Tolle Maenner
ihren Verstand. Sie brauchte dringend eine Ablenkung. »Du hast Wichtigeres zu tun«, erklärte ihr Tracie. »Ich möchte, dass du deinen Kleiderschrank nach Sachen durchforstest, die du für ein Date am Freitag anziehen kannst.«
»Wozu die Mühe?«, fragte Beth. »Ich hab doch schon seit Monaten kein Date mehr gehabt.«
»Nächsten Freitag hast du eines«, informierte Tracie sie. »Ich hab es organisiert.« Laura tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn, um Tracie zu sagen, was sie von ihr hielt. Dann deutete sie auf die Soße.
»Und mit wem?«, fragte Beth, und Tracie hörte die Neugier und das Interesse aus ihrer Stimme, obwohl Beth versuchte, sich gleichgültig zu geben. »Doch wohl hoffentlich keiner von deinen elenden Musikern«, fügte Beth hinzu. »Ich will nicht schon wieder die ganze Nacht ein Bier nach dem anderen ausgeben wie beim letzten Mal.«
»Nein, nein«, versicherte ihr Tracie. »Dieser Typ ist wirklich cool, und Musiker ist er auch nicht.« Es war wohl besser, wenn sie ein bisschen geheimnisvoll tat. Sie log: »Was er beruflich so macht, weiß ich nicht genau, aber er ist wirklich süß.«
»Und wie heißt er?«, fragte Beth.
»Jonny«, log Tracie.
Laura stemmte erneut beide Hände in die Hüften – gar kein gutes Zeichen -, und Phil war gewaltig am Schmollen. »Ich muss jetzt Schluss machen«, erklärte sie Beth. »Wir sprechen uns dann morgen bei der Arbeit.« Das wird ihr wenigstens was zum Nachdenken geben, dachte sie, als sie auflegte und sich wieder Laura zuwandte.
»Du machst ein Date für ihn aus?«, fragte Laura.
»Also, zuerst dachte ich, ich bringe ihn wohin, wo er selber ein Mädel aufgabeln kann. Aber falls das nicht funktioniert, braucht er ein Date.«
»Ich würde freiwillig mit ihm ausgehen«, meinte Laura. »Ich meine nur zum Üben.«
»Ach, schon gut«, sagte Tracie so beiläufig wie möglich. »Aber das wäre wohl keine so gute Idee. Nicht nachdem du ihn auf dem Markt hast abblitzen lassen.« Sie dachte einen Augenblick nach. »Beth wird es gut tun. Sie versucht gerade, über Marcus wegzukommen.«
»Die Beth aus dem Fitnesscenter?«, fragte Laura. »Das ist doch eine dumme Kuh.«
»Schon, aber immerhin ist sie attraktiv, und es geht ja nur um ein Date.«
Laura drehte sich zum Sofa um, als wollte sie Phil fragen...
aber Phil war nicht mehr da. »Wo ist er denn hin?«, fragte sie Tracie.
Tracie zuckte mit den Achseln. Er war wohl im Schlafzimmer und schmollte. Sie deckte den Topf mit dem einzigen Deckel ab, den sie im Haus hatte und den sie aus einem Teller und Alufolie improvisiert hatte. »Kann ich das jetzt so vor sich hin köcheln lassen?«, fragte sie. Sie fühlte sich, als würde sie in zehn Richtungen gleichzeitig gezerrt. Sie musste unbedingt zu Phil, um ihn zu besänftigen, und sie musste auch an ihrem Artikel arbeiten oder zumindest ihre Notizen auf den neuesten Stand bringen.
»Aber klar doch«, meinte Laura bissig. »Was ist Tomatensoße schon, verglichen mit wahrer Liebe?«
Tracies Hand stank nun wirklich grauenhaft nach Knoblauch. »Ach, komm schon, Laura. Gib mir lieber mal’ne Zitrone.«
»Tut mir Leid, keine Zitrone mehr da – von dem Typen da drin abgesehen«, sagte Laura fröhlich und deutete mit einer Kopfbewegung zum Schlafzimmer.
»Danke«, sagte Tracie. »Pete ist auch ein ganz toller Typ.«
»Aber Pete ist nicht in meinem Schlafzimmer«, erklärte Laura. »Ich muss da nicht reingehen und Frohsinn verbreiten.«
Phil lag auf ihrem zerwühlten Bett, die Gitarre neben sich. Er atmete tief, das Gesicht in eines ihrer Kissen gedrückt. Irgendwie aber merkte Tracie, dass er nur so tat, als schliefe er. Das hatte sie als Kind auch immer gemacht, wenn ihr Vater nach ihr sah. Sie setzte sich aufs Fußende des Bettes und legte ihm zärtlich die Hand auf den Knöchel. »Schläfst du schon?«, fragte sie.
Übertrieben plötzlich hob er den Kopf. »Nein«, sagte er einen Augenblick später und rieb sich mit dem Handrücken über ein Auge. »Ich wollte nur noch ein paar Sachen auf der Gitarre ausprobieren.«
Das Wissen, dass er seine Gelassenheit nur vorspielte, hatte etwas sehr Intimes; es war, als hätte sie ein Kind dabei ertappt, wie es etwas vortäuschte. In vieler Hinsicht war er ja auch wie ein Kind. Tracie wurde beinahe schüchtern. »Hör mal, ich bin total im Rückstand mit meinem Hackbraten-Artikel, und außerdem
soll ich über die Eröffnungsveranstaltung im EMP berichten. Weißt du noch? Vielleicht magst du ja
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