weiter. »Mit Peter wird es nur Monate dauern. Sofern er nicht anruft und bettelt.«
»Dann lass ihn doch einfach abblitzen.«
»Was?«
»Sag ihm, dass er es vergessen kann.«
»Was hast du gesagt?«, brüllte Laura.
Tracie zog einen Post-it-Block heraus – sie hatte immer einen dabei – und kritzelte etwas darauf. Sie knallte ihn auf die Bar: »Sag einfach nein.« In einer Ecke saß eine Gruppe besonders zählebiger Punkrocker beim Bier. »Die Swollen Glands«, erklärte Tracie und deutete auf sie. »Phils Band.«
»Swollen Glands – Geschwollene Drüsen?« Laura schien nicht gerade begeistert. »Na ja, mein Typ sind die nicht unbedingt, aber immer noch besser, als hier rumzuhängen. Vielleicht spendieren sie uns ja einen Drink.«
»Ja, und vielleicht kriegen sie auch die Ehrenmedaille verliehen.«
Die beiden jungen Frauen bahnten sich einen Weg durch die Menge hinüber zur Gruppe in der Ecke.
»Hallo,
Weitere Kostenlose Bücher