Tolle Maenner
diese Angelegenheit wohl doch ernster nehmen musste. Er war offensichtlich völlig durcheinander.
»... weil ich mir alles so schön ausgedacht hatte. Ich dachte, ich hätte den perfekten Plan. Aber man kann so etwas nicht planen. Man kann es nicht kontrollieren. Weil als ich am Flughafen angekommen bin und bei dem Flug keine war, die in Frage kam – ich meine, da war schon eine, die in Frage gekommen wäre, aber die war zu gut, und wie ich schon sagte, die andere war schwanger.«
»Welche andere?«, fragte Tracie, während sie den Kochlöffel nahm und die Soße umrührte. Sie fühlte sich in verschiedene Richtungen gleichzeitig gezerrt. Wie brachten Frauen es bloß fertig, zwei oder drei Kinder großzuziehen?
»Hat Dan seine Bassgitarre wirklich wie eine Leadgitarre gespielt?«, fragte Phil.
»Hundertprozentig«, sagte Laura. »Und wusstest du eigentlich, dass Laurie magersüchtig war?«
»Ehrlich? Auf die war ich rattenscharf.«
Tracie versuchte, sie mit Handzeichen zum Schweigen zu bringen. Jon redete immer noch. »Also bin ich zum nächsten Gepäckband und hab Carole angesprochen, aber dann war natürlich mein Gepäck auf dem falschen Band, und da bin ich wohl in Panik geraten und hab was Blödes gesagt, und dann hat sie sich verhalten, als ob ich -«
»Wer ist Carole?«, fragte Tracie, während Laura ihr ein paar große Blätter in die Hand drückte, mit denen Tracie nichts anzufangen wusste.
»Das Mädchen, das ich auf dem Flughafen kennen gelernt habe«, sagte Jon, dem anzuhören war, dass er allmählich die Geduld verlor. »Carole.«
»Reg dich nicht auf, ich hör dir schon zu. Ich hab nur ihren Namen nicht mitbekommen.« Was hab ich wohl sonst noch alles nicht mitbekommen?, fragte sich Tracie. »Wohin wolltest du eigentlich?«, hakte sie nach.
»Wohin ich wollte? Nirgendwo hin.«
»Und wo hast du diese Carole kennen gelernt?«
»Heute Abend auf dem Flughafen.«
»Aber warum warst du auf dem Flughafen, wenn du nirgendwo hinfliegen wolltest? Warst du mit Carole verabredet?« Tracie konnte sich nicht erinnern, dass es in Jons Leben eine Carole gab. Inzwischen zog Laura Tracie ein Blatt aus der Hand und warf es in die Soße.
Als Nächstes fuhr sich Phil mit dem Zeigefinger über die Kehle, um ihr zu bedeuten, sie solle das Gespräch endlich beenden, aber das konnte sie nicht. Laura nahm ihr den Kochlöffel wieder ab. Tracie entschuldigte sich achselzuckend. »Ich verstehe immer noch nicht«, sagte sie zu Jon. »Was hast du eigentlich am Flughafen gewollt?«
Während sie mit der einen Hand umrührte und mit der anderen das Telefon ans Ohr hielt, erzählte er ihr eine lange, verrückte Geschichte, die nur Jon so erzählen konnte. Sie lachte ein paar Mal, bis sie merkte, dass sie ihn damit womöglich kränkte. Danach schaffte sie es, sich während seines restlichen Vortrages zusammenzunehmen. Jon war wirklich eine Marke.
»Jedenfalls hab ich ihr meinen Namen und meine Telefonnummer auf die Hand geschrieben. Kannst du dir vorstellen, wie peinlich das für mich war?«
»Was soll’s, du siehst sie ja sowieso nie wieder.«
»Vielleicht doch. Sie hat nämlich was bei Micro/Con zu tun.« Dann verlor er endgültig jeden Bezug zur Realität. »Meinst du, wenn ich herausfinde, wo sie wohnt, und dann ein, zwei Tage warte, dass sie dann vielleicht mal mit mir ausgeht?«, fragte er.
»Ich meine höchstens, dass sie dir dann die Polizei auf den Hals hetzt«, erklärte Tracie. »Du hast es immerhin versucht, und jetzt vergiss es. Es gibt Dutzende andere. Jedenfalls kriegst du eine Eins für Originalität, und ein paar Sonderpunkte für die Raffinesse, aber ansonsten war es keine so gute Idee.«
»Warum denn nicht?«, fragte er. »Nur weil ich in Panik geraten bin? Vielleicht könnte ich es ja noch mal versuchen?«
»Nein, auf keinen Fall.« Sie seufzte und warf einen Blick auf die Soße, die richtig schön eindickte. »Hör mal, ihr zwei hattet nicht das Geringste gemeinsam, außer dass ihr beide am Flughafen wart. Ihr wart nicht mal im selben Flugzeug. Im Normalfall muss schon irgendeine Art von Gemeinsamkeit da sein, wenn was laufen soll«, erklärte sie. »Also hast du dir selbst ein Bein gestellt.«
Im Grunde war die Idee ziemlich raffiniert, dachte sie. Ein bisschen verrückt, aber typisch Jon. Dass er fähig war, sich so etwas auszudenken, entlockte ihr ein Lächeln. Und dass er unfähig war, die Sache durchzuziehen, war eben typisch für ihn. Er war vollkommen gaga, aber auf eine irgendwie süße
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