Tolle Maenner
mitkommen?«
»Ins EMP? Mein Gott, das EMP ist stinklangweilig.« Wieder erkannte Tracie, dass er nur seine Enttäuschung verbarg. Bob hatte davon gesprochen, dass die Glands durch Vermittlung des Freundes eines Freundes von ihm vielleicht im Experience Music Project spielen dürften, aber der Auftritt – falls man ihn dort jemals ernsthaft in Erwägung gezogen hatte – war nie zu Stande gekommen. Seither hatte Phil für das Museum, das im ganzen Land Schlagzeilen machte, kein gutes Wort mehr übrig. Manchmal hatte Tracie großen Respekt vor Phils Bilderstürmerei und seiner inneren Unabhängigkeit, aber mitunter – so auch in diesem Fall – schwante ihr, dass er ganz einfach vorsorglich bestimmte Dinge ablehnte, bevor sie ihn ablehnen konnten.
»Frank Gehry soll auch kommen«, redete Tracie ihm zu. Gehry war das Genie, welches das Experience entworfen hatte.
»Na und?«, brummte Phil. »Die haben zweihundertfünfzig Millionen für etwas ausgegeben, das aussieht wie das Wrack vom Bus der Partridge-Familie.«
»Ich will versuchen, ein Interview mit ihm zu machen«, sagte Tracie. »Mein Vater kennt ihn von L.A. her.«
»Nur zu«, sagte Phil. »Lass die Beziehungen spielen, die die anderen nicht haben. Mach nur, mir soll es recht sein, wenn du’s auf andere Weise nicht schaffst, aber erwarte nicht von mir, dass ich dir dabei zuschaue oder etwa helfe.«
Tracie schüttelte den Kopf. Warum musste er bloß so eklig sein? Manchmal hatte sie den Eindruck, dass immer, wenn sie einander nahe waren, Phil alles kaputt machen musste. Sie zuckte mit den Achseln. Sie wollte ihm nicht nachlaufen oder ihn bedrängen, doch dann fiel ihr ein, dass es vielleicht noch eine andere Möglichkeit gab, und sie startete einen zweiten Versuch.
»Willst du auch ganz bestimmt nicht mit?«, fragte sie. »Das könnte doch ganz lustig werden. Wir könnten tanzen, so wie früher.« Als sie sich gerade kennen gelernt hatten, tanzten sie ganze
Nächte durch. Sie war von seinen verrückten Bewegungen fasziniert gewesen. Sie waren... einfach einzigartig. Er tanzte nicht wie ein Weißer, versuchte sich aber auch gar nicht erst an einer albernen Rapper-Imitation. Er bewegte sich vielmehr wie ein Ballettroboter. Tracie kam es vor, als hätten sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr miteinander getanzt. »Ach komm«, bettelte sie.
Phil ließ sich auf die Matratze zurückfallen. »Nöö. Ich will jetzt wirklich noch ein bisschen üben.«
So ein Blödsinn!, dachte Tracie. Sie versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie verärgert und verletzt sie war. »Na schön. Ich dachte nur, du möchtest vielleicht Bob Quinto, den Manager, kennen lernen. Der sucht Leute...«
»Willst du mich etwa schon wieder überreden, irgend so einen spießigen Job anzunehmen?«, fragte Phil und setzte sich auf.
O nein, bloß nicht wieder die Tour. Nicht heute Nacht. »Aber nein. Ich meine doch nur...«
»Ich meine nur, dass du mir offensichtlich nicht allzu viel zutraust. Und das gefällt mir gar nicht.« Phil schwang seine langen Beine über die Bettkante und begann, einen Fuß in seinen Stiefel zu schieben.
»Tut mir Leid. Ich dachte nur, er wäre für dich eine gute Connection. Und danach, dachte ich, könntest du vielleicht hierher zurückkommen und...«
»Vergiss es, Tracie. Ich habe spät noch eine Probe.« Er schlüpfte in den anderen Stiefel.
»Auch gut«, sagte sie. »Ich wollte sowieso noch an meinem Verwandlungsartikel arbeiten.«
»Auch gut«, wiederholte Phil. »Dann sind wir also beide beschäftigt. Schade nur, dass ich das nicht vorher wusste. Dann hätte ich nicht so viel Zeit damit verschwendet, auf dich zu warten.« Er stand auf und verstaute seine Gitarre in der Hülle. »Viel Glück mit deinem Hackbraten.«
»Das ist jetzt aber nicht nett«, fauchte sie.
»Ich denke schon«, sagte Phil. »Nett für dich. Nett für dein
Ego.« Dann legte er den Kopf schief. »Du könntest die nächste Emma Quindlen werden«, sagte er, Jon dabei fast perfekt imitierend.
»Anna, nicht Emma«, knurrte Tracie ihm nach, als er die Wohnung verließ.
18. Kapitel
Tracie war auf dem Weg zu Mom’s, einem kleinen Restaurant auf der anderen Seite von Seattle, wo sie Sachen wie Makkaroniauflauf und hausgemachte Hühnerpastete servierten. Ihr Artikel über die Verwandlung war zwar abgeschmettert worden, aber die Idee mit dem besten Hackbraten in der Stadt war auch nicht übel. Sie seufzte. Nach einigem Nachdenken hatte sie dem Thema einen Blickwinkel abgewonnen, der
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