Tolle Maenner
Art. Eines Tages würde er einen richtig guten Ehemann abgeben. Aber als Erstes musste sie für ihn ein Date organisieren. Sie drehte die Hitze unter ihrer Soße zurück, und Laura nickte zustimmend.
Sie versuchte, sich einen Ort einfallen zu lassen, an dem Menschen zusammenkamen. Eine Kneipe oder ein Klub durfte es nicht sein, weil sie wusste, dass Jon sich da nie wohl fühlen würde, sondern – der Gedanke überkam sie wie eine Lawine, und sie lächelte über ihre eigene Analogie. Perfekt! Viel besser als ein Flughafen. »Hör mal«, sagte sie, »ich hab da eine Idee. Wie wär’s, wenn ich dich an einen Ort bringen würde, wo es etwas gibt, worüber du mit Frauen reden kannst?«
»Sprichst du mit mir?«, fragte Phil und zog die Brauen hoch. »Ich wäre nämlich interessiert.« Tracie schaute ihn stirnrunzelnd an.
»Wohin denn?«, fragte Jon zur gleichen Zeit misstrauisch.
»Ich weiß es, und du wirst es schon rechtzeitig erfahren«, erklärte Tracie.
»Jetzt wird’s ernst«, unterbrach Laura sie. »Jetzt geht es nämlich ans große Abschmecken.« Tracie nickte ihr zu und signalisierte: »Eine Minute noch.«
»Vertrau mir einfach«, beruhigte sie Jon und fragte sich, ob sie sein Flughafen-Fiasko in ihren Artikel einarbeiten konnte. Es wäre eine echt komische Sache, aber genau das würde ihm wohl
missfallen. Schuldbewusst dachte sie, dass sie Jon endlich von ihrer Idee mit dem Artikel erzählen sollte, aber das konnte sie auf keinen Fall jetzt tun – nicht nach dieser Demütigung, und nicht solange sie Laura und Phil im Nacken hatte. »Nur nicht die Nerven verlieren«, versuchte sie ihn aufzumuntern. »Ich finde es schon mal toll, dass du die Initiative ergriffen hast. Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden. Auch die längste Reise beginnt mit einem kleinen Schritt...«
»Und zu wenige Köche verderben die Soße«, fügte Laura viel sagend hinzu.
»Gut Ding wird Eile haben«, mischte sich Phil ein.
»Das stimmt aber nicht«, sagte Laura zu ihm.
»Schon kapiert«, sagte Jon zu Tracie.
»Will Weile heißt es«, erklärte Laura. »Will Weile.«
»Was heißt Will Weile?«, fragte Phil.
»Man sagt: Gut Ding will Weile haben«, führte Laura aus.
»Was für ein gutes Ding?«, erkundigte sich Phil.
Laura gab es auf.
»Also«, sagte Tracie zu John, »ich hätte da einen Plan. Bist du dabei?«
»Ich weiß nicht.«
»Du hast mir damals versprochen, dass ich das Mathe-Examen schaffen würde, und ich verspreche dir jetzt, dass ich dir ein Date verschaffe«, versicherte ihm Tracie.
»Also gut«, sagte er, aber er klang noch immer reichlich niedergeschlagen.
»Will Weile haben«, schrie Laura dazwischen.
»Ich muss jetzt Schluss machen. Wir unterhalten uns morgen darüber«, sagte Tracie zu Jon.
»Na schön. Danke, Tracie.«
»De nada.«
Erleichtert schaltete Tracie das Telefon aus und legte es an den Rand des Herds. »Du musst jetzt den Oregano und die übrigen Kräuter reintun«, wies Laura sie an. »Aber erst mal möchte ich, dass du noch mehr Knoblauch dazugibst.«
»Muss ich schon wieder Knoblauch hacken?«, fragte Tracie angewidert. Damit hatte sie noch vor den Zwiebeln begonnen. Sie würde wohl nie wieder sexy riechen, es sei denn, dass die neapolitanische Küche Phil anturnte. Gnadenlos drückte Laura ihr Knoblauchzehen und Schneidebrett in die Hand. Tracie folgte ein paar Minuten lang brav ihren Anweisungen, bis erneut das Telefon klingelte. Achselzuckend gab sie Laura zu verstehen, dass sie auch nichts dafür könne, und nahm den Hörer ab. Es war Beth.
»Ich ruf ihn jetzt an. Ich sitze hier allein, und er sitzt da drüben allein, und es gibt überhaupt keinen Grund, warum ich ihn nicht anrufen sollte«, meinte Beth.
»Du wirst ihn nicht anrufen«, erklärte Tracie. »Erstens ist er höchstwahrscheinlich nicht allein. Zweitens hat er ganz klar zu verstehen gegeben, dass er keine Beziehung mit dir will. Und drittens ist er dein Chef, falls du das vergessen haben solltest. Wenn du so weitermachst, verlierst du nicht nur seinen Respekt, sondern irgendwann auch noch deinen Job.«
»Ich will meinen Job nicht mehr«, jammerte Beth. »Das ist doch die reinste Folter, ihn jeden Tag zu sehen, ohne ihn haben zu können.«
Tracie schüttelte den Kopf. Die Haare fielen ihr in die Augen. Sie musste wirklich daran denken, einen Termin mit Stefan auszumachen. Beth stöhnte. Wie Beth wegen eines Fieslings in mittleren Jahren mit beginnender Glatze so gefühlsduselig werden konnte, überstieg
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